Wie das Stadtarchiv an Willi Graf erinnern will.
Mehrere Veranstaltungen zu bedeutenden Jahrestagen sind geplant – auch zum Gedenken an den Widerstandskämpfer Willi Graf.
Das Jahr 2018 enthält zahlreiche runde Jahrestage zu historischen Ereignissen. Im städtischen Kulturausschuss berichtete Stadtarchivleiter Hans-Christian Herrmann, welche Veranstaltungen das Saarbrücker Archiv angeboten oder noch geplant hat, um diese Jahrestage zu würdigen.
Eine ganze Reihe von Jahrestagen kreist etwa um den Nationalsozialismus. So jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag des Saarbrücker Widerstandskämpfers Willi Graf, aber auch zum 75. Mal der Tag seiner Hinrichtung am 12. Oktober 1943.
Mit Blick auf seinen Todestag wird das Stadtarchiv am 11. Oktober eine Matinee zum Thema „Jugend im Nationalsozialismus – zwischen Kreuz und Hakenkreuz“ausrichten. Podiumsgast wird der ehemalige Lehrer Franz-Josef Schäfer sein, der sich Herrmann zufolge sehr mit der Geschichte Willi Grafs beschäftigt hat.
Am 30. Oktober wird das „Historische Quartett“über die Frage diskutieren, ob Besuche von Schulklassen in Gedenkstätten verpflichtend sein sollten. Daran wird sich das Stadtarchiv ebenso beteiligen wie an der Gedenkveranstaltung der Synagogengemeinde zum 80. Jahrestag der Pogromnacht im November.
Als Beitrag zu einer anderen Opfergruppe lässt sich laut Herrmann ein anderes Projekt verstehen, das er selbst angestoßen habe. So gründete der Stadtarchivleiter 2017 eine Arbeitsgruppe, die die Verfolgung der Homosexuellen im Saarland aufarbeiten will. Mit im Boot sind der Lesben- und Schwulenverband Saarland, das Landesinstitut für Pädagogik und Medien, die Landeszentrale für Politische Bildung, die Frauengenderbibliothek und eine Reihe von Einzelpersonen.
Am 17. Oktober wird die Arbeitsgruppe mit finanzieller Unterstützung von Sozial- und Kulturministerium erstmals eine große Forschertagung zur Verfolgung von Lesben und Schwulen im Saarland von 1933 bis 1994, dem Jahr der Abschaffung des Paragrafen 175, veranstalten.
Bei dieser Tagung soll es laut Herrmann auch darum gehen, Forschungsperspektiven zu entwickeln und den Blick auf andere Länder innerhalb Deutschlands und der Europäischen Union zu richten. In einigen Bundesländern, insbesondere Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg, habe es bereits Forschungsprojekte zur Homosexuellenverfolgung gegeben, im Saarland strebe man diese jetzt erst an.
Für den 13. September kündigte Herrmann außerdem einen Vortrag zur Geschichte der Camera – Studio für Filmkunst 1959-1972 an.
Das ursprünglich für November geplante große Ausstellungs- und Buchprojekt zur Geschichte des Stadtteils Burbach muss das Stadtarchiv verschieben. Das Projekt, das den Titel „Burbacher Gold: Kohle, Stahl und Eisenbahn“tragen wird, ist Herrmann zufolge „sehr ehrgeizig“und wird wohl erst im kommenden März fertig.
„Es zielt darauf, eine Gesamtgeschichte Burbachs seit der Industrialisierung zu stemmen“, erläuterte der Stadtarchivleiter. Das Projekt soll die gesamte politische Entwicklung, die Hüttengeschichte, die Entwicklung des Stadtteils, die Migrationsgeschichte und auch die Geschichte des Strukturwandels darlegen, sagt Hans-Christian Herrmann.
„Das Projekt zielt darauf, eine Gesamtgeschichte Burbachs seit der Industrialisierung zu stemmen.“
Hans-Christian Herrmann Leiter Stadtarchiv