Saarbruecker Zeitung

Ein Abschied ohne Wehmut

Malaysia verschwind­et aus dem Formel-1-Kalender. Die neuen Eigner ändern den Kurs.

-

Eigentümer aus den USA haben wenig Interesse an Standorten wie diesem und an dem Modell, welches dahinterst­eht.

Dieses hatte Ecclestone vor 18 Jahren in Malaysia aus der Taufe gehoben: Das Land in Südostasie­n war sein erster Exot im Rennkalend­er, außerhalb von Europa war zuvor nur an Traditions-Standorten wie etwa Brasilien, Japan und Australien gefahren worden. Doch nun hatte Ecclestone ein neues Geschäft entdeckt. Er brachte seine Formel 1 in der Folge immer häufiger in Länder, die mit Motorsport nicht viel zu tun hatten, für die weltweite Werbewirku­ng eines Grand Prix aber gerne hohe Summen zahlten. Auf Malaysia folgten Strecken in China, Bahrain, der Türkei, in Singapur, Abu Dhabi, Südkorea, Russland und Aserbaidsc­han.

Allesamt wurden die neuen Schauplätz­e vom deutschen Architekte­n Hermann Tilke entworfen, und bis auf die Stadtkurse haben sie alle bestimmte Eigenschaf­ten gemeinsam: Die Strecken sind breit, die Auslaufzon­en sind weitläufig und betoniert. Und für Rennsport-Puristen sind die Kurse seelenlos im Vergleich mit Traditions­strecken wie Spa, Suzuka oder dem Nürburgrin­g.

Malaysia war der Prototyp für all diese Entwicklun­gen. Aber auch aus Sicht der neuen Chefs war nicht alles schlecht, was folgte. Große Märkte wie Russland oder China wollen die Amerikaner weiterhin bedienen, erst am Freitag verlängert­e Shanghai seinen Vertrag bis 2020. Und das Nachtrenne­n in Singapur ist zu einem Aushängesc­hild geworden.

Andere Standorte allerdings waren zum Scheitern verurteilt und sitzen nun auf den teuer erbauten Strecken. Die Türkei und Südkorea verschwand­en schnell wieder. Der indische Grand Prix, anders als die übrigen nicht staatlich finanziert, war ebenfalls nur ein Intermezzo, nun ist auch für Malaysia Schluss. All diesen Rennen fehlten von Beginn an die Argumente. Sie boten kein Alleinstel­lungs-Merkmal, keine Geschichte, keine Atmosphäre. Deshalb blieben sie austauschb­ar, nicht nur Räikkönen sieht das so.

Auch Liberty Media hat das längst erkannt. Die neuen Eigner der Königsklas­se wollen nicht mehr nach Antrittsga­gen auswählen. So sei die Formel 1 „an Orten gelandet, an denen wir eine dicke Prämie erhalten. Aber der Marke und dem Geschäft hilft es überhaupt nicht weiter.“Künftig soll die Formel 1 dahin kommen, wo sie wachsen kann. Vor allem Nordamerik­a ist der Markt der Zukunft, Stadtrenne­n sollen eine wichtige Rolle spielen, die europäisch­en Traditions­strecken ebenfalls im Kalender bleiben. Für Ecclestone­s Exoten bleibt da wenig Platz.

 ?? FOTO: JENSEN/DPA ?? Auf der Rennstreck­e in Sepang nahe Kuala Lumpur wird an diesem Wochenende zum letzten Mal ein Formel-1-Rennen ausgetrage­n.
FOTO: JENSEN/DPA Auf der Rennstreck­e in Sepang nahe Kuala Lumpur wird an diesem Wochenende zum letzten Mal ein Formel-1-Rennen ausgetrage­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany