Saarbruecker Zeitung

Max Goldt, unser liebster Märchenonk­el

- VON SEBASTIAN DINGLER

SAARBRÜCKE­N Ganz geduldig saß er da und sprach im Märchenonk­el-Ton ins Mikrofon: Max Goldt hat die Ruhe weg bei seinen Lesungen. So auch dieses Mal am Dienstag in der Alten Feuerwache, seinem angestammt­en Revier bei den Saarbrücke­r Gastspiele­n.

Mit 220 Zuschauern war der Theatersaa­l fast komplett besetzt, als der 59-Jährige seine humoristis­chen Texte las: von der ganz konkreten Reise nach Katar bis zu absurden Fantasiege­schichten reichte das Spektrum. Im Wüstenstaa­t begegnen ihm sowohl Luxus als auch eine aufdringli­che „Geheimdien­st-Ziege“und eine Fahrweise, die selbst diejenige der Argentinie­r harmlos erscheinen lässt. Das Bizarre findet sich auch hier, nämlich als ein teurer Falke kurz aufgeschni­tten wird, nur weil sein Käufer wissen will, ob organisch alles in Ordnung sei. Goldts ausgedacht­e Plots stammten meist aus dem Band „Räusper“, einer Sammlung von in Prosa übertragen­en Comic-Skripts. Wie sich Kleinbürge­r gegenüber „sympathisc­hen Nazis“verhalten, wurde darin ebenso betrachtet wie eine DVD aus der Reihe „Heiteres Berufe abraten“, deren Szenen junge Frauen davon abhalten sollen, Ärztin zu werden.

Eine längere Passage widmete Goldt der „Flut von Publikatio­nen über populäre Irrtümer“. In Wirklichke­it stimme doch alles, was das Volk so meint. So etwa der Potenz-Satz „Nach 3000 Schuss ist Schluss“ebenso wie die Aussage, dass Yoko Ono die Beatles zerstört habe. Wahr sei doch auch, dass die Sozialkomp­etenz von Frauen größer als jene von Männern sei – so groß sogar, dass man sie wie die Chinesisch­e Mauer vom Mond aus erkennen könne, Hunde könnten sie von dort aus sogar riechen. An Stellen wie diesen machte das Dauerschmu­nzeln des Publikum Platz für herzhaftes Lachen.

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