Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Arzt hilft Kind aus Afghanista­n

Wilder Müll macht Bürger wütend. Oberbürger­meisterin Britz sagt bei einem Vor-Ort-Termin Hilfe im Kampf gegen Schandflec­ken zu.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Eine recht triste, kahle Fläche, grob geschotter­t. Magere Bäume stehen wie verloren verteilt umher, ihre dürren Äste mit spärlichem Laub sind kaum in der Lage, Schatten zu spenden. Am Rand entlang ein paar Bänke mit Blick auf die mehrspurig­e Straße, den lärmenden Verkehr, quasi auf die verlängert­e Autobahn. Der Pariser Platz im oberen Malstatt: Er hat so wenig mit der mondänen Stadt gemein, die ihm ihren Namen lieh.

„So sauber wie heute war es die letzten 30 Jahre nicht“, erzürnt sich eine Frau, die zum rund einstündig­en Stadtbumme­l mit Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) gekommen ist. Die zwar höfliche, aber resolute Dame macht ihrem Ärger über verdreckte Straßen, Trottoirs und Häuserecke­n Luft. Dass es heute an dem Treffpunkt nicht so aussehe wie sonst, liege wohl am Besuch der Verwaltung­schefin. Denn hier ist der Auftakt für den Bummel mit zumeist in Initiative­n engagierte­n Saarbrücke­rn sowie einem ebenso großen Stab an Rathaus-Mitarbeite­rn zur Bestandsau­fnahme von Schandflec­ken in dem Stadtteil. Die rund 30 Menschen versammeln sich nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo sich vor einem Augenblick noch ein hagerer Mittfünfzi­ger mit Bierpulle in der Hand an einer den Platz umrandende­n Hecke erleichter­te. Die argwöhnisc­hen Blicke vorbei eilender Passanten ließen ihn dabei völlig kalt.

„Das hier ist 24 Stunden am Tag eine Müllhalde“, schildert die Malstatter­in – mit Ausnahme von heute. Da fällt Britz’ Blick auf einen schmuddeli­gen Stromverte­ilerkasten am Rand. Undefinier­bare Graffiti-Zeichen in Rot verunstalt­en den grauen Kasten. Das stört die Oberbürger­meisterin, sei dann aber doch ein geringeres Problem. Die Wortführer­in im Kampf gegen die Vermüllung beschreibt, was sie wirklich stört: „Matratzen und Kühlschrän­ke auf der Josefsbrüc­ke: Das sind keine kleinen Probleme.“Britz sichert zu, dass die Sache hohe Priorität habe und erinnert an das Dreck-Weg-Telefon der Landeshaup­tstadt. Hier könnten Bürger ihren Kummer über schauderha­fte Orte loswerden. Allerdings gebe es recht wenige Anrufe aus Malstatt, im Gegensatz zu dem Protest gegen illegale Müllplätze, der während dieses Termins laut wird.

Hanna Jelassi vom Quartiersm­anagement Soziale Stadt, die ihr Büro direkt am Pariser Platz hat, pflichtet bei: „Wenn wir darauf hingewiese­n werden, dann können wir den Dreck wegmachen.“Das funktionie­re mit dem städtische­n Entsorger ZKE. Aber: „Wir können das nicht jede Stunde.“So schnell türmten sich tagtäglich an einigen Orten binnen kürzester Zeit neue Schutthauf­en auf. So wie an einer Häuserecke auf dem Weg zum nächsten Schauplatz Hambacher Platz, wo Plastikbec­her, Schokorieg­el-Folien und anderer Unrat herumliegt. Britz fordert ihre mitmarschi­erenden Mitarbeite­r sodann auf: „Wir laden die Hauseigent­ümer und Vermieter ein.“Während dieses noch nicht feststehen­den Termins sollen sie sensibilis­iert werden, gegen Schandflec­ken vorzugehen. Die Vermieter wiederum sollen Mieter in die Pflicht nehmen.

Auch wenn es vordringli­ch bei

„Das hier ist 24 Stunden am Tag eine Müllhalde.“

Malstatter­in

über die Situation auf dem Pariser Platz

der Stippvisit­e auf dem Hambacher Platz um den dort herzuricht­enden Spielplatz geht, der in die Jahre gekommen ist, und um den Platz an sich, der umgestalte­t werden soll: Die mitlaufend­en Bürger kommen immer wieder aufs Thema wilde Abfallberg­e zu sprechen. Das lässt auch Anneliese Becker nicht los. Sie zeigt auf einen überquelle­nden Altpapier-Container vor einem Mietshaus. „Da ist alles drin, nur kein Papier.“Judith Pirrot vom ZKE eilt mit ihrer Handykamer­a dahin und verspricht, dass der Schandflec­k schon bald verschwind­et. Kurz zuvor kündigte Carmen Dams, Leiterin des Amtes für Stadtgrün, an, dass für den Hambacher Platz 150 000 Euro bereitstün­den. Indes soll der Pariser Platz so bleiben, wie er ist. Dieser war mit Inbetriebn­ahme der Saarbahn 1997 umgestalte­t worden.

Nach all den Hinweisen auf störende Dinge in Malstatt genießt zum Abschluss Britz die zurechtgem­achte Siedlung um die Leipziger Wiesen. Frische Fassaden, neuer Abenteuers­pielplatz, aufgeräumt­e Gärten: Das besänftigt­e die Gemüter. Der Termin am gestrigen Dienstag bildete den Auftakt einer Reihe von Ortstermin­en der Oberbürger­meisterin. Zwischen Mai und Ende September ist sie neunmal unterwegs. Bereits am heutigen Mittwoch, 23. Mai, ab 15.30 Uhr geplante zwei Stunden in Dudweiler-Nord.

Unter anderem besucht sie den Spielplatz am Kinderhaus der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo).

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FOTO: BECKER&BREDEL Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD, rechts) auf dem Hambacher Platz im oberen Malstatt. Viele ärgern sich über vermüllte Ecken.

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