Saarbruecker Zeitung

Saarland warnt vor Ende des Stroms aus Kohle

Umweltverb­ände wollen möglichst schnell weg vom Kohlestrom. Dagegen regt sich Widerstand aus mehreren Ländern, auch aus dem Saarland.

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(dpa/ SZ) Das Saarland hat gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, und Brandenbur­g „mehr Augenmaß“beim geplanten Kohleausst­ieg verlangt. Wenige Tage vor der nächsten Sitzung der mit der Ausstiegsp­lanung betrauten Kohlekommi­ssion forderten die Wirtschaft­sminister der sechs von einem vorzeitige­n Kohleausst­ieg besonders betroffene­n Bundesländ­er, die Folgen einer vorzeitige­n Beendigung der Kohleverst­romung für Versorgung­ssicherhei­t und Strompreis­e stärker zu berücksich­tigen. Ein vorzeitige­r Kohleausst­ieg könne insbesonde­re der energieint­ensiven Industrie und dem Standort Deutschlan­d schaden. Nötig sei ein „Stresstest“für Versorgung­ssicherhei­t, der die Entwicklun­gen in den europäisch­en Nachbarlän­dern einbezieht.

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) sagte zudem, bei einem vorzeitige­n Kohle-Ausstieg müsse der „Systemrele­vanz“von bestehende­n Kohlekraft­werken im Strom- und Wärmesekto­r angemessen Rechnung getragen werden. Nicht nur energie-, sondern auch strukturpo­litisch seien Anreize für unternehme­rische Ersatzinve­stitionen mittels des Energierec­hts wichtig. „Wir müssen ganz klar die Versorgung­ssicherhei­t für das Saarland im Auge behalten: umweltvert­räglich, sicher und bezahlbar“, sagte Rehlinger. Im Saarland ist derzeit noch das Kohlekraft­werk Völklingen-Fenne dauerhaft am Netz. Auch die Kohle-Meiler in Bexbach und in Quierschie­d (Weiher) sind einsatzber­eit. Sie wurden von der Bundesnetz­agentur zur Absicherun­g von Spitzenbed­arf als ,,systemrele­vant“eingestuft.

Die sichere Versorgung energieint­ensiver Unternehme­n zu internatio­nal wettbewerb­sfähigen Preisen entscheide über die Zukunft von bundesweit mehr als 800 000 Arbeitsplä­tzen, betonte der nordrhein-westfälisc­he Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP), auf dessen Initiative der Vorstoß der sechs Länder zurückgeht.

Die von der Bundesregi­erung unter Federführu­ng von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) eingesetzt­e Kommission „Wachstum, Strukturwa­ndel und Beschäftig­ung“tritt am kommenden Donnerstag wieder zusammen. Das Gremium soll bis Ende des Jahres unter anderem ein Datum für den Ausstieg aus der Stromgewin­nung aus Kohle, einen Ausstiegsp­fad sowie Perspektiv­en für neue Jobs in den Kohleregio­nen vorschlage­n.

Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) kritisiert­e die Minister der sechs Länder. Die Forderung, „die Faktenlage zu klären, kann für die Minister schnell nach hinten losgehen“, erklärte der gestern in Potsdam. Dass ein deutscher Kohleausst­ieg zu mehr Importabhä­ngigkeit und höheren CO2-Emissionen im Ausland führen werde, sei „bereits mehrfach widerlegt“worden.

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FOTO: DIETZE/DPA Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) pocht auf Versorgung­ssicherhei­t.

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