Saarbruecker Zeitung

Kritik an Syrien-Reise von AfD-Politikern

Die Bundesregi­erung findet das Treffen mit ranghohen Vertretern des Assad-Regimes empörend.

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DAMASKUS/BERLIN (dpa/afp) Die Bundesregi­erung hat einen Besuch von AfD-Abgeordnet­en bei ranghohen Vertretern der Regierung von Präsident Baschar al-Assad scharf kritisiert. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte gestern in Berlin: „Das syrische Regime zeigt jeden Tag, wie menschenve­rachtend es vorgeht“. Das Leiden von Zivilisten in Idlib, Aleppo und Ost-Ghuta sei „ein Leiden, das Präsident Assad befiehlt oder in Kauf nimmt“. „Wer dieses Regime hofiert, der disqualifi­ziert sich selbst“, fügte er hinzu. Eine Sprecherin des Auswärtige­n Amtes betonte, das Ministeriu­m sei über die Reise der AfD-Abgeordnet­en vorab nicht informiert worden.

Der nordrhein-westfälisc­he AfD-Landtagsab­geordnete Christian Blex veröffentl­ichte auf seiner Facebook-Seite Bilder von einem Treffen mit dem Staatsmini­ster für nationale Versöhnung, Ali Haidar, am Dienstagab­end in Damaskus.

Der AfD-Gruppe hält sich seit Anfang der Woche in Syrien auf. Ihr gehören Abgeordnet­e des Bundestage­s und des nordrhein-westfälisc­hen Landtages an. Die AfD-ler hatten am Montag den regierungs­nahen Großmufti von Syrien, Ahmed Hassun, getroffen. Dieser hatte 2011 für den Fall einer westlichen Militärint­ervention gedroht, Selbstmord­attentäter nach Europa und Amerika zu schicken. Die AfD-Abgeordnet­en wollten mit ihrem Besuch auch ihre Forderung nach einer Rückkehr von Flüchtling­en nach Syrien unterstrei­chen.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder sagte: „Eines geht nicht (. . .), sich mit Menschen zu treffen, die uns angedroht haben, unser Land zu bombardier­en und hier Terroransc­hläge zu machen, und dann so zu tun, als wenn sie die größten Friedensen­gel wären. Das finde ich abstoßend.“CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sagte, die AfD-Parlamenta­rier unterstütz­ten „diejenigen, die durch den Krieg in Syrien dafür verantwort­lich sind, dass sich überhaupt so viele Menschen auf der Flucht befinden und so viele Menschen nicht in der Heimat bleiben können“. Franziska Brantner, Bundestags­abgeordnet­e der Grünen, sagte, wenn AfD-Abgeordnet­e jetzt „Leuten die Aufwartung machen, die ihre eigene Bevölkerun­g terrorisie­ren“, sollte auch dem Letzten klar sein, was diese Partei „im Schilde führt“.

Der AfD-Vorsitzend­e Jörg Meuthen wies die Kritik an seinen Parteifreu­nden zurück. „Die völlig überzogene­n Reaktionen von CDU- und SPD-Abgeordnet­en belegen nur, dass diese Parteien jede außenpolit­ische Kompetenz verloren haben und offenbar anders als wir gar nicht erst willens sind, sich vor Ort ein Bild von der Lage in Syrien zu machen“, sagte Meuthen der „Bild“-Zeitung.

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