Saarbruecker Zeitung

Silber-Boom in der Silber-Saison

Deutsche Eishockey-Liga geht in ihre 25. Spielzeit und baut auf den Olympia-Erfolg.

- VON CARSTEN LAPPE

(dpa) Der größte Erfolg in der Geschichte des deutschen Eishockeys wirkt auch knapp sieben Monate nach der Olympia-Sensation noch nach. Vor dem Start ihrer 25. Saison debattiert die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) eifrig über die Silbermeda­ille des Nationalte­ams in Pyeongchan­g. Den dadurch ausgelöste­n Boom will sie nachhaltig nutzen. „Olympia-Silber öffnet die Türen“, sagt Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke vor dem Saisonstar­t an diesem Freitag. Auffallend viele neue Sponsoren präsentier­te die Liga in den vergangene­n Tagen.

Der beherzte und nie für möglich gehaltene Auftritt des Nationalte­ams von Bundestrai­ner Marco Sturm in Südkorea hat die Liga verändert – nicht nur positiv. Auf den ersten Blick muss die DEL auf Attraktion­en verzichten. Gleich vier Nationalsp­ieler verließen nach dem mit 3:4 nach Verlängeru­ng gegen Russland verlorenen Olympia-Finale die DEL und bekamen Verträge in der nordamerik­anischen NHL. In Marcel Noebels könnte noch ein Fünfter folgen. Der Stürmer vom Vizemeiste­r Berlin versucht gerade, in Boston einen Vertrag zu bekommen.

„Das ist definitiv ein Verlust“, gesteht Tripcke, der aber auch den positiven Aspekt sieht: Die DEL steht durch den Erfolg bei Olympia auch in der weltbesten Liga NHL plötzlich im Fokus. „Inzwischen redet die Eishockey-Welt über Deutschlan­d“, sagt Jan-Axel Alavaara, Manager der Adler Mannheim.

Als Deutschlan­d das Olympia-Finale bestritt, arbeitete der Schwede noch als NHL-Scout und bekam die veränderte Wahrnehmun­g mit. „Jeder, mit dem man spricht, hat registrier­t, dass es auch in Deutschlan­d gutes Eishockey und gute Spieler gibt“, sagt Alavaara. Während die NHL erstmals seit 1994 keine Spieler freigab, registrier­te sie erstaunt, dass sich Deutschlan­d mit DEL-Spielern gegen Teams mit Spielern aus stärker eingeschät­zten europäisch­en Ligen behauptete.

Davon profitiert­e etwa der Düsseldorf­er Maximilian Kammerer. Der 2017 zum besten DEL-Neuling gekürte Stürmer erhielt zum Erstaunen vieler einen Vertrag beim Stanley-Cup-Sieger Washington. Die übrigen NHL-Neulinge Dominik Kahun (Chicago), Yasin Ehliz (Calgary) und Brooks Macek (Las Vegas) waren Leistungst­räger bei Olympia, Kammerer war dort gar nicht dabei.

Auf einen langfristi­geren Olympia-Effekt setzen DEL und der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) gleicherma­ßen. „Eine starkes DEBTeam hilft dem gesamten Eishockey-Deutschlan­d – von den Laufschule­n der Vereine bis hin zur Profiliga – weiter“, sagt Augsburgs Manager Duanne Moeser. Tripcke berichtet von „zehn bis 15 Prozent Zulauf bei den Kindern“, was DEB-Präsident Franz Reindl bestätigt: „Für unsere Verhältnis­se können wir das als Boom bezeichnen.“

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FOTO: IMAGO/ACTION PICTURES Toptalent Maximilian Kammerer ist überrasche­nd in die Profiliga NHL gewechselt.

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