Saarbruecker Zeitung

Der DFB lässt die Fans wieder rein

Heute erstes öffentlich­es Training der Nationalma­nnschaft seit 2014. Havertz und Rüdiger müssen absagen, Emre Can rückt nach.

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Oliver Bierhoff „Irgendwie sind wir da den Bedürfniss­en unserer Anhänger nicht nähergekom­men“, erklärte Manager Oliver Bierhoff als Teil der umfangreic­hen WM-Analyse: „Es ging auch um das Auftreten der Nationalma­nnschaft.“

Zwar hat die heftig kritisiert­e Nationalel­f beim Neubeginn vor einem Monat gegen Weltmeiste­r-Nachfolger Frankreich (0:0) und gegen Peru (2:1) erste zarte, positive Signale in den Bereichen Mentalität und Taktik ausgesandt. Doch die Aussage von Bundestrai­ner Löw nach dem historisch­en WM-Aus, das auch den großen Graben zwischen Team und Fans offenlegte, gelte weiter und vor den anstehende­n Nations-League-Hammerspie­len am Samstag in den Niederland­en und drei Tage später in Frankreich (beide 20.45 Uhr) sogar noch mehr: „Wir stehen jetzt alle unter besonderer Beobachtun­g und unter einem besonderen Druck.“

Nach Marco Reus haben auch der Leverkusen­er Kai Havertz und Antonio Rüdiger vom FC Chelsea dem Bundestrai­ner abgesagt. Havertz wird wie der Dortmunder Reus von einer Knieblessu­r geplagt. Abwehrspie­ler Rüdiger fällt wegen Leistenpro­blemen aus. Mittelfeld­spieler Emre Can von Juventus Turin wurde am gestrigen Montag nachnomini­ert. Kurz nachdem der auf 21 Spieler reduzierte Kader am Dienstag in Berlin zusammenko­mmt, öffnet Löw für 5000 meist jugendlich­e Zuschauer im Hertha-Amateursta­dion das Training.

Natürlich sind alle kostenlos vergebenen Tickets vergriffen. Erstmals seit September 2014 – damals feierten 45 000 Fans in Düsseldorf den frisch gekrönten Weltmeiste­r – können damit Anhänger im eigenen Land eine Übungseinh­eit wieder hautnah verfolgen. Der DFB überträgt das Training sogar live ab 17.25 Uhr über seine Internet-Plattforme­n. Es soll aber „keine Inszenieru­ng und keine Show“werden, heißt es aus dem Deutschen Fußball-Bund, sondern „ein Training pur“ohne laute Musik, Moderation oder besondere Aktionen.

„Wir wollen die Leute begeistern und werden alles in die Waagschale werfen“, versprach Nationalsp­ieler Thomas Müller schon am Montag in München. Den Profis ist bewusst,

„Uns hat die richtige Einstellun­g gefehlt. Wir haben die Unterstütz­ung der Fans für selbstvers­tändlich gehalten.“

Manager der Nationalma­nnschaft

dass dies aber vor allem über die Rückkehr zu erfolgreic­hem Fußball auf dem Rasen geht: „Die Vorfreude ist da, das wird ein harter Wettkampf“, sagte Müller. In der Dreier-Gruppe der Liga A der Nations League qualifizie­rt sich nur der Erste für das Finalturni­er im Juni 2019, der Letzte steigt in Liga B ab. „Wir wissen, was uns sportlich und atmosphäri­sch in Amsterdam und Paris erwartet“, erklärte Löw vor der großen Herausford­erung.

Dass mit Reus der aktuell einzige wirklich treffsiche­re Spieler die Länderspie­l-Zeit nutzt, um eine Knieblessu­r auszukurie­ren, macht die Lage noch schwierige­r. „Wir haben ein großes Problem mit der Chancenaus­wertung“, hat Löw zuletzt immer wieder festgestel­lt. Der 58 Jahre alte Chefcoach muss vor allem hier eine Lösung finden. Löw will aber auch das Bild seiner Mannschaft korrigiere­n.

„Uns hat die richtige Einstellun­g gefehlt. Wir sind selbstgefä­llig aufgetrete­n. Wir haben die Unterstütz­ung der Fans für selbstvers­tändlich gehalten“, hat Manager Bierhoff analysiert: „Die Wucht, die auf uns eingetroff­en ist, zeigt auch immer wieder, welch hohe Bedeutung diese Mannschaft für die Fans und das Land hat.“Löws Forderung ist deshalb klar: „Wir wollen eine andere Identifika­tion schaffen und den Fans wieder viel Freude bereiten. Das geht nur, wenn wir wieder ein anderes Gesicht zeigen.“

 ?? FOTO: ROLAND/AFP ?? Fannähe statt Entfremdun­g: Die Nationalma­nnschaft will nach dem Debakel bei der WM in Russland wieder mehr auf die Anhänger zugehen. So findet heute erstmals seit Langem wieder in Berlin eine öffentlich­e Trainingse­inheit der Fußballsta­rs um Trainer Joachim Löw statt.
FOTO: ROLAND/AFP Fannähe statt Entfremdun­g: Die Nationalma­nnschaft will nach dem Debakel bei der WM in Russland wieder mehr auf die Anhänger zugehen. So findet heute erstmals seit Langem wieder in Berlin eine öffentlich­e Trainingse­inheit der Fußballsta­rs um Trainer Joachim Löw statt.

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