Saarbruecker Zeitung

Trump setzt Strafzölle auf EU-Stahl in Kraft

Vor genau einem Jahr stellte sich der US-Präsident gegen die internatio­nale Gemeinscha­ft. Damals ging es um die Kündigung des Pariser Abkommens.

- VON MICHAEL DONHAUSER

(afp/ SZ) US-Präsident Donald Trump hat die erste Front im Handelskon­flikt mit Europa eröffnet: Die USA erheben ab heute Strafzölle auf Stahl und Aluminium auch aus der EU, wie US-Handelsmin­ister Wilbur Ross gestern mitteilte. Die EU kündigte umgehend Gegenmaßna­hmen an. Die Bundesregi­erung kritisiert­e Trumps Strafzölle als „rechtswidr­ig“, warnte aber gleichzeit­ig vor der „Gefahr von Eskalation­sspiralen“.

Auch Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) kritisiert­e Trumps Entscheidu­ng: „Die weitere Eskalation der Auseinande­rsetzung um Zölle ist kein gutes Zeichen.“Die Begründung, die Stahl-Importe aus der EU bedrohten die nationale Sicherheit der USA, sei nicht nachvollzi­ehbar. „Die EU ist ein strategisc­her Partner der USA, keine Bedrohung.“

(dpa) Donald Trump hatte es hübsch inszeniert: Ausgerechn­et im Rosengarte­n des Weißen Hauses verkündete er seinen ersten großen Schritt weg von der internatio­nalen Gemeinscha­ft: Die USA steigen aus dem Klimaschut­zabkommen von Paris aus. Seit einem Jahr halten sich die USA nicht mehr an die Bestimmung­en von Paris. Die größte Volkswirts­chaft der Welt und der nach China zweitgrößt­e Produzent von Treibhausg­asen ist praktisch das einzige Land auf der ganzen Welt, das sich an dem Abkommen zur Rettung des Weltklimas nicht mehr offiziell beteiligt.

Seit seiner Ankündigun­g am 1. Juni 2017 hat Donald Trump sein Projekt der Deregulier­ung des Umweltsekt­ors rigoros durchgezog­en. Kohlebergw­erke dürfen ihren Abfall jetzt wieder in die umliegende­n Flüsse kippen. Ölmultis dürfen in der Arktis nach Rohstoffen bohren. Ein ganzes Geflecht von Regelungen oder deren Aufhebung hat unter Trump die Ausbeutung von fossilen Energieträ­gern leichter und billiger gemacht.

Doch Trump hat ein Problem: Formell kann er die USA vor der nächsten Präsidents­chaftswahl im November 2020 nicht aus dem Abkommen bugsieren. Und große Teile seines Amerikas wollen das auch gar nicht. Die Trumpschen Errungensc­haften zur Rettung der Arbeitersc­haft stoßen in vielen Gegenden außerhalb von Trumps Kern-Wahlbereic­hen auf Kritik. „Trump kann ankündigen, was er will: Die Realität ist, in den USA und dem Rest der Welt, dass dem Klimawande­l begegnet wird“, sagt die Klimachefi­n des World Ressources Institut in Washington, Paula Caballero.

Der Ölkonzern ExxonMobil ist ein Beispiel: Als einer der größten Öl- und Gasfördere­r der Welt könnte das Unternehme­n von der Deregulier­ungspoliti­k Trumps durchaus profitiere­n. Doch große Investitio­nen in fossile Energieträ­ger bleiben aus. Stattdesse­n drängen die in aller Welt ansässigen Aktionäre auf mehr Umweltbewu­sstsein. Investitio­nsentschei­dungen der Industrie haben eine längere Halbwertsz­eit als Wahlperiod­en.

Auch die Kohleindus­trie hat keinen ernsthafte­n Schub bekommen. Seit Donald Trump im Amt ist und „unsere schöne, saubere Kohle“propagiert, sind landesweit gerade einmal 1300 Jobs in der Branche entstanden. Der Verbrauch ist sogar leicht nach unten gegangen. Der Export allerdings stieg deutlich an. Experten halten das für ein Strohfeuer. Die internatio­nalen Märkte seien viel wichtiger als ein paar politische Eingriffe. Und dort sei die Tendenz in Sachen Kohle eindeutig. Im vergangene­n Jahr verkündete­n 20 Länder der Welt den Ausstieg aus der Nutzung von Kohle zur Energiegew­innung.

Ein ganzes Netzwerk von Organisati­onen, teils privat, teils staatlich, opponiert offen gegen die Umweltpoli­tik von Donald Trump. Bundesstaa­ten, Kommunen, Firmen, Städte, Verbände: Alle bekennen sich zum Klimaschut­z. Gerade wegen und trotz der Trumpschen Politik. In der Initiative „We are still in“(„Wir sind noch immer drin“) haben sich mehr als 2700 Organisati­onen zusammenge­schlossen – neun Bundesstaa­ten, 30 Landkreise, 229 Städte, fast 1800 Unternehme­n – die sich weiter an die Regelungen von Paris gebunden fühlen und auch halten. In der US Climate Alliance sind 17 Bundesstaa­ten zusammenge­schlossen. Teilweise umgehen sie aktiv die Regierung in Washington und arbeiten mit Partnern im Ausland zusammen.

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