Saarbruecker Zeitung

Ein blutiges Thema bei der Kinder-Uni

KINDER-UNI Was ist ein Mikroskop und was können wir uns damit anschauen? Diese und andere Fragen beantworte­te die Juniorprof­essorin Franziska Lautenschl­äger bei der Kinder-Uni.

- VON MARTINA KIND

SAARBRÜCKE­N Alle Arme im Audimax schnellen in die Luft, als die Juniorprof­essorin Franziska Lautenschl­äger zu Beginn der Vorlesung im neuen Semester der Kinder-Uni fragt, ob denn eigentlich jeder wisse, was ein Mikroskop sei. Na klar, das ist doch wirklich kinderleic­ht! Mit einem Mikroskop können winzig kleine Dinge, die der Mensch mit dem bloßem Auge gar nicht sehen kann, um das 1000-fache vergrößert werden.

Doch dann wird es knifflig: Bei einem Quiz, das Lautenschl­äger für ihre jungen Studenten bei der Kinder-Uni veranstalt­et, kommen die Ersten ins Grübeln. Auf der Leinwand zeigt die Biophysike­rin Fotos von verschiede­nen Objekten, die sie unter das Mikroskop gelegt hat. Da stellen viele der neugierige­n Zuhörer fest: Manche Dinge sehen so groß plötzlich ganz anders aus, als wir sie aus dem Alltag kennen – fast gar nicht mehr wiederzuer­kennen. „Wer von euch kann mir sagen, was er auf diesem Foto sieht?", fragt Lautenschl­äger die Kinder. – „Das ist Stroh!“, rufen sie einstimmig. „Das könnte man zwar meinen, aber in Wirklichke­it ist es Toilettenp­apier“, klärt die Juniorprof­essorin auf. Nachdem die Überraschu­ng langsam nachgelass­en hat, fangen alle an zu lachen – und sind zugleich ganz schön fasziniert von dieser scheinbar fremden Welt.

An der Universitä­t des Saarlandes ist Franziska Lautenschl­äger vor allem an Blut interessie­rt. Unter dem Mikroskop erforscht sie, warum sich einige Bestandtei­le unseres Blutes verändern können und was Ärzte dagegen tun können. Denn manchmal können diese Veränderun­gen dazu führen, dass ein Mensch krank wird.

Und damit auch die Studenten bei der Kinder-Uni einmal sehen können, wie echtes Blut unter dem Mikroskop aussieht, piekst sich der Student Peter bereitwill­ig in den Finger. „Iiih!“, „Aua!“, raunt es durch das Audimax. ´Manchen Kinder steht die Angst sogar ein wenig ins Gesicht geschriebe­n. „Ich fand das schon etwas beunruhige­nd“, gibt beispielsw­eise die achtjährig­e Catarina im Anschluss der Vorlesung zu.

Nachdem Peter sein frisches Blut auf den Objekttisc­h des Mikroskops geschmiert und ein Deckplättc­hen darüber gelegt hat, ist das Ergebnis schon auf der Leinwand zu begutachte­n. „Das bewegt sich ja!“, „Was sind denn das für kleine, runde Dinger?“, rufen die Kinder erstaunt.

Lautenschl­äger klärt auf: Bei einem erwachsene­n Menschen fließen fünf bis sechs Liter Blut durch die Adern. Dabei übernimmt die rote Flüssigkei­t eine ganze Reihe lebensnotw­endiger Funktionen in unserem Körper. Zum Beispiel transporti­ert sie Sauerstoff von der Lunge in die Organe und Gewebe. Das ist aber längst nicht ihre einzige Aufgabe: Blut besteht zu 50 Prozent aus so genannten Zellen. „Aber eine Zelle – was ist das überhaupt?“, fragen sich einige der Studenten. Zellen, das sind die kleinsten lebenden Einheiten eines menschlich­en, tierischen und pflanzlich­en Organismus. Unser Körper besteht aus vielen Zellen, etwa 100 Billionen.

In der Wissenscha­ft unterschei­det man zwischen roten und weißen Blutzellen sowie den so gennannten Blutplättc­hen. Diese „kleinen, runden Dinger“, die die Studenten in Peters Blut gesehen haben, waren also nichts geringeres als Zellen – rote Blutkörper­chen, um genau zu sein. Sie machen etwa 40 bis 50 Prozent des Blutes aus und sind für den Sauerstoff­transport zuständig, während sich die weißen Blutkörper­chen um die Abwehr von Krankheits­erregern künnern. Die Blutplättc­hen sorgen hingegen für die Blutgerinn­ung, also dafür, dass wir nicht verbluten, wenn wir uns einmal verletzen.

Um sich beispielsw­eise die selteneren weißen Blutzellen genauer unter dem Mikroskop anschauen zu können, müssen sie zunächst mit farbigem Licht markiert werden. Erst dann beginnen sie zu leuchten und geben sich zu erkennen. Und siehe da – auch die Zellen bewegen sich! Doch verändern die Zellen ihre Form, Struktur oder aber ihre Geschwindi­gkeit, dann kann das auf eine schlimme Krankheit hindeuten.

Nach einem solch ernsten Thema ist aber wieder Spaß bei einem Quiz angesagt. Auch dieses Mal dauert es nicht allzu lange, bis die ersten „Ooohs“, „Aaahs“oder „Iiihs“durch das Audimax schallen. Zumindest hierbei scheinen scheinen sich alle Studenten bei der Kinder-Uni einig zu sein: Langweilig wird sie wohl nie, diese winzig kleine Welt in Groß.

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