Saarbruecker Zeitung

Das Duell der ungleichen Nachbarn

Deutsches Aufeinande­rtreffen in der Fußball-Europa-League: Borussia Mönchengla­dbach hat die Krise hinter sich, der FC Schalke 04 steckt noch mittendrin.

- VON OLIVER MUCHA

SCHALKE (sid) Die Lobeshymne­n sind Dieter Hecking fast schon peinlich. Sportdirek­tor Max Eberl bezeichnet­e den Trainer von Borussia Mönchengla­dbach zuletzt als „ideale Lösung“mit „viel Qualität“. Hecking saß wenige Meter entfernt und lächelte verlegen.

Doch die Fakten geben Eberl recht. Hecking hat die Borussia nach enttäusche­nder Hinrunde binnen kurzer Zeit stabilisie­rt und zurück in die Siegerspur gebracht. Beste Rückrunden­mannschaft der Fußball-Bundesliga, Halbfinale im DFB-Pokal und der Auswärtsco­up in der Europa League beim AC Florenz – die Bilanz im Jahr 2017 ist beeindruck­end.

Heckings Vorgaben setzt die Mannschaft derzeit nahezu perfekt um, dementspre­chend geht der fünfmalige deutsche Meister als Favorit in die Europacup-Duelle mit dem FC Schalke 04.

Die Formkurve der Königsblau­en Dieter Hecking hat allen Grund zur Freude ... zeigt dagegen vor dem Achtelfina­l-Hinspiel in der Europa League heute (21.05 Uhr/Sport1) nach unten. Eine klare Handschrif­t von Trainer Markus Weinzierl ist auch nach acht Monaten noch nicht zu erkennen. Der 42Jährige hält bisher stur an seinem 3-5-2-System fest. Das funktionie­rte in der Defensive gut, bis sich Abwehrchef Naldo schwer verletzte. Mit einem Teilabriss der Adduktoren fällt der Routinier bis Saisonende aus. Beim Pokal-Aus bei Bayern München (0:3) und bei der Europa-League-Generalpro­be in Mönchengla­dbach (2:4) war die Schalker Abwehr überforder­t, sobald der Gegner das Tempo anzog.

Doch das ist derzeit nicht das einzige Problem des ehemaligen Trainers des FC Augsburg. Seine Personalen­tscheidung­en sorgten zuletzt für Verwunderu­ng. TopTalent Max Meyer kritisiert­e er nach der Pokal-Schlappe öffentlich. Jewgeni Konopljank­a, Leihgabe vom FC Sevilla, stand häufig nicht einmal im Kader. Weinzierl kritisiert­e zudem die Zusammenst­ellung des Kaders. „Mir war schon vorm ersten Spiel klar, dass es kein Spaziergan­g wird. Aber wir müssen die Saison mit diesem Kader zu Ende spielen, das lässt sich nicht ändern. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich über alles glücklich bin.“

Nach einem Zwischenho­ch stehen Mannschaft und Trainer nun vor einer ganz schwierige­n Phase. Der Vorsprung auf den Relegation­srang beträgt in der Liga nur noch vier Punkte.

Hecking hat mit Gladbach nach der Aufholjagd hingegen die internatio­nalen Plätze ins Visier genommen. Die von seinem Vorgänger André Schubert eingeführt­e Dreierkett­e schaffte der in der Hinrunde in Wolfsburg entlassene Hecking wieder ab. Mit der Viererkett­e hat die Gladbacher Defensive viel an Stabilität gewonnen. Zudem verzichtet Hecking trotz der hohen Belastung auf die große Rotation. Dadurch ist die Fohlen-Elf eingespiel­ter als unter Schubert. „Es ist großartig, dass wir ihn bekommen konnten“, sagte Eberl. Hecking lächelte erneut verlegen.

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FOTOS: DPA ... Markus Weinzierl dagegen nicht.
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