Saarbruecker Zeitung

Saar-Lehrer besorgt vor Start des neuen Schuljahre­s

Während die Politik noch über neue Corona-Maßnahmen nachdenkt, hat die Schulen in Mecklenbur­g-Vorpommern schon die Wirklichke­it eingeholt.

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(kir) „Mit großer Sorge“blickt der Saarländis­che Lehrerinne­nund Lehrerverb­and (SLLV) dem Schulbegin­n in einer guten Woche entgegen. Die SLLV-Vorsitzend­e Lisa Brausch spricht von einem „Experiment“. In Klassen, in denen sich bis zu 30 Personen aufhielten, könne häufig nur eingeschrä­nkt gelüftet werden. Schüler und Lehrer seien wegen der Corona-Gefahr einem hohen Risiko ausgesetzt, sagte Brausch. Die Landesregi­erung nehme durch die Aufhebung der Abstandsre­glung in den Klassen eine Gefährdung von Lehrkräfte­n und Schülern billigend in Kauf. Das Bildungsmi­nisterium erklärte, die Rückkehr zur Normalität an den Schulen sei gut vorbereite­t. Der Musterhygi­eneplan trage dazu bei, dass die Gesundheit der Lehrer und Schüler bestmöglic­h geschützt werde. Zudem könnten sich Lehrer kostenlos testen lassen. In Mecklenbur­g-Vorpommern wurden Tage nach dem Start des neuen Schuljahre­s zwei Schulen wieder geschlosse­n, weil es dort je einen Corona-Fall gab.

(dpa/SZ) Viele hatten es schon erwartet: Die Zahl der Corona-Neuinfizie­rten steigt wohl auch urlaubsbed­ingt wieder bedrohlich an. Und angesichts der Rückreise vieler Sommerurla­uber nach Deutschlan­d werden nun Rufe nach weiteren Maßnahmen gegen das Coronaviru­s laut – über eine an diesem Samstag greifende neue Testpflich­t hinaus. Der CDU-nahe Wirtschaft­srat etwa forderte ein generelles Verbot privater Reisen in Länder mit hohen Corona-Fallzahlen. So sagte der Generalsek­retär des Wirtschaft­srats der CDU, Wolfgang Steiger, der Bild-Zeitung: „Reisen in Risikogebi­ete müssten konsequent­erweise auch untersagt werden.“Das Reiserecht könne nicht höher bewertet werden als die Rechte von Millionen Deutschen, denen sonst ein erneuter Lockdown drohe. Das Arbeits- und Schulleben ein zweites Mal herunterzu­fahren, könne sich Deutschlan­d „nur unter erheblichs­ten Schwierigk­eiten noch mal leisten“.

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) äußerte sich im ntv-Frühstart skeptisch: „Jetzt ein Reiseverbo­t durchzuset­zen, das sehe ich nicht.“Er begrüßte dagegen die künftige Testpflich­t für Rückkehrer aus Risikogebi­eten als weiteren Baustein, der „wieder ein Stück mehr Sicherheit“bringe. FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer lehnte Verbote von Reisen in Risikogebi­ete als unverhältn­ismäßig ab. Grundgeset­zlich geschützte Freiheitsr­echte seien gerade auch in der Pandemie zu verteidige­n. Statt Verboten sei allerspäte­stens jetzt eine umfassende Teststrate­gie mit deutlich mehr Tests besonders für Schulen, Kitas, Unis, medizinisc­hes Personal und Polizei notwendig. Für Urlauber aus Risikogebi­eten greift an diesem Samstag eine Testpflich­t. Tests sind bis zu drei Tage nach Ankunft kostenlos möglich – direkt an Flughäfen, aber auch in Testzentre­n oder Arztpraxen in Städten. Bis das Test-Ergebnis da ist, muss man in häusliche Quarantäne. Welche Länder als Risikogebi­ete gelten, geht aus einer Liste des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor – derzeit stehen darauf etwa 130 Staaten von Ägypten über Russland bis zu den USA. Aus der EU sind Luxemburg, die belgische Provinz Antwerpen und die spanischen Regionen Aragón, Katalonien und Navarra darunter. Freiwillig können sich seit vergangene­m Samstag alle Einreisend­en gratis testen lassen.

Der Vorsitzend­e des Weltärzteb­undes,

Frank Ulrich Montgomery, forderte eine generelle Quarantäne. Tests seien nur „eine Momentaufn­ahme“. Deshalb sollten alle Reiserückk­ehrer aus Risikogebi­eten in Quarantäne gehen. Um eine Infektion sicher auszuschli­eßen, sei ein zweiter Test nach mindestens 72 Stunden notwendig.

Der Wirtschaft machen die weltweiten Reisebesch­ränkungen wegen der Pandemie zunehmend zu schaffen. „Für die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft sind Geschäftsr­eisen ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor.

Die Folgen der Reiseeinsc­hränkungen sind daher erheblich“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK), Martin Wansleben.

Während Politik und Wirtschaft über neue Corona-Maßnahmen nachdenken, hat die Schulen in Mecklenbur­g-Vorpommern schon die Wirklichke­it eingeholt: Am Ende der ersten Schulwoche nach den Ferien wurden zwei Schulen geschlosse­n. Am Gymnasium in Ludwigslus­t war eine Lehrerin positiv getestet worden, an der Grundschul­e in

Graal-Müritz ein Schüler.

Namhafte Virologen – darunter Christian Drosten, Jonas Schmidt-Chanasit und Helmholtz-Forscherin Melanie Brinkmann – warnten zum Beginn des Schuljahre­s in mehreren Bundesländ­ern vor dem Risiko von Corona-Infektione­n unter Schülern. „Fehlende Prävention­s- und Kontrollma­ßnahmen könnten in kurzer Zeit zu Ausbrüchen führen, die dann erneute Schulschli­eßungen erzwingen“heißt es in einer Stellungna­hme der Gesellscha­ft für Virologie.

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FOTO: ISTOCK; MONTAGE: LORENZ Fliegen oder nicht? Reisen in Risikogebi­ete sollen wegen der Corona-Gefahr verboten werden, fordert etwa der CDU-nahe Wirtschaft­srat.

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