T rautes Heim, Glück allein
Die Doku-Reihe „ZDFzeit“zeigt, wo es sich in Deutschland am besten wohnen lässt.
SAARBRÜCKEN (ry) Das längste Leben, die beste Luft, die niedrigsten Mieten oder das höchste Einkommen – welche Orte in Deutschland sind top und welche flop? Eine neue Studie liefert überraschende Antworten. So sind die Unterschiede zwischen Nord und Süd inzwischen größer als zwischen Ost und West. Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler, die für das ZDF Daten aus allen 401 Landkreisen und kreisfreien Städten ausgewertet haben. Einen klaren Gewinner-Ort gibt es auch.
Die große Deutschland-Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos im Auftrag von „ZDFzeit“vergleicht die Lebensverhältnisse in der Republik. 14 Mal erreichen Städte und Kreise aus Baden-Württemberg die vorderen Ränge. Vier Top-Plätze gehen nach Ostdeutschland. Probleme gibt es dagegen insbesondere im Ruhrgebiet. Doch trotz großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten leben die Menschen auch hier gern. Die Abwanderung aus der Metropole Ruhr ist nicht mehr so hoch wie noch vor einigen Jahren. Mit versteckter Kamera testet „ZDFzeit“, wie die Menschen im Ruhrgebiet reagieren, wenn man sie dennoch auffordert, ins erfolgreiche Bayern umzuziehen.
Der Beitrag zeigt, wo es gut läuft – und wo nicht. In dem kleinen Dorf Ellweiler im Hunsrück drückt die Schuldenlast. Fast 400 000 Euro sind es inzwischen, doch Einnahmen gibt es so gut wie keine. Ohne Infrastruktur hat es Bürgermeister Gerhard Göttge schwer, Unternehmen nach Ellweiler zu holen: „Wir haben inzwischen gutes Internet, aber Handyempfang hängt vom Standort ab.“Eine Busverbindung gibt es nicht, und die Dorfkneipe hat inzwischen auch geschlossen. Doch der 63-Jährige will nicht aufgeben. Er und die anderen 330 Einwohner packen selbst mit an. Egal, ob die Parkbank renoviert werden muss oder das Dach vom Gemeindehaus – ohne Eigeninitiative würde es gar nicht gehen. „Wir sind vergessen und abgehängt vom Rest der Welt“, sagt Göttge.
Strukturschwache Regionen gibt es überall in Deutschland. Unter den schlechtesten 50 Platzierungen befinden sich 24 Kommunen in NRW, elf in Niedersachsen, zehn in ostdeutschen Bundesländern. „Unsere Ergebnisse belegen, dass wir inzwischen eher Unterschiede zwischen Land und Stadt sowie Nord und Süd haben, als zwischen Ost und West“, resümiert Prognos-Chef Christian Böllhoff.
Insgesamt sind 24 000 Datensätze in die Studie eingeflossen, unterschiedlich gewichtet nach wissenschaftlichen Vorgaben. Zehn Forscher von Prognos haben ein Jahr lang daran gearbeitet, darunter Soziologen, Politologen und Volkswirte.
ZDFzeit, 20.15 Uhr, ZDF