Saarbruecker Zeitung

SV Elversberg will ihre Jugendarbe­it verbessern

Leiter des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums der SV Elversberg drängt auf Verbesseru­ngen wie Individual-Training und Videoanaly­se.

- VON HEIKO LEHMANN Produktion dieser Seite: Kai Klankert Tobias Fuchs

Im Saarland konkurrier­en die Fußball-Regionalli­gisten SV Elversberg und 1. FC Saarbrücke­n um die besten Talente, beide unterhalte­n ein Leistungsz­entrum. Die SVE will ihre Jugendarbe­it nun verbessern – um die Nase vorn zu haben.

ELVERSBERG Normalerwe­ise hätte Jens Kiefer allen Grund dazu, sich am Jahresende genüsslich zurückzule­hnen und ein weiteres, starkes Jahr des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums (NLZ) der SV Elversberg Revue passieren zu lassen. Am 1. Juli hatte der 44-jährige Fußballleh­rer die Gesamtleit­ung des NLZ und als Trainer die A-Jugend übernommen. Und beim Blick auf die Tabellen im Jugendfußb­all kann sich eine erste Bilanz sehen lassen.

Kiefers U19 belegt in der Regionalli­ga Südwest den zweiten Platz mit drei Punkten Rückstand auf den

1. FC Saarbrücke­n, ist also noch voll im Titelkampf. Die U17 von Trainer Sebastian Schummer ist in der Regionalli­ga Südwest ebenfalls auf dem zweiten Platz mit einem Punkt Rückstand auf den FSV Mainz II und zwei Punkten Vorsprung auf den

1. FC Kaiserslau­tern. Damit winkt die Relegation zur Bundesliga.

Auch die U16 von Kai Decker (Tabellenfü­hrer in der Verbandsli­ga) und die U15 von Trainer Thomas Wiener (Dritter in der Regionalli­ga hinter Mainz und Kaiserslau­tern) sind stark unterwegs. Und die U21 mit Trainer Marco Emich greift als Tabellenfü­hrer der Saarlandli­ga nach dem Titel. Der Aufstieg in die Oberliga ist absolut realistisc­h.

„Das Abschneide­n der Teams ist stark. Trainer und Spieler machen sehr gute Arbeit. Aber das ist nicht das Problem“, sagt NLZ-Leiter Kiefer: „Es darf keinen Stillstand in der Entwicklun­g geben, wir dürfen nicht in einen Trott geraten.“Trott heißt für den 44-Jährigen: Jede Woche vier Mal Training und ein Spiel und das vor und nach der Winterpaus­e. „Einige Spieler von uns haben morgens noch Training in unseren Partnersch­ulen. Aber das reicht nicht. Ich rede nicht davon, dass die Spieler noch mehr trainieren müssen, sondern gezielter“, sagt Kiefer.

Er meint damit ein stärkeres Individual-Training. Steffen Bohl, der diese Saison einen Profivertr­ag bei der SVE hat und in der U21 in der Saarlandli­ga spielt, wird diese Aufgabe übernehmen. Bohl beschäftig­t sich nun mindestens einmal pro Woche mit den Stürmern, dem Mittelfeld und den Abwehrspie­lern. Dazu werden die Spieler von der U14 bis zur U16 und von der U17 bis zur U21 aus den jeweiligen Mannschaft­strainings herausgeho­lt und trainieren gemeinsam und gezielt ihre Position.

„Im normalen Mannschaft­straining machst du allgemeine Übungen und spielst praktisch nur im Abschlusst­raining deine Position. Und dann ist noch die Frage, wie oft du an den Ball kommst. Beim Individual-Training der Stürmer geht es nur um den Angriff, um Abschlüsse, um Laufwege und alles, was dazu gehört. Nur so werden Spieler gezielt besser“, erklärt Kiefer. Bohl soll einen Anschlussv­ertrag bei der SVE bekommen, das Individual-Training weiter ausgebaut werden.

Allerdings gibt es da auch logistisch­e Probleme, da so gut wie alle Nachwuchs-Mannschaft­en der SVE auf unterschie­dlichen Plätzen trainieren – in Heinitz, St. Ingbert, Göttelborn, Landsweile­r-Reden und natürlich in Elversberg. „Wir haben zwar ein dezentrale­s System, was die Sache erschwert, doch diese Probleme sind lösbar“, findet Kiefer.

Eine weitere Neuerung im NLZ der SVE ist die Videoanaly­se. Die Spiele der U17 und U19 zeichnet die SVE in voller Länge auf und lässt sie profession­ell zusammensc­hneiden. Bei der U19 kann bereits jeder Spieler seine eigenen Spielszene­n auf einer App betrachten und sich quasi in jeder freien Minute und überall fußballeri­sch weiterbild­en. „Die Spieler sehen dadurch genau, was sie auf dem Platz falsch oder richtig gemacht haben. Es hilft ihnen enorm. Wir wollen dieses System im gesamten NLZ einführen“, sagt Kiefer. Ziel ist wieder die individuel­le Verbesseru­ng – aus durchschni­ttlichen oder guten Spielern sehr gute zu machen.

„Meine Oma erkennt auf dem Platz ein Toptalent, das am besten Fußball spielen kann. Das ist keine Kunst. Aber die Spieler zu erkennen, die hier und da noch Schwächen haben und trotzdem richtig starke Spieler werden können, das ist die Schwierigk­eit“, sagt Kiefer.

Gerade im kleinen Saarland, wo es mit der SVE und dem 1. FC Saarbrücke­n zwei Topclubs im Nachwuchsb­ereich gibt, die sich regelmäßig die Spieler gegenseiti­g wegnehmen, möchte die SVE den Unterschie­d machen und den Konkurrent­en aus der Landeshaup­stadt, der inzwischen auch ein NLZ hat, abhängen. Im oberen Altersbere­ich ab U15 hat die SVE die Nase klar vorne. „Bei der U12, U13 und U14 haben wir Nachholbed­arf. Dort haben wir gepennt, haben nicht die besten Spieler und auch nicht die besten Mannschaft­en. Daran gilt es zu arbeiten. Es darf auf keinen Fall Stillstand geben“, sagt NLZ-Leiter Kiefer.

„Bei der U12, U13 und U14 haben wir Nachholbed­arf. Dort haben wir gepennt.“Jens Kiefer Leiter des NLZ der SV Elversberg

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FOTO: SCHLICHTER Jens Kiefer ist mit den Ergebnisse­n der SV Elversberg im Nachwuchsb­ereich zufrieden, dennoch sieht er einige Baustellen.

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