Der lange Weg zurück ins Leben
Immer mehr Menschen sind drogenabhängig – Können neue Arzneien Abhilfe schaffen?
(ry) In Deutschland sind derzeit knapp zwei Millionen Menschen alkoholabhängig, ein Drittel mehr als im Jahr 2006. Bis heute gibt die Volkskrankheit Alkoholismus Forschern Rätsel auf. Diese Form der Sucht wird meist mit psychotherapeutischen Maßnahmen bekämpft. Den Patienten fällt es dennoch sehr schwer, den Konsum zu kontrollieren. Könnte ein Medikament dabei helfen?
Selbst nach einer stationären Therapie werden etwa 50 Prozent der Betroffenen innerhalb von ein bis zwei Jahren rückfällig. Eine AntiSucht-Pille, die das Verlangen nach dem Rauschmittel Alkohol eindämmt, wäre eine Revolution und ein Segen für Erkrankte und ihre Familien. Es gibt gewaltige Fortschritte in der Erforschung von Sucht und ihrer Behandlung, doch die meisten Menschen wissen nichts davon – auch viele Ärzte nicht. Sie verschreiben teure und zeitintensive Verhaltenstherapien, die statistisch gesehen nur bei der Hälfte der Suchtpatienten zu dauerhaftem Erfolg führen.
Seit einiger Zeit machen neue Medikamente, die in das Belohnungssystem des Gehirns – den Dopamin-Haushalt – eingreifen, Alkoholikern Hoffnung. Das Prinzip: Die Präparate sollen dem Verlangen entgegenwirken, weil sich die erhoffte Entspannung oder das Hochgefühl nach dem Alkoholgenuss nicht mehr einstellen. Doch an der Zulassung von neuen Arzneien zur Suchtbehandlung scheint niemand wirklich Interesse zu haben. Vielleicht geht es dabei auch um Geld: Ein Patient bringt einer Therapieeinrichtung 120 Euro am Tag. Medikamente sind da deutlich günstiger.
Filmautorin Maureen Palmer dokumentiert in ihrem Beitrag die Lebens- und Leidensgeschichte von Mike Pond, einem Psychotherapeuten und Alkoholiker, der seit fünf Jahren trocken ist. Pond kennt diese Abhängigkeit mindestens genauso gut wie viele seiner Patienten. Zwei Jahrzehnte lang hat er Menschen geholfen, mit ihrem Suchtverhalten umzugehen – bis der Drang ihn beinahe selbst besiegte. Er plädiert dafür, das Verhalten von Alkoholikern endlich als ein medizinisches Problem zu betrachten.
Der Film zeigt den neuesten Stand der Forschung zum Thema Drogenabhängigkeit und welche Behandlungsformen es gibt, die hilfreicher sind als das spirituelle Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker oder gut gemeinte Ratschläge wie „einfach keinen Alkohol mehr zu trinken“. Im Anschluss an Palmers Dokumentation wird diese brisante Angelegenheit ab 21 Uhr auch in der Sendung „scobel“ausführlich diskutiert.
Die Anti-Sucht-Pille, 20.15 Uhr, 3 SAT