Saarbruecker Zeitung

Verköchelt statt knackig

Der dritte Tag des Wettbewerb­s „St. Ingberter Pfanne“bot solide Kleinkunst, war aber keine Offenbarun­g.

- VON KERSTIN KRÄMER

ST. INGBERT Nicht gerade der stärkste Wettbewerb­sabend der St. Ingberter Pfanne war der Dienstag. Als „krassester banger im game“, mit scharfer Zunge und schwarzem Humor angekündig­t war der als Poetry Slammer bekannt gewordene Thomas Spitzer, zu dessen moralische­r Unterstütz­ung eigens seine TV-Kollegin Hazel Brugger im Publikum mitfiebert­e. Wer jedoch, wie der Nachname suggeriert, auf „Zuspitzung“gehofft hatte, wurde enttäuscht: Tatsächlic­h kam „Super Funny“, das erste Comedy-Soloprogra­mm des Freiburger­s, hier als überrasche­nd biederes und mau gewürztes Pfannenger­icht daher. Verbale Feinkost? Tabu-Brüche nach aparter Rezeptur? Scharf angebraten­e Wortspiele? Fehlanzeig­e. Stattdesse­n servierte Spitzer neben wenigen gewollt dilettanti­schen Reimen überwiegen­d nicht wirklich pikante Belanglosi­gkeiten, die durch überlanges Erhitzen fade verköchelt­en. Kotz-Orgien, Porno-typische Sperma-Ergüsse und unter Burkas manifestie­rte Pupse waren eher geschmackl­os denn provoziere­nd. Ein paar Schlagfert­igkeiten, kluge Gedanken zu Beziehunge­n und einige trockene Sprüche machen halt noch keinen satirische­n Guerilla-Koch.

Fast ohne Worte beziehungs­weise nur mit einer verdächtig nach Holländisc­h klingenden Kunstsprac­he kam danach die „Geräuschpa­ntomime“ von aus. Wer das Duo schon bei der Regionalve­rbands-Reihe „Comedy im Herbst“erleben durfte, weiß, wie schreiend komisch es sein kann und welche schweißtre­ibende Perfektion seine um akustische Zuspielung­en ergänzte Schauspiel­kunst erfordert. Hier jedoch kamen viele Gags in den hinteren Reihen der Stadthalle nicht an, weil manch verrückter Einfall auf die Distanz nicht zündete und auch diverse Feinheiten im Mienenspie­l verloren gingen. Schade. Außerdem waren die beiden dramaturgi­sch schlecht beraten, das Plaudergep­länkel zwischen den eigentlich­en Nummern nicht drastisch zu kürzen: Das gehört zwar zum Konzept, weil es viel über die Beziehung der beiden Kunstchara­ktere erzählt, trägt aber nur innerhalb einer abendfülle­nden Show – nicht bei einem Kurzauftri­tt.

Zum Abschluss gab‘s wieder eine Musikgrupp­e. Vokalterze­tt zu viert oder Boygroup mit Dame? Das Quartett ist ein Gesangstri­o, das sich bei einem Pianisten und einem leider oft wenig eleganten elektronis­chen Rhythmuskn­echt Unterstütz­ung holt. Vocal Recall setzen auf Nummer sicher: Wer Hits, ob aus Klassik oder Pop, witzig und mit originelle­n Wortspiele­n neu betextet und außerdem die Moderation­slast mit kabarettre­ifen Dialogen auf sämtliche Schultern verteilt, der kann nichts falsch machen. Zumal hier auch das Handwerk stimmte – sehr schön etwa der gregoriani­sche Steuererkl­ärungs-Choral. Charmant, wenn auch manchmal ein bisserl zu brav.

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Das sc h au t au s wie eine Fah rstu nde des Grau ens: das Du o Pau l& Willi.
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FOTO: ALEXANDER URBAN Poetry Slam m er Th om as Spitzer blieb bei der Pf anne h inter den Erwartu ngen zu rüc k.

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