Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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„Die Welt“(Berlin) schreibt zur Entlassung des FBI-Chefs durch USPräsiden­t Donald Trump:

Dies ist die erste gravierend­e institutio­nelle Krise in Trumps noch junger Amtszeit. Sie ist Ausdruck einer volontaris­tischen Präsidents­chaft, in der nur zählt, was dem Chef im Weißen Haus nützt, der jegliche Konvention­en, Traditione­n und Anstandsre­geln über den Haufen wirft. Im Wahlkampf soll Trump einmal einen Außenpolit­ik-Experten gefragt haben, warum Amerika eigentlich Atomwaffen habe, wenn es sie nicht einsetzen könne. Ähnliches muss sich Trump nun über die Macht des Präsidente­n gefragt haben (. . .)

Die „Frankfurte­r Rundschau“äußert sich besorgt dazu: US-Präsident Donald Trump bearbeitet mal wieder mit dem Hammer die Demokratie seines Landes. (. . .) Selbst viele Republikan­er missbillig­ten die Entscheidu­ng ihres Parteikoll­egen Trump und verteidigt­en ihn lediglich kleinlaut, wenn überhaupt. Alle anderen kritisiert­en den Milliardär zu recht lautstark. Schließlic­h erinnert Trump an einen Diktator, der missliebig­e Kritiker einfach aus dem Weg räumen lässt.

Die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“glaubt, Trump habe sich keinen Gefallen getan:

Keine Frage: Der Präsident ist befugt, auch einen FBI-Direktor zu entlassen. Aber diese Entscheidu­ng (. . .) wird Trump noch verfolgen, vielleicht wird er sie sogar bereuen. Denn der Zeitpunkt ist eben relevant, und der Verdacht der Vertuschun­g liegt so nahe nach allem, was Trump bisher dazu von sich gegeben hat. Immerhin gehen neben dem FBI auch zwei Kongressau­sschüsse einer möglichen „Russland-Connection“nach. Comeys Entlassung wirkt wie eine Einladung, die Nachforsch­ungen noch auszuweite­n.

„Der Tagesspieg­el“(Berlin) ist in seinem Urteil vorsichtig:

Bislang ist kein zwingender Beleg aufgetauch­t, dass Trumps Wahlkampft­eam in Wahlmanipu­lation verwickelt war. Gerade jetzt bräuchten die USA eine glaubwürdi­ge Trennung von Fakten und übler Nachrede, die parteipoli­tisch motiviert sein könnte. Auch für Trump und seine Mitarbeite­r gilt (. . .) die Unschuldsv­ermutung. Wenn Trump in dieser Situation den FBI-Chef James Comey feuert (. . .), wirkt das so, als wolle er die Aufklärung stoppen, weil er etwas zu verbergen hat und die Entwicklun­g ihm gefährlich wird. Das muss zwar nicht so sein. Aber die Art, wie er vorgeht, und die zeitliche Einbettung fördern einen bösen Anschein.

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