Saarbruecker Zeitung

Warum die Saar-Kommunen die Steuern weiter erhöhen

Trotz zahlreiche­r Erhöhungen liegen die Grundsteue­r-B-Sätze im Saarland noch immer unter dem Bundesschn­itt. Deshalb machen die Kommunen 2018 weiter.

- VON DANIEL KIRCH

Die Standpauke, die der Finanzguta­chter Martin Junkernhei­nrich den saarländis­chen Städten und Gemeinden 2015 gehalten hat, wirkt. Der Ökonom hatte den Bürgermeis­tern und Ratsmitgli­edern dringend empfohlen, ihre Einnahmemö­glichkeite­n besser auszuschöp­fen. Denn Junkernhei­nrichs Gutachten hatte unter anderem ergeben, dass zwar nirgendwo in Deutschlan­d die Kommunen so hoch verschulde­t sind wie im Saarland – aber gleichzeit­ig auch nirgendwo die kommunalen Steuern so niedrig sind wie hierzuland­e.

Seither steigen die Grundsteue­r B auf bebaute oder unbebaute Grundstück­e und die Gewerbeste­uer für Betriebe auf breiter Front, wie eine SZ-Auswertung ergibt. 2015 erhöhten 34 der 52 Kommunen ihren Grundsteue­r-Hebesatz, 2016 waren es 37 Kommunen und im vergangene­n Jahr 20 Kommunen. Und 2018? Nach einer Erhebung des Städteund Gemeindeta­ges wollen in diesem Jahr mindestens 16 Kommunen die Grundsteue­r B erhöhen.

Anders als noch vor Jahren haben die Saar-Kommunen zwar bundesweit nicht mehr die niedrigste­n Sätze bei der Grundsteue­r B. Sie erreichen mit 418 Prozent aber auch noch nicht den bundesweit­en Durchschni­tt, der einmal als Ziel formuliert wurde (siehe Grafik).

Die Steuersätz­e im Saarland reichen – Stand 2017 – von 300 Prozent in St. Wendel bis zu 680 Prozent in Gersheim, einer der finanzschw­ächsten Kommunen des Landes. Gersheim hat den Hebesatz binnen Jahresfris­t um 230 Punkte erhöht – landesweit­er Rekord.

Die zahlreiche­n Erhöhungen der Steuersätz­e haben zwar den finanziell­en Spielraum in den Gemeindeka­ssen erweitert, die Finanzschw­äche vom Grundsatz her aber nicht beseitigt. Der Präsident des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges, Jürgen Fried (SPD), rechnet vor, dass die Finanzstär­ke der Saar-Kommunen nur 70 Prozent im Vergleich zu den Kommunen der anderen Bundesländ­er beträgt. Der Prozess

der Haushaltsk­onsolidier­ung dauere an. „Somit dürfte auch in Zukunft eine weitere Anhebung der Hebesätze zu erwarten sein“, so Fried.

Neben der Grundsteue­r B auf Immobilien ist die Gewerbeste­uer die wichtigste Einnahmequ­elle, über deren Höhe die Kommunen selbst entscheide­n können. Auch an dieser Schraube wurde in den vergangene­n Jahren landesweit dutzendfac­h gedreht. Anders als bei der Grundsteue­r B liegt das Saarland bei der Gewerbeste­uer bereits seit Jahren in der Spitzengru­ppe der Bundesländ­er und deutlich über dem Bundesschn­itt (siehe Grafik).

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) des Saarlandes hält dies für einen Standortna­chteil. „Die Schmerzgre­nze für die Unternehme­n der Saar-Wirtschaft ist längst erreicht“, sagte Carsten Meier, Geschäftsf­ührer der IHK Saarland für den Bereich Standortpo­litik, der SZ. „Wir brauchen daher rasch eine Kehrtwende bei der Gewerbeste­uer. Denn sie schadet dem Wirtschaft­sstandort Saarland.“Vor allem aber treffe die Gewerbeste­uer insbesonde­re kleine und mittlere Unternehme­n, während sich Großuntern­ehmen durch Ertragsver­lagerungen der überhöhten Besteuerun­g entziehen könnten.

„Auch in Zukunft dürfte eine weitere Anhebung

zu erwarten sein.“

Neunkirche­r OB Jürgen Fried (SPD)

Präsident des Städte- und Gemeindeta­gs

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