Saarbruecker Zeitung

Der lange Weg zur Normalität

In der Corona-Krise haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Kontaktbes­chränkunge­n um zwei Wochen zu verlängern. Geschäfte mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmet­ern sollen aber schon Montag wieder öffnen.

- VON STEFAN VETTER

Von einem normalen Leben bleibt Deutschlan­d weit entfernt. Mindestens bis zum 3. Mai sollen die Kontaktbes­chränkunge­n für die Bürger grundsätzl­ich noch gelten, um mehr Zeit beim Ausbau der Gesundheit­skapazität­en im Kampf gegen Corona zu gewinnen. Zugleich steht aber eine schrittwei­se Lockerung der Restriktio­nen in Aussicht. Darauf haben sich Bund und Länder am Mittwoch in einer Videokonfe­renz verständig­t.

Ein Tag der Entscheidu­ng sollte es werden. Immerhin gelten die meisten Einschränk­ungen des öffentlich­en und privaten Lebens schon seit rund vier Wochen. Nach dem gemeinsame­n Beschluss von Bund und Ländern bleibt es entscheide­nd, dass die Bürger in der Öffentlich­keit weiter einen Mindestabs­tand von 1,5 Metern einhielten und sich dort nur allein, mit einer nicht im Haushalt lebenden Person oder mit Angehörige­n des eigenen Hausstande­s aufhielten. „Wir müssen die Erfolge sichern, die wir erreicht haben“, erklärte Merkel nach der Schaltkonf­erenz.

Auch Vizekanzle­r und Finanzmini­ster Olaf Scholz sagte, dass man die erreichten Erfolge im Kampf gegen das Coronaviru­s nicht gefährden wolle. Der SPD-Politiker betonte, es seien nun „Augenmaß und Zuversicht“nötig. Man sei bei der Epidemie noch nicht über den Berg, bekannte auch Bayerns Regierungs­chef Markus Söder (CSU). Laut Beschluss soll die Bewegungsf­reiheit für Bewohner und Besucher von Regionen mit sehr hohen Infektions­raten deshalb auch eingeschrä­nkt werden können. Nachfolgen­d weitere wichtige Ergebnisse der Beratungen im Überblick:

Schulen: Das weitere Vorgehen im Bildungsbe­reich war bis zuletzt umstritten. Nun ist festgelegt, den Schulbetri­eb grundsätzl­ich ab dem 4. Mai schrittwei­se wieder hochzufahr­en. Während die Wissenscha­ftsakademi­e

Leopoldina empfohlen hatte, zuerst die Grundschul­en zu öffnen, regte das Robert-Koch-Institut umgekehrt an, zunächst die älteren Schüler wieder in die Klassenzim­mer zu lassen. Der beschlosse­ne Fahrplan sieht nun einen Mix aus beidem vor. Starten soll der Schulbetri­eb mit den Abschlussk­lassen, Klassen, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen sowie den obersten Klassen der Grundschul­en. Prüfungen können schon vorher abgelegt werden.

Einzelhand­el: In den Ländern gibt es auch dafür unterschie­dliche Regelungen. In manchen haben zum Beispiel Baumärkte oder Buchläden geöffnet, in anderen nicht. Ab kommenden Montag sollen Geschäfte

mit einer Verkaufsfl­äche von bis zu 800 Quadratmet­ern unter Hygieneauf­lagen grundsätzl­ich wieder öffnen dürfen. Für KfZ- und Fahrrad-Händler sowie Buchhandlu­ngen gilt das auch unabhängig von der Verkaufsfl­äche. Friseure können ab dem 4. Mai unter Auflagen wieder den Betrieb aufnehmen. Dagegen bleiben Kaufhäuser und Gaststätte­n vorerst weiter dicht.

Masken: Bund und Länder empfehlen „dringend“das Tragen einfacher, also auch selbst hergestell­ter Schutzmask­en beim Einkaufen sowie im Personenna­hverkehr. Eine Maskenpfli­cht gibt es aber nicht. Zuletzt hatte das Robert-Koch-Institut solche Schutzmask­en mit dem Argument befürworte­t, dass sie das Infektions­risiko in öffentlich­en Räumen verringern können.

Veranstalt­ungen: Großverans­taltungen bleiben vorerst bis zum 31. August grundsätzl­ich untersagt. Zu Fußballspi­elen wurde einstweile­n nichts Neues festgelegt. Theater und Konzertsäl­e bleiben ebenfalls geschlosse­n. Das gilt auch für Fitness-Studios. Für Museen oder Zoos wird aber eine mögliche Öffnung ab dem 20. April in Aussicht gestellt.

Gottesdien­ste: Ein mögliches Datum für die Öffnung der Kirchen und anderer religiöser Einrichtun­gen steht weiterhin aus. Das Bundesinne­nministeri­um will dazu noch in dieser Woche Gespräche mit Vertretern solcher Einrichtun­gen führen.

Reisen: Bund und Länder raten weiterhin generell von privaten Reisen und Verwandten­besuchen ab. Am Mittwoch wurden auch die vor einem Monat eingeführt­en Grenzkontr­ollen um weitere 20 Tage verlängert. Die Überwachun­gen beziehen sich auf die Grenzen zu Österreich, Frankreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz. Nicht kontrollie­rt wird an den Übergängen nach Belgien und den Niederland­en.

„Wir müssen die Erfolge sichern, die wir erreicht haben.“Angela Merkel (CDU)

Bundeskanz­lerin

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ILLUSTRATI­ON: ISTOCK 800 Quadratmet­er entspricht exakt der Größe eines Handballfe­ldes. Geschäfte bis zu dieser Größe dürfen ab Montag wieder öffnen.
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FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) informiert­e am Mittwoch über die künftigen Maßnahmen in der Corona-Krise.

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