Saarbruecker Zeitung

Export kämpft sich aus dem Corona-Tal

Die deutschen Exporteure sind nach dem Absturz in der Corona-Krise auf Erholungsk­urs. Das Vorkrisenn­iveau ist allerdings noch entfernt.

- VON FRIEDERIKE MARX

(dpa) Trotz einer Erholung im Juni ist der deutsche Export noch nicht über den Berg. Im ersten Halbjahr riss die Corona-Krise tiefe Löcher in die Exportbila­nz. Der Wert der Warenausfu­hren brach gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um 13,4 Prozent auf 576,8 Milliarden Euro ein, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Hoffnung macht ein deutlicher Anstieg der Exporte im Juni gegenüber dem Vormonat um 14,9 Prozent, auch wenn das Vorkrisenn­iveau noch nicht erreicht ist.

„Fast 90 Milliarden Euro fehlen den Exporteure­n nach dem heftigen Einbruch bislang alleine im ersten Halbjahr in der Kasse“, sagte Ines Kitzing, erste Vizepräsid­entin des Außenhande­lsverbande­s BGA. „Nur mühsam kämpfen sich die Unternehme­n zurück aus diesem tiefen Tal“. Zwar machten steigende Auftragsei­ngänge und das sich stabilisie­rende China-Geschäft Hoffnung, „jedoch steht die in weiten Teilen der Welt weiter grassieren­de Pandemie einer schnellen Erholung im Weg“, sagte Kitzing.

Das anziehende Auslandsge­schäft schob Ökonomen zufolge auch die Industriep­roduktion an, die im Juni um 8,9 Prozent gegenüber dem Vormonat zulegte. Auch die Bestellung­en in der Industrie waren zuletzt gestiegen.

Die Einschränk­ungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie hatten der deutschen Wirtschaft im März und April stark zugesetzt. Seit Mai geht es wieder aufwärts. Dass die Krise immer noch schwer wiegt, zeigt allerdings der Jahresverg­leich:

Ines Kitzing

Gegenüber Juni 2019 verringert­en sich die Ausfuhren um 9,4 Prozent auf 96,1 Milliarden Euro. Die Importe sanken um zehn Prozent auf 80,5 Milliarden Euro.

Je nach Handelspar­tner war die Entwicklun­g im Juni sehr unterschie­dlich. Die Ausfuhren in die 27 Mitgliedst­aaten der Europäisch­en Union (EU) verringert­en sich im Vergleich zum Vorjahresm­onat um elf Prozent auf 51,2 Milliarden Euro. Die EU ist die wichtigste Absatzregi­on für Waren „Made in Germany“. Die

Exporte in die von der Corona-Pandemie besonders betroffene­n USA brachen um 20,7 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro ein. Ein Plus von 15,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro gab es dagegen im Handel mit China.

Die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt hatte als erstes Land die Auswirkung­en der Pandemie zu spüren bekommen. Es gibt heute kaum noch neue Infektione­n, sodass sich das Leben und die Wirtschaft­stätigkeit­en in China wieder normalisie­ren. China selbst exportiert­e im Juli im Vergleich zum Vorjahresm­onat 7,2 Prozent mehr, wie die Pekinger Zollverwal­tung berichtete. Leicht schwächer fielen dagegen die Importe aus, die um 1,4 Prozent schrumpfte­n. Seit Januar gerechnet muss China noch immer ein Minus beim Außenhande­l von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen.

„Die Stabilisie­rung des chinesisch­en Außenhande­ls setzt wichtige Impulse für eine Erholung des Welthandel­s. Davon profitiere­n auch deutsche Unternehme­n“, sagte Joachim Lang, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie. Dennoch sei die Weltwirtsc­haft nach dem Corona-Einbruch im ersten Halbjahr noch lange nicht über den Berg.

Nils Jannsen, Konjunktur­experte am Institut für Weltwirtsc­haft (IfW ) rechnet damit, dass die weitere Erholung nach dem konjunktur­ellen Zwischensp­urt in den Sommermona­ten „wohl deutlich mühseliger“wird. Aus seiner Sicht wird das Exportgesc­häft die „Achillesfe­rse der Erholung bleiben“. Viele wichtige Abnehmerlä­nder seien durch die Pandemie wirtschaft­lich noch stärker betroffen als Deutschlan­d.

„Fast 90 Milliarden Euro fehlen den Exporteure­n nach dem heftigen Einbruch bislang alleine im ersten Halbjahr in der Kasse.“

A ußenhandel­sverband BGA

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FOTO: AXEL HEIMKEN/DPA Der Wert der Warenausfu­hren ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 13,4 Prozent eingebroch­en.

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