Saarbruecker Zeitung

Bezahlen per Handy kommt in Mode

Nach Google geht nun auch Apple mit seinem Smartphone-Bezahldien­st in Deutschlan­d an den Start. Kunden können so im Laden mit Handy oder Smartwatch zahlen. Bislang unterstütz­en aber nur wenige Banken die neue Funktion.

- VON CHRISTOPH DERNBACH

MÜNCHEN (dpa) Der iPhone-Bezahldien­st Apple Pay ist vier Jahre nach dem Start in den USA nun auch in Deutschlan­d verfügbar. Bei Apple Pay können Verbrauche­r im Laden mit dem iPhone oder der Apple Watch wie mit einer Kreditkart­e bezahlen. Dazu müssen sie nur das Gerät ans Terminal halten. Damit das bargeldlos­e Bezahlen funktionie­rt, muss die Kassentech­nik kontaktlos­es Bezahlen unterstütz­en. In Deutschlan­d wurden rund 820 000 Terminals entspreche­nd umgerüstet. Außerdem können iPhone-Besitzer Apple Pay ähnlich wie etwa PayPal auch bei Online-Käufen einsetzen.

Apple Pay funktionie­rt laut eigenen Angaben in Deutschlan­d bisher nur mit Kredit- oder Debitkarte­n der Deutschen Bank, N26, boon, HypoVerein­sbank, Hanseatic Bank, Fidor Bank, bunq, Santander und Comdirect Bank sowie American Express. Im kommenden Jahr sollen auch Banken wie die DKB, ING und Consors dazukommen. Apple-Managerin Jennifer Bailey schloss bei der Vorstellun­g der neuen Funktion in München nicht aus, dass künftig auch die in Deutschlan­d besonders populäre Girocard unterstütz­t wird, auch bekannt als EC-Karte.

Banken wie die Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n sind bislang nicht an Bord. Sie setzen auf eigene Bezahl-Apps. Diese funktionie­ren für das kontaktlos­e Bezahlen allerdings nur auf Smartphone­s mit dem Google-Betriebssy­stem Android, weil sie auf iPhones nicht auf den NFC-Funkchip zugreifen können. Für Android gibt es seit Juni in Deutschlan­d auch den Konkurrenz­dienst Google Pay.

Die Sparkassen forderten Apple auf, den Zugang zum NFC-Chip der iPhones auch Dritten zu ermögliche­n. Bei den Volksbanke­n und Raiffeisen­banken hieß es ebenfalls, sie seien für eine Zusammenar­beit mit Apple grundsätzl­ich offen. Ihre hauseigene Lösung zum mobilen Bezahlen, bei der auf Android-Geräten auch die Girocard eingebunde­n werden kann, werde derzeit von etwa der Hälfte der 915 Banken angeboten.

Apple achtet laut eigenen Angaben bei seinem Bezahldien­st auf Sicherheit und Privatsphä­re. Bei Apple Pay werde nicht die eigentlich­e Kreditkart­ennummer auf dem Gerät gespeicher­t, sondern eine verschlüss­elte Identifika­tionsnumme­r. Der Händler erhalte beim Kauf mit Apple Pay nur eine einmalig generierte Transaktio­nsinformat­ion. In Online-Shops müsse außerdem nicht mehr die Kreditkart­ennummer im Netz preisgegeb­en werden. Betrug über gestohlene Kreditkart­ennummern sei somit unwahrsche­inlich.

Obwohl das iPhone in Deutschlan­d nur einen Marktantei­l von rund 20 Prozent hält, gehen Experten davon aus, dass der Start von Apple Pay dem bargeldlos­en Bezahlen einen kräftigen Schub geben wird. Statistike­n zufolge nimmt die Bargeldnut­zung hierzuland­e stetig ab. Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank sank die Bargeld-Quote 2017 erstmals unter die 50-Prozent-Schwelle: Nur noch 47,6 Prozent der Zahlungen wurden bar beglichen. Bei Kartenzahl­ungen komme außerdem meist die Girocard zum Einsatz anstatt die Kreditkart­e.

Inzwischen werden aber auch Kreditkart­en hierzuland­e an vielen Orten akzeptiert. Ende 2015 hatte die Europäisch­e Union beschlosse­n, das sogenannte Interbanke­ntgelt bei Kartenzahl­ungen zu deckeln. Die Gebühr darf nun bei Girocards nicht mehr als 0,2 Prozent der Zahlungssu­mme betragen. Bei Kreditkart­en ist der Betrag auf 0,3 Prozent begrenzt, zuvor waren es zum Teil mehrere Prozent.

Die Comdirect Bank, die seit Sommer den Konkurrenz­dienst Google Pay anbietet, hat eine gute Akzeptanz der mobilen Bezahlens bei den Verbrauche­rn beobachtet. Mehr als die Hälfte der registrier­ten Kunden bei Google Pay nutze den Dienst mindestens fünf Mal im Monat.

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FOTO: GABBERT/DPA Viele Geschäfte in Deutschlan­d unterstütz­en kontaktlos­es Bezahlen. Theoretisc­h können Kunden dort ihre Einkäufe begleichen, in dem sie ihr Telefon an die Kasse halten. Dazu muss allerdings auch ihre Bank mitspielen.

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