Saarbruecker Zeitung

Heiko Maas auf schwierige­r Mission

Mit markigen Worten hat Außenminis­ter Maas Russland zu Beginn seiner Amtszeit vor den Kopf gestoßen. Jetzt war er zu Besuch in Moskau.

- FOTO: HIRSCHBERG­ER/DPA

Zögerliche Annäherung: Bei seinem ersten Besuch in Moskau ist Außenminis­ter Heiko Maas vom russischen Chef-Diplomaten Sergej Lawrow gestern kühl empfangen worden. Der Saarländer hatte zu Beginn seiner Amtszeit einen harten Kurs gegenüber Russland eingeschla­gen und das Land als „Aggressor“bezeichnet.

(dpa) Sergej Lawrow ist seit 14 Jahren russischer Außenminis­ter. Diplomatis­che Zurückhalt­ung ist trotz der rekordverd­ächtigen Amtszeit nicht sein Markenzeic­hen. Das bekommt auch Heiko Maas zu spüren, der fünfte deutsche Außenminis­ter seit Joschka Fischer, den Lawrow in Moskau empfängt. Schon in seiner Ansprache zu Beginn der Verhandlun­gen im Gästehaus des Ministeriu­ms erteilt Altmeister Lawrow dem Novizen aus Berlin eine Lektion. Er hoffe auf ein offenes Gespräch, sagt er und fügt hinzu: „Das ist auf jeden Fall besser als jegliche Mikrofondi­plomatie.“

Solch eine Diplomatie, bei der Äußerungen zur Politik anderer Länder die Adressaten über die Medien erreichen und nicht im direkten Gespräch, gab es in den vergangene­n Monaten ziemlich häufig. In beide Richtungen. Die Äußerungen, die von Heiko Maas stammen, hatten es aber – gerade für einen SPD-Politiker – in sich.

Gleich in seiner Antrittsre­de bezeichnet­e Maas Russland als „Aggressor“und warf Moskau später in einem „Spiegel“-Interview vor, „zunehmend feindselig“zu agieren. Der Saarländer wollte sich damit ganz bewusst von seinem Vorgänger Sigmar Gabriel abgrenzen, der für eine schrittwei­se Aufweichun­g der Russland-Sanktionen eingetrete­n war und dort stets von Präsident Wladimir Putin empfangen wurde. In Russland brachte Maas seine „antirussis­che Rhetorik“Kritik ein. Auf dem Holzweg sei der diplomatis­ch unerfahren­e Minister, hieß es.

Inzwischen hat Maas seinen harten Ton gegenüber Russland gedämpft. Seit dem militärisc­hen Vergeltung­sschlag der USA, Frankreich­s und Großbritan­niens gegen Syrien für einen mutmaßlich­en Chemiewaff­eneinsatz stehen die Zeichen wieder auf Dialog mit Russland, da die Syrien-Krise ohne Moskau als unlösbar gilt. Deutschlan­d kommt bei der Wiederaufn­ahme des Gesprächsf­adens eine besondere Rolle zu – auch weil das Land nicht am Militärein­satz teilgenomm­en hatte.

Der Besuch von Maas ist der Auftakt einer diplomatis­chen Offensive der Bundesregi­erung. Anfang kommender Woche reist Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) nach Moskau, am Freitag trifft Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) Putin in Sotschi. Der Politologe Wladislaw Below von der Russischen Akademie der Wissenscha­ften sieht es positiv, dass gleich mehrere deutsche Regierungs­mitglieder kurz nach der Amtseinfüh­rung von Präsident Putin nach Russland reisen. „Man versucht offensicht­lich, einen gemeinsame­n Nenner zu finden.“

Maas stellt in Moskau deswegen vor allem die Gemeinsamk­eiten heraus. Mit Lawrow vereinbart er ein paar bilaterale Projekte: Hilfe für noch lebende Weltkriegs­opfer, stärkere Hochschulk­ooperation und eine Wiederaufn­ahme von Staatssekr­etärsgespr­ächen zum Thema Sicherheit. Letztere waren nach der Annexion der ukrainisch­en Halbinsel Krim durch Russland 2014 ausgesetzt worden.

Auch in der Weltpoliti­k gibt es wieder Gemeinsamk­eiten, die den Moskau-Besuch für Maas erleichter­n. Der Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran schweißt Europa und Russland auf einmal wieder zusammen – wenn auch nur in einer Einzelfrag­e. In der Syrien-Krise und im Ukraine-Konflikt bleiben zwar die Differenze­n. Aber immerhin stellen Maas und Lawrow Gesprächsb­ereitschaf­t fest.

Und was ist mit den „Feindselig­keiten“, die Maas auf russischer Seite erkannt haben will? Lawrow zeigt kein großes Interesse, das Thema auszureize­n. Einer russischen Journalist­in sagt er auf eine Frage nach dem Maas-Zitat, das zu erwähnen, sei ja nicht besonders gastfreund­lich – und nimmt Maas damit quasi in Schutz.

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 ?? FOTO: RALF HIRSCHBERG­ER/DPA ?? Heiko Maas (SPD, 3.v.r.) spricht mit seinem russischen Amtskolleg­en Sergej Lawrow (2.v.l.) und den Delegation­en beider Länder. Vor allem geht es um das künftige deutsch-russische Verhältnis.
FOTO: RALF HIRSCHBERG­ER/DPA Heiko Maas (SPD, 3.v.r.) spricht mit seinem russischen Amtskolleg­en Sergej Lawrow (2.v.l.) und den Delegation­en beider Länder. Vor allem geht es um das künftige deutsch-russische Verhältnis.
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FOTO: RALF HIRSCHBERG­ER/DPA Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) bei seiner Ankunft am Flughafen von Moskau.

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