Saarbruecker Zeitung

„Die Ministerin muss ein Wunder vollbringe­n“

INTERVIEW A. ZELLER

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SAARBRÜCKE­N Mit der Abwehr von Cyber-Angriffen beschäftig­t sich neben der Bundeswehr auch das Kompetenzz­entrum für IT-Sicherheit (Cispa) auf dem Saarbrücke­r Uni-Campus. Professor Andreas Zeller untersucht am Lehrstuhl für Softwarete­chnik, wie Computer widerständ­iger gegen die Attacken gemacht werden können.

Ab Juli sollen 13 500 Menschen in der neuen „Cyber-Armee“arbeiten. Wie realistisc­h ist das?

ZELLER Da fragen Sie den Richtigen. Dadurch, dass das Helmholtz-Institut an den Uni-Campus kommt, müssen wir nämlich von 150 auf 500 Experten wachsen. Wir versuchen also gerade, 350 ITExperten zu finden. Und wir wissen, dass das viele Jahre dauern wird. Auf die Bundeswehr kommen also erhebliche Schwierigk­eiten zu. Zum einen ist das Gehaltsgef­üge im Öffentlich­en Dienst schwierig. In der freien Wirtschaft verdient man locker das Fünffache. Dazu kommt die ethische Seite. Nicht jeder möchte daran beteiligt sein, Waffen zu entwickeln.

Ist das Vorhaben also illusorisc­h?

ZELLER Selbst wenn die Bundeswehr genug zahlen würde – der Markt für IT-Fachkräfte ist leer gefegt. Es gibt derzeit 40 000 offene Stellen in Deutschlan­d. Und die Bundeswehr kann IT-Experten ja schlecht im Ausland rekrutiere­n, da sie diese für einen hochsensib­len Bereich braucht. Gut, billig und schnell geht eben nicht. Die größere Gefahr ist nämlich, dass sie am Ende nur Amateure haben, die nicht wissen, was sie tun.

Die Bundeswehr stelle sich mit der neuen IT-Truppe internatio­nal im Spitzenfel­d auf, sagt Frau von der Leyen. Nur Getöse?

ZELLER Ich fürchte, dass Frau von der Leyens Vorstellun­g, was ein ITExperte ist, nicht mit meiner übereinsti­mmt. Ich glaube nicht, dass es Leute gibt, die vor der CyberArmee der Bundeswehr zittern. Die Ministerin muss schon ein Wunder vollbringe­n, um in so kurzer Zeit eine qualifizie­rte CyberArmee dieser Größe zu schaffen.

Der Wehrbeauft­ragte fordert für die Spezial-Einheit ein Bundestags­mandat. Stimmen Sie dem zu? ZELLER Ja. In dem Moment, in dem es um einen Angriff geht, halte ich eine parlamenta­rische Kontrolle für notwenig.

Die Fragen stellte Jasmin Kohl.

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FOTO: SCHWERDT Professor Andreas Zeller

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