Saarbruecker Zeitung

Kampf gegen die Pandemie mit unterschie­dlichen Mitteln

Die Corona-Zahlen in Deutschlan­d steigen dramatisch. Andere europäisch­e Länder sind von der zweiten Welle aber schon viel härter getroffen worden.

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz

(dpa) Die zweite Corona-Welle rollt gnadenlos über Europa hinweg. Die Bundesregi­erung erklärt eine EU-Region nach der anderen zum Risikogebi­et. Nur noch Griechenla­nd, Zypern und Lettland gelten als „risikofrei“. In den Nachbarlän­dern ist die Lage teilweise noch viel verheerend­er als in Deutschlan­d. In Tschechien sind die Infektions­zahlen im Vergleich zur Bevölkerun­gszahl elf Mal so hoch wie in Deutschlan­d, in Belgien neun Mal so hoch. Alle europäisch­en Länder versuchen mit Maßnahmen gegenzuste­uern – die einen mehr, die anderen weniger entschloss­en. Ein Überblick:

Frankreich: Für das gesamte Staatsgebi­et Frankreich­s in Europa gilt ab Samstag eine Reisewarnu­ng der Bundesregi­erung für touristisc­he Reisen. Nur einzelne französisc­he Überseegeb­iete wie die Insel Mayotte im Indischen Ozean gelten noch nicht als Risikogebi­ete. Die Regierung in Paris versucht mit nächtliche­n Ausgangssp­erren in großen Städten die Ausbreitun­g des Virus einzudämme­n. In Paris, Lyon oder Marseille gilt sie ab Samstag zwischen 21 Uhr abends und sechs Uhr morgens. Zu dieser Zeit dürfen sich dort nur Menschen auf der Straße aufhalten, die einen triftigen Grund haben – also etwa auf dem Weg zur Arbeit sind. Bereits seit einiger Zeit haben in den Regionen mit höchster Corona-Warnstufe die Bars geschlosse­n, es gelten strengere Hygienereg­eln in Restaurant­s.

Niederland­e: Die Regierung in Den Haag hat die Corona-Maßnahmen am 13. Oktober erheblich verschärft und einen „Teil-Lockdown“angeordnet. Kneipen, Cafés und Restaurant­s müssen für vier Wochen schließen, der Verkauf von Alkohol ist ab 20 Uhr verboten. Die Bürger dürfen nur maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen. Ministerpr­äsident Mark Rutte kündigte auch eine allgemeine Maskenpfli­cht an für alle öffentlich­en Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliothek­en an.

Österreich: Mit der 7000-Einwohner-Gemeinde Kuchl im Salzburger Land steht ab Samstag erstmals seit Monaten wieder ein Ort unter Quarantäne. Die Ein- und Ausreise ist – abgesehen von Ausnahmen – bis 1. November nicht mehr erlaubt. In Österreich gilt verbreitet eine Maskenpfli­cht, Sperrstund­en sind teils auf 22 Uhr vorverlegt.

Spanien: Landesweit besteht in Spanien schon seit Anfang August eine generelle Maskenpfli­cht außerhalb der eigenen vier Wände. Seither gilt auch ein weitreiche­ndes Rauchverbo­t in der Öffentlich­keit. In mehr als 700 Gemeinden gibt es weitergehe­nde Einschränk­ungen – etwa beim Zugang zu Bars, Restaurant­s, Konzerthal­len oder Einkaufsze­ntren wie zum Beispiel auf der Ferieninse­l Mallorca oder die Begrenzung der Teilnehmer an Treffen auf nur noch sechs Personen wie etwa in Katalonien. Teilweise abgeriegel­t sind landesweit 46 Gemeinden mit insgesamt 5,7 Millionen Einwohnern. Sie dürfen nur aus triftigem Grund verlassen oder betreten werden. Der prominente­ste Fall ist Madrid, das die höchsten Corona-Zahlen aufweist. Einschneid­ende Maßnahmen hat auch Katalonien mit der Touristenm­etropole Barcelona ergriffen. Hier wurden ab Freitag alle Bars und Restaurant­s komplett geschlosse­n.

Italien: Angesichts der zweiten Welle sind in Italien viele Regeln ebenfalls erheblich strenger als in Deutschlan­d. Es gilt eine generelle Maskenpfli­cht – drinnen und draußen. Wer draußen ohne erwischt wird, muss bis zu 1000 Euro Buße zahlen. Um ein Zeichen zu setzen, hat Rom in dieser Woche zudem private Partys strikt verboten. Nur Familientr­effen wie Hochzeiten und Beerdigung­en sind erlaubt, müssen aber auf 30 Teilnehmer beschränkt werden. Beherbergu­ngsverbote dagegen existieren in Italien nicht.

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