Am Eurobahnhof bleiben die Reisenden aus
Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Besucherzahlen am Saarbrücker Hauptbahnhof stark gesunken.
Als Bahnfahrer erlebt man derzeit ruhige Tage. Selbst zu Stoßzeiten hat man in den Zügen keine Probleme, einen freien Platz zu ergattern. Für Pendler mag das abgesehen von der Maskenpflicht angenehm sein. Doch am Saarbrücker Hauptbahnhof ist vielen das Lachen vergangen. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Verkehr am größten saarländischen Bahnhof zwar nicht zum Erliegen gekommen, doch im Vergleich zu den Zeiten vor der Seuche sinken die Besucherzahlen in den Keller.
Seit vergangener Woche verkehrt der Nahverkehr im Saarland zwar wieder weitgehend nach dem normalen Fahrplan, bedeutend mehr Betrieb beobachtet man deswegen aber nicht. Im Fernverkehr hält die Bahn rund drei Viertel ihres Angebots aufrecht, wie ein DB-Sprecher erklärt. Komplett eingestellt habe die Bahn vor allem Verbindungen ins benachbarte Ausland sowie touristische Fahrten innerhalb Deutschlands. Immerhin müssen die Beschäftigten der Deutschen Bahn keine Kündigungen aus Anlass der Corona-Krise fürchten. Der Konzern und die Gewerkschaften haben dies in einer Vereinbarung ausgeschlossen.
Anders sieht das für die Mitarbeiter der Bahnhofsgeschäfte aus. Die Buchhandlung Ludwig schloss ihre Filiale zwischen Ende März und Ende April für einen Monat. Filialleiter Michael Demuth erklärt die drastische Maßnahme damit, dass „schlicht die Kunden wegblieben“. Seit der Wiederöffnung am 27. April habe er sowohl die Öffnungszeiten als auch die Anzahl der eingesetzten Mitarbeiter reduziert. Gegenüber der Buchhandlung betreibt er auch den Tabakladen in der Bahnhofshalle. Dort läuft der Betrieb seit dem Ausbruch der Pandemie weiter.
Wie drastisch sich die Beschränkungen des öffentlichen Lebens bemerkbar machen, beziffert Boris Gamanov, der die Filiale der Bäckerei Le Crobag betreibt. „70 bis 80 Prozent Umsatz weniger“, erwirtschafte seine Filiale seit Mitte März. Damals traten die ersten Einschränkungen in Kraft. Als Reaktion auf den ausbleibenden Kundenverkehr setzt er nur noch einen Mitarbeiter ein. Sonst seien es an besonders verkehrsreichen Tagen drei. Zudem habe er die Öffnungszeiten eingeschränkt, täglich bis zu vier Stunden weniger.
Dass die meisten Geschäfte in der Saarbrücker City wieder geöffnet sind, habe sich bisher nicht in seiner Kasse bemerkbar gemacht. Einen größeren Besucherstrom beobachte er seitdem nicht. Mit Blick auf die kommenden Wochen hofft er deswegen vor allem auf Lockerungen in Sachen Tourismus. Dann fänden auch wieder mehr Leute den Weg zum Bahnhof und in seinen Laden.
Das hatte sich auch Moshin Rashid so vorgestellt, als er Anfang des
Jahres den Zuschlag bekam, zwei Filialen der Bäckereikette Kamps am Eurobahnhof zu eröffnen. Nun laufen die letzten Bauarbeiten an seinen Läden. Sowohl in der Eingangshalle als auch am Nordausgang werden seine Mitarbeiter auf hungrige Reisende warten. Probleme bei der Rekrutierung habe er nicht gehabt, in Corona-Zeiten seien neue Arbeitsplätze rar gesät. Die Öffnung sei für Ende Mai geplant.
Die beiden Restaurants im Bahnhof, der Asiate Do Anh sowie Kentucky Fried Chicken (KFC), haben komplett geschlossen. Ab dem 18. Mai können sie ihren Betrieb im Zuge der neusten Rechtsverordnung wieder aufnehmen.
Die Bundespolizei berichtet, dass sich die Auswirkungen der Pandemie auch in ihrem Tätigkeitsbereich bemerkbar machen. Nur „in Einzelfällen“sei es im März zu Zurückweisungen am Eurobahnhof gekommen, sagt eine Polizeisprecherin. Dies sei erforderlich gewesen, nachdem Grenzgänger mit der TGV-Verbindung aus Paris und dem Nahverkehr aus Metz versucht hatten, ohne Angabe eines triftigen Grundes über den Eurobahnhof nach Deutschland einzureisen.
Während die Einsatzkräfte der Bundespolizei vor dem Ausbruch des Coronavirus häufig auf dem Vorplatz oder auf den Gleisen des Saarbrücker Bahnhofs zu sehen waren, seien die Einsatzmaßnahmen seit März „wegen der geringen Reisendenzahlen auf das erforderliche Maß reduziert“.
„Wir mussten schließen, weil schlicht die Kunden
wegblieben.“
Michael Demuth
Filialleiter der Buchhandlung Ludwig