Saarbrücker Arzt hilft Kind aus Afghanistan
Wilder Müll macht Bürger wütend. Oberbürgermeisterin Britz sagt bei einem Vor-Ort-Termin Hilfe im Kampf gegen Schandflecken zu.
Eine recht triste, kahle Fläche, grob geschottert. Magere Bäume stehen wie verloren verteilt umher, ihre dürren Äste mit spärlichem Laub sind kaum in der Lage, Schatten zu spenden. Am Rand entlang ein paar Bänke mit Blick auf die mehrspurige Straße, den lärmenden Verkehr, quasi auf die verlängerte Autobahn. Der Pariser Platz im oberen Malstatt: Er hat so wenig mit der mondänen Stadt gemein, die ihm ihren Namen lieh.
„So sauber wie heute war es die letzten 30 Jahre nicht“, erzürnt sich eine Frau, die zum rund einstündigen Stadtbummel mit Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) gekommen ist. Die zwar höfliche, aber resolute Dame macht ihrem Ärger über verdreckte Straßen, Trottoirs und Häuserecken Luft. Dass es heute an dem Treffpunkt nicht so aussehe wie sonst, liege wohl am Besuch der Verwaltungschefin. Denn hier ist der Auftakt für den Bummel mit zumeist in Initiativen engagierten Saarbrückern sowie einem ebenso großen Stab an Rathaus-Mitarbeitern zur Bestandsaufnahme von Schandflecken in dem Stadtteil. Die rund 30 Menschen versammeln sich nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo sich vor einem Augenblick noch ein hagerer Mittfünfziger mit Bierpulle in der Hand an einer den Platz umrandenden Hecke erleichterte. Die argwöhnischen Blicke vorbei eilender Passanten ließen ihn dabei völlig kalt.
„Das hier ist 24 Stunden am Tag eine Müllhalde“, schildert die Malstatterin – mit Ausnahme von heute. Da fällt Britz’ Blick auf einen schmuddeligen Stromverteilerkasten am Rand. Undefinierbare Graffiti-Zeichen in Rot verunstalten den grauen Kasten. Das stört die Oberbürgermeisterin, sei dann aber doch ein geringeres Problem. Die Wortführerin im Kampf gegen die Vermüllung beschreibt, was sie wirklich stört: „Matratzen und Kühlschränke auf der Josefsbrücke: Das sind keine kleinen Probleme.“Britz sichert zu, dass die Sache hohe Priorität habe und erinnert an das Dreck-Weg-Telefon der Landeshauptstadt. Hier könnten Bürger ihren Kummer über schauderhafte Orte loswerden. Allerdings gebe es recht wenige Anrufe aus Malstatt, im Gegensatz zu dem Protest gegen illegale Müllplätze, der während dieses Termins laut wird.
Hanna Jelassi vom Quartiersmanagement Soziale Stadt, die ihr Büro direkt am Pariser Platz hat, pflichtet bei: „Wenn wir darauf hingewiesen werden, dann können wir den Dreck wegmachen.“Das funktioniere mit dem städtischen Entsorger ZKE. Aber: „Wir können das nicht jede Stunde.“So schnell türmten sich tagtäglich an einigen Orten binnen kürzester Zeit neue Schutthaufen auf. So wie an einer Häuserecke auf dem Weg zum nächsten Schauplatz Hambacher Platz, wo Plastikbecher, Schokoriegel-Folien und anderer Unrat herumliegt. Britz fordert ihre mitmarschierenden Mitarbeiter sodann auf: „Wir laden die Hauseigentümer und Vermieter ein.“Während dieses noch nicht feststehenden Termins sollen sie sensibilisiert werden, gegen Schandflecken vorzugehen. Die Vermieter wiederum sollen Mieter in die Pflicht nehmen.
Auch wenn es vordringlich bei
„Das hier ist 24 Stunden am Tag eine Müllhalde.“
Malstatterin
über die Situation auf dem Pariser Platz
der Stippvisite auf dem Hambacher Platz um den dort herzurichtenden Spielplatz geht, der in die Jahre gekommen ist, und um den Platz an sich, der umgestaltet werden soll: Die mitlaufenden Bürger kommen immer wieder aufs Thema wilde Abfallberge zu sprechen. Das lässt auch Anneliese Becker nicht los. Sie zeigt auf einen überquellenden Altpapier-Container vor einem Mietshaus. „Da ist alles drin, nur kein Papier.“Judith Pirrot vom ZKE eilt mit ihrer Handykamera dahin und verspricht, dass der Schandfleck schon bald verschwindet. Kurz zuvor kündigte Carmen Dams, Leiterin des Amtes für Stadtgrün, an, dass für den Hambacher Platz 150 000 Euro bereitstünden. Indes soll der Pariser Platz so bleiben, wie er ist. Dieser war mit Inbetriebnahme der Saarbahn 1997 umgestaltet worden.
Nach all den Hinweisen auf störende Dinge in Malstatt genießt zum Abschluss Britz die zurechtgemachte Siedlung um die Leipziger Wiesen. Frische Fassaden, neuer Abenteuerspielplatz, aufgeräumte Gärten: Das besänftigte die Gemüter. Der Termin am gestrigen Dienstag bildete den Auftakt einer Reihe von Ortsterminen der Oberbürgermeisterin. Zwischen Mai und Ende September ist sie neunmal unterwegs. Bereits am heutigen Mittwoch, 23. Mai, ab 15.30 Uhr geplante zwei Stunden in Dudweiler-Nord.
Unter anderem besucht sie den Spielplatz am Kinderhaus der Arbeiterwohlfahrt (Awo).