Tholeyer Portal-Streit flammt wieder auf
Die Tholeyer Mönche wollen ein neues Portal in die frühgotische AbteiKirche einbauen und haben jetzt einen Bauantrag eingereicht. Damit ist der Burgfrieden mit dem Denkmalschutz vorbei.
Der Holzvorbau am Nordportal der über 700 Jahre alten Tholeyer Abteikirche St. Mauritius sieht modern und ja, auch chic aus. Doch die Mönche sind nicht wirklich glücklich damit. Wäre es nach ihnen gegangen, gäbe es dieses Provisorium nicht, das als Witterungsschutz über einem zerstörten Fleck in der Fassade dient. Es entstand im März 2019, als die Mönche die alten Rundbogen-Steine (Archivolten) über dem Eingang abmontierten. Ginge es nach ihnen, würden die Besucher im September bei der Wiedereröffnung des renovierten Gotteshauses durch ein neu angefertigtes Eingangstor schreiten, eines, dessen Figuren und liturgische Aussage ablesbar wären. Es wurde bereits angefertigt und wartet. Doch diese vom Konvent präferierte Ideallösung ließ das Landesdenkmalamt nicht zu. Das Ergebnis: ein über Monate öffentlich ausgetragener Denkmalstreit um Alt und Neu, der in einer Art Burgfrieden endete und der jetzt, so SZ-Recherchen, doch wieder aufflammt. Damit geht er in die entscheidende Runde.
SZ-Recherchen ergaben, dass der Konvent einen Bauantrag zum Einbau des neuen Portals eingereicht hat. Wie der Landkreis St. Wendel auf SZ-Nachfrage mitteilt, wurde dieser Antrag am 2. Juli bei der Unteren Bauaufsicht gestellt. Da es sich bei der frühgotischen Abteikirche um ein Denkmal handelt, musste auch das Landesdenkmalamt am Genehmigungsprozess beteiligt werden. Dies geschah am 14. Juli. Nun hat laut Landkreis „die Behörde zwei Monate Zeit für eine Stellungnahme“. Insgesamt beträgt die gesetzliche Frist für eine Baugenehmigung drei Monate.
Nun muss das Landesdenkmalamt schriftlich Stellung beziehen. Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird es dem Einbau des neuen Portals nicht zustimmen. Und weiter auf Wiedereinbau der historischen Steine pochen. Was wiederum die obersten Instanzen der Kontrahenten auf den Plan rufen dürfte. Im Fall des Landesdenkmalamtes ist es das Kultusministerium, Ministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), für den Konvent – was lange nicht geklärt war – der Nuntius (Botschafter) des Papstes in Berlin. Die Eskalation wäre perfekt. Nicht unwichtig ist dabei zu wissen, dass das saarländische Denkmalschutzgesetz der Kirche in „religiösen Belangen“eine sehr starke Stellung einräumt. Die kirchliche Oberbehörde muss sich lediglich mit dem Kultusministerium „ins Benehmen“setzen. Haben die Tholeyer Mönche womöglich Signale erhalten, dass man ihre Position seitens der Berliner Vatikan-Behörde unterstützen wird?
Noch im November hatten sich Landesdenkmalamt und Konvent darauf geeinigt, das Streitthema im Gesamt-Sanierungsprozess auszusparen. Doch warum griff der Konvent überhaupt derart massiv in die historische Bausubstanz ein? Das Argument dafür hieß: mangelnde Sicherheit wegen eines großen Risses hinter den Archivolten; aber es ging auch um die vermeintliche Unansehnlichkeit des verwitterten Eingangs und um ein religiöses Anliegen. Der Konvent möchte eine „sprechende“Kirche, die den Menschen das Ablesen der göttlichen Botschaft erleichtert. In der Öffentlichkeit drang diese Argumentation nicht durch, es überwogen kritische Stimmen („Denkmalfrevel“).
Dem Vernehmen nach hofft der Konvent allerdings immer noch auf eine einvernehmliche Lösung, die sich womöglich durch die Moderation des „neutralen“Landkreises ergeben könnte. Gestern waren weder aus Tholey noch vom Kultusministerium oder vom Landesdenkmalamt Informationen zum Stand der Dinge zu erhalten.
Die vom Konvent präferierte Ideallösung ließ das Landesdenkmalamt nicht zu.