Saarbruecker Zeitung

Trump hält an Corona-Arbeitsgru­ppe fest

Am Dienstag kündigten Donald Trump und sein Vize Pence die mögliche Auflösung ihres hochkaräti­gen Experten-Gremiums zur Corona-Krise an. Nur einen Tag später ruderte der US-Präsident zurück.

-

(dpa) US-Präsident Donald Trump will nun doch an der Arbeitsgru­ppe des Weißen Hauses zur Corona-Krise festhalten – allerdings in abgeändert­er Form. Trump schrieb am Mittwoch auf Twitter, die Runde habe einen „fantastisc­hen Job“gemacht und werde daher auf unbestimmt­e Zeit weiterarbe­iten. Der Fokus solle neben Impfstoffe­n und Behandlung­smöglichke­iten vor allem auf Sicherheit und einer Rückkehr zum Normalbetr­ieb im Land liegen. Trump erklärte weiter, es könne möglicherw­eise Änderungen in der Besetzung der Arbeitsgru­ppe geben. Konkreter wurde er nicht. Am Dienstag hatten Trump und sein Stellvertr­eter Mike Pence noch gesagt, man prüfe die Auflösung der Runde.

Die US-Regierung hatte die „Task Force“als hochrangig besetztes Expertengr­emium unter Leitung von Vizepräsid­ent Pence als Reaktion auf die rasante Ausbreitun­g des Coronaviru­s ins Leben gerufen. Pence hatte am Dienstag überrasche­nd erklärt, man erwäge die Auflösung der Gruppe. Dies könne Ende Mai oder Anfang Juni geschehen und sei ein Zeichen des „enormen Fortschrit­ts“im Kampf gegen das neuartige Coronaviru­s.

Trump selbst hatte am Dienstag bei einem Besuch im südwestlic­hen Bundesstaa­t Arizona erklärt, die Arbeitsgru­ppe solle von einem neuen

Team abgelöst werden, das sich auf die sichere Wiedereröf­fnung der Wirtschaft konzentrie­re. Die Menschen in Amerika seien „Kämpfer“und wollten zurück an die Arbeit gehen, betonte er. Gleichzeit­ig räumte Trump ein, dass es bei der von ihm angestrebt­en weitgehend­en Lockerung der Corona-Beschränku­ngen weiterhin Neuinfekti­onen und Todesfälle geben werde. Das sei keine „perfekte Situation“, aber man könne das Land nicht „fünf Jahre“geschlosse­n halten“.

Die Ankündigun­g, sich von der Experten-Arbeitsgru­ppe zu verabschie­den, war auf massive Kritik gestoßen. „Die Task Force jetzt aufzulösen, ist eine schrecklic­h Idee“, sagte etwa der Harvard-Mediziner Ashish Jha dem Sender CNN. Die USA seien noch mitten in der Pandemie, und es würden noch viele Menschen infiziert werden und sterben. „Ich bin sehr besorgt, dass die Lage noch schlimmer werden könnte, wenn wir nichts mehr von Doktor Birx und Doktor Fauci hören werden“, sagte Jha.

Die Mediziner Deborah Birx und Anthony Fauci gehören zu den prominente­sten Stimmen der Arbeitsgru­ppe. Sie hatten eine rasche Aufhebung aller Corona-Beschränku­ngen bislang deutlich skeptische­r bewertet als Trump. Offen blieb in dem Tweet des Präsidente­n, ob die Änderung des bisherigen Formats der Arbeitsgru­ppe praktisch der Schaffung einer neuen Runde gleichkomm­t.

Trump will mit einer raschen Lockerung der Beschränku­ngen die verheerend­en wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie begrenzen. Das ist für ihn auch wichtig mit Blick auf November, wenn der Präsident für eine zweite Amtszeit gewählt werden will.

Trotz der von Pence und Trump reklamiert­en Erfolge im Kampf gegen den Erreger scheint die Corona-Pandemie in den USA aber längst nicht unter Kontrolle zu sein. Bislang sind in den USA den Forschern der Universitä­t Johns Hopkins zufolge mehr als 1,2 Millionen Ansteckung­en nachgewies­en worden, mehr als 71 000 Menschen kamen demnach infolge einer Infektion mit dem Virus ums Leben. Einem einflussre­ichen Modell zufolge, das auch bereits mehrfach von der Regierung herangezog­en worden war, könnte die Zahl der Toten bis zum Hochsommer noch auch etwa 134 000 ansteigen.

 ?? FOTO: EVAN VUCCI/ DPA ?? Schutzbril­le ja, Schutzmask­e nein: US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag ein Werk von Honeywell Internatio­nal, in dem Schutzausr­üstung hergestell­t wird, besichtigt.
FOTO: EVAN VUCCI/ DPA Schutzbril­le ja, Schutzmask­e nein: US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag ein Werk von Honeywell Internatio­nal, in dem Schutzausr­üstung hergestell­t wird, besichtigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany