Saarbruecker Zeitung

Die Saarlouis Royals starten mit einem Pokalspiel in Würzburg in die neue Saison.

Marc Hahnemann will die fragwürdig­en Umstände seiner Rückkehr zu den Saarlouis Royals hinter sich lassen und durchstart­en.

- VON SEBASTIAN ZENNER

Marc Hahnemann macht vor dem ersten Pflichtspi­el der neuen Saison einen entspannte­n Eindruck. Als Trainer und sportliche­r Leiter des Frauenbask­etball-Bundesligi­sten inexio Saarlouis Royals kann er eine gewisse Gelassenhe­it gut gebrauchen. Zu turbulent lief es bei dem einstigen Spitzenclu­b in den vergangene­n Jahren. Dass die mittlerwei­le Zuständige­n dem 29-Jährigen ihr Vertrauen schenken, hat einen Grund: seine Expertise und sein Aufstieg. Zudem ruht in ihm die Hoffnung auf eine Annäherung

Marc Hahnemann

mit der Basketball­abteilung der DJK Saarlouis-Roden, die bis zur Abspaltung 2010 den Unterbau der Royals bildete. Hahnemann genießt auf beiden Seiten Anerkennun­g.

„Basketball-Trainer zu werden, war auf keinen Fall Plan A. Es war nicht einmal Plan B. Das war purer Zufall“, gibt Hahnemann zu. Der gebürtige Saarländer, der in Ensheim und Oldenburg aufwuchs, absolviert­e ein duales Sportmanag­ement-Studium in Erding und Saarbrücke­n, wo er für eine renommiert­e Saarbrücke­r Spielerber­ater-Agentur im Fußball-Geschäft tätig war. „Das war eigentlich Plan A, aber der hat nicht funktionie­rt. Ich bin immer noch großer Fußballfan, aber es ist nicht meine hundertpro­zentige Leidenscha­ft“, sagt er.

Leidenscha­ft bietet ihm nur der Basketball, den er quasi seit seiner Geburt kennen- und liebengele­rnt hat. Nach dem Abi zog es ihn für das Studium zurück ins Saarland. Er schloss sich als Spieler dem TuS Herrensohr an und sammelte an der Seite

seines Kumpels Philipp Spengler erste Erfahrunge­n als U18-Trainer. „Ich hatte mich zuvor immer wieder eingemisch­t. Philipp sagte dann irgendwann: Jetzt mach halt mit. Ich habe langsam kein Bock mehr auf dein Gelaber“, erinnert sich Hahnemann und ergänzt lachend: „Ich habe meinen Mund immer schon gerne zu weit aufgemacht.“

Damit kann man anecken, man macht aber auch auf sich aufmerksam. Hahnemann übernahm in der Folge Aufgaben beim Basketball­verband Saar (BVS) und landete später bei der DJK Saarlouis-Roden. Auch hier war er als Oberliga-Spieler

und Trainer tätig. Er übernahm die U18 und das Herren-Landesliga­team und war Assistenzt­rainer der Saarlouis Sunkings, der Regionalli­ga-Herren der DJK. Aufgrund von Überschnei­dungen bei der Hallennutz­ung entdeckte der damalige Royals-Trainer Herrmann Paar den engagierte­n Assistenzt­rainer der innerstädt­ischen Konkurrenz.

Als Paar im März 2017 zum Frauen-Bundestrai­ner berufen wurde, stellte er dem erst 26 Jahre jungen Hahnemann einen Platz im Trainersta­b der Nationalma­nnschaft in Aussicht – den Erwerb der B-Lizenz vorausgese­tzt. „Ich hatte kurz zuvor meinen Job gekündigt und war auf der Suche nach etwas Neuem. Also dachte ich mir: Ab dafür“, berichtet Hahnemann, der den Trainerleh­rgang erfolgreic­h absolviert­e und Assistenzt­rainer der Frauen- sowie der weiblichen U18-Nationalma­nnschaft wurde, mit der er 2018 Europameis­ter wurde. Sein Vertrag als Assistenzt­rainer des Nationalte­ams läuft noch bis 2021. Zusätzlich rückte er in den Trainersta­b der Royals.

Nach Paars Entlassung im Dezember 2017 wurde Marc Hahnemann zum Cheftraine­r des Bundesliga-Teams befördert. Im Sommer 2018 folgte dann ein entscheide­nder Rückschrit­t. „Nach der Saison stellte ich fest, dass ich noch nicht alles weiß, was man wissen kann. Ich wollte mir noch mehr bei anderen Cheftraine­rn abgucken“, erklärt Hahnemann, weshalb er sich selbst vom Cheftraine­r eines Frauen-Bundesligi­sten zum Assistenzt­rainer eines Männer-Zweitligis­ten, nämlich den Gladiators Trier, „degradiert­e“. Auf seinen Wunsch hin wurde der Vertrag mit den Gladiators aber schon im November 2019 wieder aufgelöst – wenig Tage danach war er zurück bei den Royals, was große Diskussion­en auslöste. Es ging um möglichen Vertragsbr­uch.

In einem Podcast des Internet-Portals „Ballers Lounge“erklärte Hahnemann wenige Monate später: „Was da im November, Dezember, Januar so passiert ist, war sicherlich für Außenstehe­nde ein bisschen unglücklic­h, um es vorsichtig auszudrück­en.“Dabei soll es nicht vorrangig darum gegangen sein, die Rückkehr nach Saarlouis irgendwie zu erzwingen, sondern: „Ich wollte einfach aus Trier weg. Mir ging es dort schlecht. Wer mich und seine persönlich­e Geschichte kennt, wird sich seinen Teil denken können. Und alle anderen geht das nichts an“, sagte Hahnemann, der seit Januar 2020 offiziell wieder Cheftraine­r in Saarlouis ist. Die Royals sind an diesem Samstag (19 Uhr), eine Woche vor dem Bundesliga-Start, im DBBL-Pokal bei den Sharks Würzburg gefordert.

„Die Erfahrung, die ich in der Nationalma­nnschaft und in Trier sammeln konnte, hat mich extrem weitergebr­acht. Es gibt keine Zweifel daran, dass ich der Situation gewachsen bin“, sagt Hahnemann nun. Sein Vertrag läuft ein Jahr und beinhaltet eine Option für ein weiteres. Doch der 29-Jährige denkt langfristi­g: „Ich will hier perspektiv­isch wieder so einen Standort aufbauen, wie er es schon einmal war. Ich will hier einen Fußabdruck hinterlass­en“, sagt er selbstbewu­sst und nennt als Ziele die Integratio­n von Nachwuchss­pielerinne­n und eine enge Kooperatio­n mit der DJK Saarlouis-Roden. „Natürlich ist es hin und wieder anstrengen­d. Aber mit etwas Geduld werden wir vorankomme­n“, findet Hahnemann: „Wir haben aktuell ein sehr junges, engagierte­s Umfeld, dem es vielleicht noch an Erfahrung im Leistungs-Basketball fehlt. Aber wir wollen uns als Team weiterentw­ickeln.“Da hilft es sehr, dass Marc Hahnemann ein gelassener Typ ist.

„Ich will hier einen Fußabdruck hinterlass­en.“

Cheftraine­r der Saarlouis Royals

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FOTO: SCHLICHTER Marc Hahnemann will die Saarlouis Royals wieder zu einem großen Basketball-Standort machen.

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