Die Saarlouis Royals starten mit einem Pokalspiel in Würzburg in die neue Saison.
Marc Hahnemann will die fragwürdigen Umstände seiner Rückkehr zu den Saarlouis Royals hinter sich lassen und durchstarten.
Marc Hahnemann macht vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison einen entspannten Eindruck. Als Trainer und sportlicher Leiter des Frauenbasketball-Bundesligisten inexio Saarlouis Royals kann er eine gewisse Gelassenheit gut gebrauchen. Zu turbulent lief es bei dem einstigen Spitzenclub in den vergangenen Jahren. Dass die mittlerweile Zuständigen dem 29-Jährigen ihr Vertrauen schenken, hat einen Grund: seine Expertise und sein Aufstieg. Zudem ruht in ihm die Hoffnung auf eine Annäherung
Marc Hahnemann
mit der Basketballabteilung der DJK Saarlouis-Roden, die bis zur Abspaltung 2010 den Unterbau der Royals bildete. Hahnemann genießt auf beiden Seiten Anerkennung.
„Basketball-Trainer zu werden, war auf keinen Fall Plan A. Es war nicht einmal Plan B. Das war purer Zufall“, gibt Hahnemann zu. Der gebürtige Saarländer, der in Ensheim und Oldenburg aufwuchs, absolvierte ein duales Sportmanagement-Studium in Erding und Saarbrücken, wo er für eine renommierte Saarbrücker Spielerberater-Agentur im Fußball-Geschäft tätig war. „Das war eigentlich Plan A, aber der hat nicht funktioniert. Ich bin immer noch großer Fußballfan, aber es ist nicht meine hundertprozentige Leidenschaft“, sagt er.
Leidenschaft bietet ihm nur der Basketball, den er quasi seit seiner Geburt kennen- und liebengelernt hat. Nach dem Abi zog es ihn für das Studium zurück ins Saarland. Er schloss sich als Spieler dem TuS Herrensohr an und sammelte an der Seite
seines Kumpels Philipp Spengler erste Erfahrungen als U18-Trainer. „Ich hatte mich zuvor immer wieder eingemischt. Philipp sagte dann irgendwann: Jetzt mach halt mit. Ich habe langsam kein Bock mehr auf dein Gelaber“, erinnert sich Hahnemann und ergänzt lachend: „Ich habe meinen Mund immer schon gerne zu weit aufgemacht.“
Damit kann man anecken, man macht aber auch auf sich aufmerksam. Hahnemann übernahm in der Folge Aufgaben beim Basketballverband Saar (BVS) und landete später bei der DJK Saarlouis-Roden. Auch hier war er als Oberliga-Spieler
und Trainer tätig. Er übernahm die U18 und das Herren-Landesligateam und war Assistenztrainer der Saarlouis Sunkings, der Regionalliga-Herren der DJK. Aufgrund von Überschneidungen bei der Hallennutzung entdeckte der damalige Royals-Trainer Herrmann Paar den engagierten Assistenztrainer der innerstädtischen Konkurrenz.
Als Paar im März 2017 zum Frauen-Bundestrainer berufen wurde, stellte er dem erst 26 Jahre jungen Hahnemann einen Platz im Trainerstab der Nationalmannschaft in Aussicht – den Erwerb der B-Lizenz vorausgesetzt. „Ich hatte kurz zuvor meinen Job gekündigt und war auf der Suche nach etwas Neuem. Also dachte ich mir: Ab dafür“, berichtet Hahnemann, der den Trainerlehrgang erfolgreich absolvierte und Assistenztrainer der Frauen- sowie der weiblichen U18-Nationalmannschaft wurde, mit der er 2018 Europameister wurde. Sein Vertrag als Assistenztrainer des Nationalteams läuft noch bis 2021. Zusätzlich rückte er in den Trainerstab der Royals.
Nach Paars Entlassung im Dezember 2017 wurde Marc Hahnemann zum Cheftrainer des Bundesliga-Teams befördert. Im Sommer 2018 folgte dann ein entscheidender Rückschritt. „Nach der Saison stellte ich fest, dass ich noch nicht alles weiß, was man wissen kann. Ich wollte mir noch mehr bei anderen Cheftrainern abgucken“, erklärt Hahnemann, weshalb er sich selbst vom Cheftrainer eines Frauen-Bundesligisten zum Assistenztrainer eines Männer-Zweitligisten, nämlich den Gladiators Trier, „degradierte“. Auf seinen Wunsch hin wurde der Vertrag mit den Gladiators aber schon im November 2019 wieder aufgelöst – wenig Tage danach war er zurück bei den Royals, was große Diskussionen auslöste. Es ging um möglichen Vertragsbruch.
In einem Podcast des Internet-Portals „Ballers Lounge“erklärte Hahnemann wenige Monate später: „Was da im November, Dezember, Januar so passiert ist, war sicherlich für Außenstehende ein bisschen unglücklich, um es vorsichtig auszudrücken.“Dabei soll es nicht vorrangig darum gegangen sein, die Rückkehr nach Saarlouis irgendwie zu erzwingen, sondern: „Ich wollte einfach aus Trier weg. Mir ging es dort schlecht. Wer mich und seine persönliche Geschichte kennt, wird sich seinen Teil denken können. Und alle anderen geht das nichts an“, sagte Hahnemann, der seit Januar 2020 offiziell wieder Cheftrainer in Saarlouis ist. Die Royals sind an diesem Samstag (19 Uhr), eine Woche vor dem Bundesliga-Start, im DBBL-Pokal bei den Sharks Würzburg gefordert.
„Die Erfahrung, die ich in der Nationalmannschaft und in Trier sammeln konnte, hat mich extrem weitergebracht. Es gibt keine Zweifel daran, dass ich der Situation gewachsen bin“, sagt Hahnemann nun. Sein Vertrag läuft ein Jahr und beinhaltet eine Option für ein weiteres. Doch der 29-Jährige denkt langfristig: „Ich will hier perspektivisch wieder so einen Standort aufbauen, wie er es schon einmal war. Ich will hier einen Fußabdruck hinterlassen“, sagt er selbstbewusst und nennt als Ziele die Integration von Nachwuchsspielerinnen und eine enge Kooperation mit der DJK Saarlouis-Roden. „Natürlich ist es hin und wieder anstrengend. Aber mit etwas Geduld werden wir vorankommen“, findet Hahnemann: „Wir haben aktuell ein sehr junges, engagiertes Umfeld, dem es vielleicht noch an Erfahrung im Leistungs-Basketball fehlt. Aber wir wollen uns als Team weiterentwickeln.“Da hilft es sehr, dass Marc Hahnemann ein gelassener Typ ist.
„Ich will hier einen Fußabdruck hinterlassen.“
Cheftrainer der Saarlouis Royals