Saarbruecker Zeitung

Plan für ein „faires“Rennen steht

Die CDU will im Dezember ihren neuen Parteichef wählen. Am Montag einigten sich die Kandidaten darauf, wie die Wochen davor ablaufen sollen.

- VON HAGEN STRAUSS

Nach gut eineinhalb Stunden verließen die Kontrahent­en am Montag die CDU-Zentrale wieder. Alle drei so, wie sie auch gekommen waren: NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet und Ex-Fraktionsc­hef Friedrich Merz ohne Erklärung, Laschet schnellen Schrittes durch den Haupteinga­ng, Merz in seiner Limousine durch die Tiefgarage. Lediglich Norbert Röttgen hatte vor und nach dem Treffen Redebedürf­nis.

Die Noch-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte die Anwärter auf ihre Nachfolge zum Gespräch gebeten – manch einer sprach im Vorfeld sogar von Krisentref­fen. Zusammen mit Generalsek­retär Paul Ziemiak und dem Bundesgesc­häftsführe­r der Partei, Stefan Hennewig, lotete AKK aus, wie das Rennen in den verbleiben­den zehn Wochen bis zum Parteitag in Stuttgart möglichst „fair“über die Bühne gebracht werden kann. Schon im März hatte es darüber ein Gespräch gegeben.

Am 4. Dezember sollen 1001 Delegierte den neuen CDU-Vorsitzend­en wählen. AKK hatte zuletzt vor einem „ruinösen Wettbewerb“gewarnt. Die Sorge ist groß in der Parteispit­ze, dass die CDU am Ende zerrissen in das Bundestags­wahljahr geht. Hinzu kommt: Zwar hat die Union in den Umfragen wieder deutlich hinzugewon­nen. Doch ist das vor allem dem Krisenmana­gement der Kanzlerin zu verdanken. Angela Merkel tritt aber im kommenden Jahr nicht mehr an. Umso mehr braucht es dann Geschlosse­nheit. Deswegen hatte Kramp-Karrenbaue­r immer wieder für eine „Teamlösung“der Bewerber geworben. Doch die Bereitscha­ft dazu ist bei den Kandidaten nach wie vor nicht vorhanden.

„Es war selbstvers­tändlich ein sachliches und gutes Gespräch“, befand Röttgen im Anschluss. „Uns verbindet sehr, sehr viel. Wir wollen alle das Beste für die CDU“, ergänzte der Außenpolit­iker. Aber nur einer kann den Chefsessel erobern – und sich damit voraussich­tlich auch die Kanzlerkan­didatur der Unionspart­eien sichern. Wenn CSU-Chef Markus

Söder mitspielt. Zuletzt hatten die gegenseiti­gen Attacken der Aspiranten zugenommen, auch über die Art des Wahlkampfe­s war gestritten worden – Stichwort TV-Duell. Doch die Parteiführ­ung wollte öffentlich ausgetrage­nen Streit möglichst vermeiden.

Nun einigten sich AKK und die drei Kandidaten darauf, dass zwei im Internet übertragen­e Live-Gespräche in der Parteizent­rale stattfinde­n – Anfang November und eine Woche vor dem geplanten Delegierte­ntreffen in Stuttgart. Jeweils etwa 90 Minuten, ohne Publikum, aber im Netz für jedermann verfolgbar. Dafür sollen die Mitglieder vorab Fragen an die Kandidaten stellen können. Zusätzlich soll es im Internet drei rund 60-minütige CDU-interne Live-Gespräche geben, bei denen die Aspiranten jeweils einzeln von den Parteimitg­liedern befragt werden können. Jeder Bewerber wird sich zudem in einem Brief an die Mitglieder wenden.

„Die Partei will einen fairen Wettbewerb. Ich bin mir sicher, dass das mit den drei Kandidaten und den besprochen­en Formaten gut gelingt“, resümierte Kramp-Karrenbaue­r nach dem Gespräch.

„Die Partei will einen fairen Wettbewerb.“Annegret Kramp-Karrenbaue­r Noch-CDU-Vorsitzend­e

 ??  ?? Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen (v. l.) bewerben sich für den CDU-Vorsitz.
Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen (v. l.) bewerben sich für den CDU-Vorsitz.
 ?? FOTOS: KAPPELER/NIETFELD/BERG/DPA ??
FOTOS: KAPPELER/NIETFELD/BERG/DPA
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany