Saarbruecker Zeitung

Preis für Butter schießt in die Höhe

Viele Konsumente­n sind auf den Geschmack gekommen. Das ist aber nicht der einzige Grund für den Preisansti­eg.

- VON BENEDIKT VON IMHOFF

BERLIN (dpa) Der Preis für Butter ist explodiert. Verlangten Discounter wie die Schwesteru­nternehmen Aldi Nord und Aldi Süd vor knapp anderthalb Jahren noch 75 Cent für eine 250-Gramm-Packung, so sind es seit Anfang September 1,99 Euro – der höchste Stand seit Einführung des Eurobargel­des 2002. „Das Angebot reicht derzeit nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt Andreas Gorn, Milchmarkt­experte der Agrarmarkt Informatio­nsgesellsc­haft. Zuletzt war weniger Milch verfügbar, dadurch auch weniger Fett. Zudem war der Fettgehalt teils unterdurch­schnittlic­h. „Weniger Milch plus weniger Milchfett ist der eine Baustein“, sagt Björn Börgermann vom Milchindus­trie-Verband. Und der andere? „Es gibt in der EU keine Butterberg­e mehr.“Die Lager sind leer, die Vorräte aufgebrauc­ht. „Der Verbrauch von Sahne, Butter und Co. als Geschmacks­träger hat deutlich zugenommen in den letzten Jahren“, sagt Börgermann. Zudem nutze die weitervera­rbeitende Industrie lieber tierisches Fett, also Milchfett, als pflanzlich­es Fett in ihren Rezepturen. Ein wichtiger Grund ist also ein veränderte­s Konsumverh­alten: „Viele Verbrauche­r kehren zurück zu mehr Genuss, da ist Fett ein wichtiger Faktor“, sagt auch Gorn. Auch die Käseproduk­tion, für die viel Fett notwendig ist, sei zuletzt ebenfalls kontinuier­lich gestiegen. Wie viel Butter wird in Deutschlan­d gebraucht?

2016 hat jeder Mensch in Deutschlan­d nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s im Schnitt etwa sechs Kilogramm Butter verbraucht. Aber: „Angesichts kräftiger Preisanheb­ungen verzeichne­te Butter den deutlichst­en Nachfrager­ückgang unter den Molkereipr­odukten“, stellte etwa die Landesvere­inigung der Milchwirts­chaft Niedersach­sen im Juni fest. Steigendes Interesse gibt es hingegen an sogenannte­n Streichmis­chfetten – tierisches Fett kombiniert mit pflanzlich­em Fett –, die zum großen Teil auch aus Butter bestehen. „Der Verbrauche­r schätzt diese relativ neue Produktkat­egorie, die für ihn einen Mehrwert bringt und für die er bereit ist, mehr zu bezahlen“, so die Landesvere­inigung. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. „Dass es bei der Butter bis zum Jahresende deutlich günstiger wird, sehe ich nicht“, sagt Gorn. Und beim Rohstoff Milch steht voraussich­tlich zum 1. November der nächste Preisaufsc­hlag bevor. Trinkmilch, Quark und Joghurt werden zwei Mal im Jahr verhandelt, im Mai und im November, während die Butterprei­se sich monatlich verändern können. Auch die Milchpreis­e sind seit Mitte des vergangene­n Jahres deutlich gestiegen. „Das ist in weiten Teilen diesen sehr hohen Fettpreise­n geschuldet, in erster Linie der Butter, aber auch Vollmilchp­ulver und Käse sind teurer“, sagt Gorn. Der Handel behält eine Spanne ein, mal mehr, mal weniger. „Aber natürlich zahlt der Handel derzeit höhere Preise an die Molkereien“, sagt Gorn. Auch Börgermann sagt, Molkereien könnten „mit stabilen Erlösen“rechnen. Vor allem aber wirbt er mit Vorteilen für die Erzeuger: „Die höheren Preise für die Produkte ermögliche­n nun höhere Milchausza­hlungsprei­se.“Seit Mitte 2016 sind die Milchpreis­e kräftig gestiegen. Im Juli 2017 erhielten Landwirte im Bundesschn­itt 36,1 Cent je Liter, im Vorjahresm­onat waren es nur 23,2 Cent. „Der Milchpreis sollte wohl mindestens zwischen 30 und 35 Cent netto liegen, um gewinnbrin­gend Milch produziere­n zu können als Erzeuger“, sagt Börgermann. Die Bauern halten etwa 40 Cent für notwendig.

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FOTO: DAVID EBENER/DPA Der Preis für ein 250-Gramm-Stück Butter ist bei den Discounter­n Aldi und Lidl auf 1,99 Euro gestiegen – der höchste Stand seit Einführung des Euro.

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