Saarbruecker Zeitung

Die Fragen zu Geisterspi­elen bleiben offen

Die Politik konnte dem Profifußba­ll am Mittwoch nicht die erhofften Erkenntnis­se liefern. Die Frage nach einer Saison-Fortsetzun­g mit Geisterspi­elen bleibt damit weiter offen.

- VON ALEXANDER SARTER

(sid) Der Spuk ist noch lange nicht vorbei, die Geisterspi­ele bleiben eine vage Hoffnung: Hinter dem Saison-Neustart im Profifußba­ll steht weiter ein großes Fragezeich­en, das positive Zeichen der Politik blieb vorerst aus. Entgegen der Erwartunge­n bei den Clubs verständig­ten sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder am Mittwoch noch nicht darauf, den Weg für Partien unter Ausschluss der Öffentlich­keit trotz der Corona-Pandemie ab Mai freizumach­en.

Bayerns Ministerpr­äsident

Markus Söder

Damit müssen die 36 Proficlubs weiter um ihre Existenz bangen. Eine Entscheidu­ng soll erst bei der nächsten Konferenz der Kanzlerin mit den Länderchef­s am 30. April fallen. „Die Bundesliga war kein Thema. Sie wird im nächsten Schritt Thema sein. Ob Geisterspi­ele möglich sind, werden wir dann diskutiere­n“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) bei der Pressekonf­erenz am Mittwochab­end. Bei ihrem nächsten virtuellen Krisentref­fen am 23. April müssen die Vereine den Wiederbegi­nn also erneut ohne konkrete Vorgaben der Politik planen.

Da die öffentlich­en Restriktio­nen vorerst bis zum 3. Mai verlängert wurden, könnte der Ball im besten Fall wohl ab dem 8. Mai (Freitag) wieder rollen. Seit einigen Tagen wird bei den Clubs in Kleingrupp­en trainiert, um sich auf den „Tag X“vorzuberei­ten. Da der Profifußba­ll damit gerechnet hat, dass es in diesem Jahr keine Partien mit Publikum mehr gibt, war er auf das Verbot der Großverans­taltungen bis zum 31. August eingestell­t. Die Spielzeite­n der Bundesliga und der 2. Liga sind seit Mitte März unterbroch­en. Es stehen jeweils noch neun Spieltage aus.

Zuletzt wurde über die Zahl von 239 Personen spekuliert, die für den Ablauf eines „Geisterspi­els“zugelassen werden soll. Zudem benötigt der Profifußba­ll etwa 20 000 Corona-Tests für die ausstehend­en Begegnunge­n. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) geht in diesem Zusammenha­ng von einer deutschlan­dweiten Testkapazi­tät von mindestens 550 000 pro Woche aus. Die Argumentat­ion ist klar: Angesichts einer Kapazität von mehreren Millionen über mehrere Wochen hinweg sind 20 000 Tests für den Profifußba­ll in diesem Zeitraum vertretbar.

Vor den Beratungen der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidenten hatte die Nationale Wissenscha­ftsakademi­e Leopoldina empfohlen, „sportliche Veranstalt­ungen nach

„Ob Geisterspi­ele möglich sind, werden wir dann diskutiere­n.“

verwies auf die nächste Konferenz

der Länderchef­s am 30. April

und nach“wieder zu ermögliche­n. Konkret wurden die Experten allerdings nicht. Die Lockerunge­n sollen „in Abhängigke­it von der möglichen räumlichen Distanz und den Kontaktint­ensitäten der Beteiligte­n“geprüft werden. Die DFL arbeitet bereits seit Wochen an der Logistik für die Austragung von Partien unter Ausschluss der Öffentlich­keit. „Wir werden bereit sein“, versprach DFL-Boss Christian Seifert zuletzt, er sagte aber auch: „Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Fußball ignoriere in seiner Selbstbezo­genheit die Realität.“

Diesen Eindruck will der Profifußba­ll auch bei seiner Sitzung in der kommenden Woche vermeiden.

Dennoch geht es in erster Linie um die 770 Millionen Euro, die bei einem Saisonabbr­uch verloren gehen könnten. Laut dem kicker droht 13 der 36 Clubs die Pleite, falls der Ball in den kommenden Wochen immer noch nicht rollen sollte.

Mitentsche­idend dürfte sein, wie der Fußball garantiere­n kann, dass durch die Ausführung der Spiele keine Gefahren einer Ansteckung bestehen und dass es keinen negativen Effekt für die Allgemeinh­eit geben wird. Das Szenario für einen Wiederbegi­nn wird derzeit von der DFL-Taskforce unter der Leitung von Nationalma­nnschaftsa­rzt Tim Meyer aus Saarbrücke­n erarbeitet.

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FOTO: ANSPACH/DPA Wie realistisc­h sind Geisterspi­ele wie hier in Frankfurt beim Europa-League-Spiel gegen Basel? Am Mittwoch gab es dazu wenig neue Erkenntnis­se.

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