Weniger Stress im Homeoffice
Laut einer Umfrage der Krankenkasse DAK wollen 77 Prozent der Beschäftigten weiter von Zuhause aus arbeiten.
(dpa) Weniger Stress, mehr Zeit für die Familie und sogar eine höhere Produktivität: Dass viele Arbeitnehmer wegen der Corona-Pandemie ins Homeoffice wechseln mussten, war für die meisten Betroffenen offenbar eine positive Erfahrung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Krankenkasse DAK. Danach wollen 76,9 Prozent der Beschäftigten, die erst seit der Corona-Krise regelmäßig von Zuhause aus arbeiten, diese Arbeitsform auch in Zukunft.
Der psychischen Gesundheit der Beschäftigten scheint die Heimarbeit laut der Umfrage gut zu bekommen. Fühlten sich vor der Pandemie 21 Prozent der Beschäftigten regelmäßig gestresst, waren es während der Corona-Krise laut DAK nur noch 15 Prozent. Der Anteil der Erwerbstätigen, die nie oder nur gelegentlich gestresst waren, stieg unterdessen von 48 auf 57 Prozent.
Für die Untersuchung hatten die Forschungsinstitute IGES und Forsa vor und während der Pandemie jeweils rund 7000 Beschäftigte befragt. Von denjenigen, die mittlerweile regelmäßig im Homeoffice arbeiten, sagten 56 Prozent, sie seien dort produktiver als im Büro. Zwei Drittel erklärten zudem, sie könnten
Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bremst die Euphorie der Beschäftigten allerdings ein wenig. „Wir haben auch gemerkt, dass wir vieles mobil erledigen können, was wir bis dahin nicht für denkbar gehalten haben“, räumte DIHK-Präsident Eric Schweitzer ein. „Allerdings dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, unser komplettes Wirtschaftsleben von Zuhause aus erledigen zu können“, sagte er. „Die meisten Unternehmen lassen sich auf Dauer nicht vom Rechner aus steuern.“
Die Flexibilität im Homeoffice hat auch der DAK zufolge Nachteile. Denn fast jeder Zweite vermisst laut der Studie die klare Trennung zwischen Job und Privatleben. Bei den 18- bis 29-Jährigen bemängelt das eine Mehrheit von 52 Prozent. Drei Viertel der Befragten fehlt der direkte Kontakt zu den Kollegen. Eine Untersuchung der Universität Koblenz hatte kürzlich sogar ergeben, dass sich jeder Fünfte im Homeoffice einsam und sozial isoliert fühlt.
Die Bilanz der DAK fällt daher etwas gemischt aus. „Von zu Hause aus zu arbeiten, senkt nicht nur die Ansteckungsgefahr, sondern zahlt sich auch für das seelische Gleichgewicht aus“, sagte DAK-Vorstand Andreas Storm. Die positiven Erkenntnisse müssten für die Zukunft genutzt werden, „ohne die negativen Aspekte des Homeoffice zu übergehen“.
Tatsächlich dürfte das Homeoffice die Corona-Krise nicht nur wegen der positiven Erfahrungen vieler Beschäftigten überdauern. Nach einer Befragung des Münchner Ifo-Instituts gehen 54 Prozent der Unternehmen davon aus, dass diese Arbeitsform dauerhaft zunimmt. Trotz aller Skepsis rechnet auch DIHK-Präsident Schweitzer damit, dass sich die Arbeitswelt in diesem Bereich verändert.