Kampf gegen die Pandemie mit unterschiedlichen Mitteln
Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen dramatisch. Andere europäische Länder sind von der zweiten Welle aber schon viel härter getroffen worden.
(dpa) Die zweite Corona-Welle rollt gnadenlos über Europa hinweg. Die Bundesregierung erklärt eine EU-Region nach der anderen zum Risikogebiet. Nur noch Griechenland, Zypern und Lettland gelten als „risikofrei“. In den Nachbarländern ist die Lage teilweise noch viel verheerender als in Deutschland. In Tschechien sind die Infektionszahlen im Vergleich zur Bevölkerungszahl elf Mal so hoch wie in Deutschland, in Belgien neun Mal so hoch. Alle europäischen Länder versuchen mit Maßnahmen gegenzusteuern – die einen mehr, die anderen weniger entschlossen. Ein Überblick:
Frankreich: Für das gesamte Staatsgebiet Frankreichs in Europa gilt ab Samstag eine Reisewarnung der Bundesregierung für touristische Reisen. Nur einzelne französische Überseegebiete wie die Insel Mayotte im Indischen Ozean gelten noch nicht als Risikogebiete. Die Regierung in Paris versucht mit nächtlichen Ausgangssperren in großen Städten die Ausbreitung des Virus einzudämmen. In Paris, Lyon oder Marseille gilt sie ab Samstag zwischen 21 Uhr abends und sechs Uhr morgens. Zu dieser Zeit dürfen sich dort nur Menschen auf der Straße aufhalten, die einen triftigen Grund haben – also etwa auf dem Weg zur Arbeit sind. Bereits seit einiger Zeit haben in den Regionen mit höchster Corona-Warnstufe die Bars geschlossen, es gelten strengere Hygieneregeln in Restaurants.
Niederlande: Die Regierung in Den Haag hat die Corona-Maßnahmen am 13. Oktober erheblich verschärft und einen „Teil-Lockdown“angeordnet. Kneipen, Cafés und Restaurants müssen für vier Wochen schließen, der Verkauf von Alkohol ist ab 20 Uhr verboten. Die Bürger dürfen nur maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen. Ministerpräsident Mark Rutte kündigte auch eine allgemeine Maskenpflicht an für alle öffentlichen Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliotheken an.
Österreich: Mit der 7000-Einwohner-Gemeinde Kuchl im Salzburger Land steht ab Samstag erstmals seit Monaten wieder ein Ort unter Quarantäne. Die Ein- und Ausreise ist – abgesehen von Ausnahmen – bis 1. November nicht mehr erlaubt. In Österreich gilt verbreitet eine Maskenpflicht, Sperrstunden sind teils auf 22 Uhr vorverlegt.
Spanien: Landesweit besteht in Spanien schon seit Anfang August eine generelle Maskenpflicht außerhalb der eigenen vier Wände. Seither gilt auch ein weitreichendes Rauchverbot in der Öffentlichkeit. In mehr als 700 Gemeinden gibt es weitergehende Einschränkungen – etwa beim Zugang zu Bars, Restaurants, Konzerthallen oder Einkaufszentren wie zum Beispiel auf der Ferieninsel Mallorca oder die Begrenzung der Teilnehmer an Treffen auf nur noch sechs Personen wie etwa in Katalonien. Teilweise abgeriegelt sind landesweit 46 Gemeinden mit insgesamt 5,7 Millionen Einwohnern. Sie dürfen nur aus triftigem Grund verlassen oder betreten werden. Der prominenteste Fall ist Madrid, das die höchsten Corona-Zahlen aufweist. Einschneidende Maßnahmen hat auch Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona ergriffen. Hier wurden ab Freitag alle Bars und Restaurants komplett geschlossen.
Italien: Angesichts der zweiten Welle sind in Italien viele Regeln ebenfalls erheblich strenger als in Deutschland. Es gilt eine generelle Maskenpflicht – drinnen und draußen. Wer draußen ohne erwischt wird, muss bis zu 1000 Euro Buße zahlen. Um ein Zeichen zu setzen, hat Rom in dieser Woche zudem private Partys strikt verboten. Nur Familientreffen wie Hochzeiten und Beerdigungen sind erlaubt, müssen aber auf 30 Teilnehmer beschränkt werden. Beherbergungsverbote dagegen existieren in Italien nicht.