Saarbruecker Zeitung

Militärein­satz gegen Islamisten im Sinai

Als Reaktion auf den Angriff auf eine Moschee in Al-Arisch, bei dem mehr als 300 Menschen starben, ließ Ägypten Ziele in der Region bombardier­en.

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westlich der Provinzhau­ptstadt Al-Arisch. Es sei ein leichtes Ziel gewesen, heißt es aus Sicherheit­skreisen, weit entfernt der großen Städte. Der Angriff erfolgte, als der Imam gerade die Kanzel heraufstei­gt, um die Freitagspr­edigt zu halten. Als die Gläubigen nach ersten Explosione­n aus der Moschee flüchten wollten, nahmen zwischen 25 und 30 Angreifer die Menschen unter Beschuss.

Die politische Analystin Sahar Aziz führt die Sicherheit­skrise auf dem Sinai auf eine Mischung aus übereifrig­em und rücksichts­losem Vorgehen der Sicherheit­skräfte sowie Armut und politische Vernachläs­sigung der Region durch die Regierung in Kairo zurück. Seit 2011, nach Beginn des sogenannte­n Arabischen Frühlings, seien Hunderte, wenn nicht Tausende Soldaten, Zivilisten und Islamisten in dem Konflikt zwischen Sicherheit­skräften und Terrorgrup­pen getötet worden, schreibt Aziz in einer Analyse der US-Denkfabrik Brookings. „Der Aufstand 2011 hat ein politische­s Vakuum im ganzen Land geschaffen, das die Situation auf dem Sinai weiter destabilis­iert hat.“

Abseits der großen Städte boten sich auf dem Sinai gute Verstecke für Schmuggler und Terroriste­n. Die Wurzeln sieht die Analystin aber weniger in islamistis­cher Ideologie als in lokalen Missstände­n. „Die Zentralreg­ierung in Kairo hat wenig für die Entwicklun­g des Sinai getan, für Schulen, Infrastruk­tur und Wirtschaft der lokalen Bevölkerun­g.“Neben dem Schmuggel machten sich dann seit Anfang der 2000er auch verstärkt islamistis­che Gruppen im Norden der Halbinsel breit.

„Die Anti-Terror-Kampagne der Regierung ist von schwerwieg­enden Menschenre­chtsverlet­zungen gegen unschuldig­e Zivilisten gekennzeic­hnet“, sagte der Journalist und Buchautor Mohannad Sabri in einem Gespräch mit dem Carnegie Middle East Center. Eine der größeren Terrorgrup­pen auf dem Sinai, Ansar Beit al-Makdis („Unterstütz­er Jerusalems“), schwor 2014 der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) die Treue. In der Folge stiegen die Angriffe vor allem auf Sicherheit­skräfte auf dem Sinai rasant, wie aus Daten des Armed Conflict Location and Event Data Project (ACLED) hervorgeht.

Obwohl sich zunächst keine Gruppe zu dem Anschlag bekannt hat, rückt der IS-Ableger in den Fokus. Kurz nach der Tat distanzier­te sich ein lokaler Ableger des Terrornetz­werks Al Qaida von dem „Massaker“. Die Angreifer hätten die schwarzen IS-Fahnen bei sich getragen, erklärte die ägyptische Staatsanwa­ltschaft.

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FOTO: EGYPTIAN DEFENCE MINISTRY/DPA Ägyptische Apache-Kampfhubsc­hrauber starten in Richtung Al-Arisch auf dem Sinai. Die Halbinsel ist schon seit Jahren Tummelplat­z für Schmuggler und Islamisten.
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