Saarbruecker Zeitung

Google-Mitarbeite­r hinterfrag­en China-Pläne

Im Internet-Konzern brodelt es wegen einer möglichen Rückkehr des Suchgigant­en in die kommunisti­sche Volksrepub­lik.

- Produktion dieser Seite: Stephanie Schwarz Thomas Reinhardt

(dpa) Mehr als 1000 Mitarbeite­r von Google haben in einem Brief Bedenken gegen die Rückkehr des Suchmaschi­nen-Giganten nach China angemeldet. Die zensierte Suchmaschi­ne mit dem Projektnam­en „Dragonfly“(Libelle) werfe „dringende moralische und ethische Fragen auf“, zitierte das US-Portal „The Intercept“aus dem Schreiben an die Konzernfüh­rung, in dem auch mehr Informatio­nen zu den Plänen gefordert werden. Nur wenige Mitarbeite­r seien eingeweiht.

Die Angestellt­en argumentie­rten weiter, dass es unklar sei, ob das Projekt gegen die Ethik-Regeln des Unternehme­ns verstoße, die besagen, dass Google keine Dienste anbiete, die zu Verletzung­en von Menschenre­chten führe.

Bereits Anfang August hatten Aktivisten und Menschenre­chtler mit Empörung reagiert, als mehrere US-Medien über Googles neue China-Pläne berichtete­n. Die zensierte Suchmaschi­ne für das mobile Betriebssy­stem Android würde demnach in China gesperrte Webseiten und Suchanfrag­en etwa nach Menschenre­chten, Demokratie, Religion oder friedliche­n Protesten aussortier­en.

Damit entspreche sie den strikten Zensurvors­chriften der kommunisti­schen Führung in Peking. Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal sprach von einem „schweren Angriff auf die Informatio­nsfreiheit“. Der Konzern hat die China-Pläne bislang nicht bestätigt.

Google ist in China gesperrt, weil es sich der Zensur zumindest bisher nicht beugen wollte. Der Konzern sucht aber nach einem Zugang zu dem weltgrößte­n Internetma­rkt mit 730 Millionen Nutzern.

Eine zensierte Suchmaschi­ne würde eine Wende in Googles Chinapolit­ik darstellen. Das Unternehme­n hatte sich 2010 aus dem großen Markt zurückgezo­gen, um sich nicht weiter selbst zensieren zu müssen. China sperrt nicht nur Google und seine Dienste wie die Suchmaschi­ne oder den E-Mail-Dienst Gmail. Auch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Youtube und Whatsapp sind geblockt – ebenso Nachrichte­nseiten der „New York Times“, des „Wall Street Journals“und politisch heikle oder chinakriti­sche Webseiten.

In einem separaten Fall hatte Google kürzlich angekündig­t, aus einer Kooperatio­n mit dem US-Verteidigu­ngsministe­rium auszusteig­en. Tausende Mitarbeite­r hatten zuvor eine interne Petition unterschri­eben, das Drohnen-Projekt „Maven“zu beenden.

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FOTO: DIEGO AZUBEL/DPA Mehr als 1000 Mitarbeite­r haben in einem Protestbri­ef Bedenken gegen die zensierte Suchmaschi­ne „Dragonfly“geäußert.

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