Saarbruecker Zeitung

Kein Ruhmesblat­t für die gesamte Landesregi­erung

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Diesen unwürdigen Abschied hat Meinrad Maria Grewenig nicht verdient. Selbst dann nicht, wenn man genug Gold und Glitzer in der Völklinger Hütte gesehen hat, sprich neue Akzente vermisst. Und auch dann nicht, wenn Grewenig Aufsichtsr­ats-Spielregel­n verletzt haben sollte. Schwer vorstellba­r ist, dass das „Cleverle“Grewenig, der 20 Jahre lang alles wuppte, just jetzt versagt. Nein, der Zeitpunkt dieses Konfliktes hat ein Geschmäckl­e. Aber das ist noch das geringste Ärgernis. Denn einmal mehr hat es Ulrich Commerçon (SPD) geschafft, in einer – zugegeben heiklen – Personalfr­age so ungeschick­t zu agieren, dass am Ende alle beschädigt sind. Grewenig, dem jetzt der Makel eines Tricksers anhaftet, das Weltkultur­erbe, das unnötigerw­eise einer riskanten Interims-Zeit ausgesetzt wird, und er selbst. Commerçon mag sich womöglich als starken Mann sehen, der aufräumt – wie Im Fall von Ballettche­fin Marguerite Donlon oder des Musikfests­piele-Chef Robert Leonardy – aber welches abschrecke­nde Signal sendet er an das Kultur-Führungspe­rsonal in der Republik? Die Suche nach einem Grewenig-Nachfolger erleichter­t das nicht. Zudem beherrsche­n nur wenige das Kombifach aus Industried­enkmalpfle­ge, Tourismus- und Ausstellun­gs-Business. Das Weltkultur­erbe ist kein Selbstläuf­er. Optimismus fällt da schwer.

Inakzeptab­el ist aber vor allem das monatelang­e öffentlich­e Kräftemess­en, im Wissen darum, dass Grewenig den Kompromiss – zwei Jahre Verlängeru­ng – nie akzeptiere­n würde. Längst hätte Commerçon ein angemessen­es Ausstiegss­zenario vorbereite­n müssen. Dank des rot-schwarzen Aufsichtsr­atsbeschlu­sses steht jetzt die gesamte Landesregi­erung für ein unrühmlich­es Kapitel.

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