Sprühen statt spritzen heißt die neue Devise beim Impfen
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung arbeitet an Nasensprays, die das Immunsystem fit im Kampf gegen Krankheitserreger machen sollen.
BRAUNSCHWEIG (np) Ein Arzneistoff allein macht noch lange kein Medikament. Der Transporter, der einen Wirkstoff oder einen Impfstoff zum Ziel in unserem Organismus bringt, ist mindestens ebenso wichtig wie die eigentliche Wirksubstanz. Das erklärt, warum beim Impfen so häufig die Spritze zum Einsatz kommt. Viele Substanzen würden als Tablette eingenommen im Magen sofort zerstört.
Wissenschaftler des HelmholtzZentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig wollen nun Impfstoffe entwickeln, die über die Nasenschleimhaut als Spray verabreicht werden können.
Das soll einen doppelten Schutzeffekt haben, erklärt Dr. Kai Schulze vom Braunschweiger Forschungsinstitut. „Wenn wir den Impfstoff per Nasenspray verabreichen, hat das den Vorteil, dass er neben der Bildung von Antikörpern auch die Schleimhäute selbst immunisiert.“Komme der Erreger später einmal direkt mit den Schleimhäuten in Kontakt, soll er unmittelbar dort abgewehrt werden.
Das klingt in der Theorie bestechend, ist in der Praxis aber kompliziert. Denn die Schleimhautzellen selbst können auch den Impfstoff abbauen. Das versuchen die Braunschweiger Wissenschaftler nun durch eine spezielle Verpackung der Wirksubstanz in Nanopartikeln zu verhindern, berichtet das HZI. Impfstoffe enthalten heute nur noch einzelne Bestandteile von Krankheitserregern, gegen die das Immunsystem Antikörper bilden soll. Damit die Körperabwehr diese entschärften Bestandteile nun aber nicht als ungefährlich einstuft und ignoriert, werden sogenannte Adjuvantien genutzt – das sind Substanzen, die die Wirkung von Impfsubstanzen verstärken können.
Die Braunschweiger Forscher haben Nanopartikel aus verschiedenen synthetischen Molekülen an Mäusen getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Schnupf-Impfung im Prinzip funktioniere, berichtet das HZI. Es seien noch eine Reihe weiterer Untersuchungen notwendig. Erst wenn sich die Ergebnisse in anderen Tierversuchen bestätigten, könne auch über einen Einsatz der Impfung bei Menschen nachgedacht werden.