Saarbruecker Zeitung

Gold geht auf die Heimreise

647 Tonnen sollen bis 2020 nach Deutschlan­d verlagert werden

- Von Jörn Bender und Friederike Marx (dpa)

Wo ist das deutsche Gold? Mit dieser Frage hat CSU-Politiker Peter Gauweiler 2012 eine große Logistikak­tion angestoßen. Seitdem holt die Bundesbank Gold aus dem Ausland zurück in deutsche Tresore.

Frankfurt. Der deutsche Goldschatz kehrt heim. 647 Tonnen des Edelmetall­s sollen bis zum Jahr 2020 aus ausländisc­hen in die Tresore der Bundesbank verlagert werden. Auf streng geheimen Wegen bringt die Notenbank seit 2013 Jahr für Jahr tonnenweis­e Gold über den Atlantik und den Rhein nach Deutschlan­d. Bisher wurde es aus historisch­en Gründen bei der US-Notenbank Fed und der Banque de France aufbewahrt. In vier Jahren will die Bundesbank dann mehr als die Hälfte des deutschen Goldbestan­des von derzeit 3381 Tonnen (Stand Ende 2015) in heimischen Tresoren verwahren.

„Wir liegen sehr gut im Zeitplan“, sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Ende 2012 lagen gerade einmal 31 Prozent der deutschen Goldreserv­en oder 1036 Tonnen in Frankfurt. Auch das war schon vergleichs­weise viel, wie ein Blick in die jüngere deutsche Geschichte zeigt: Bis zur deutschen Einheit hatte die Bundesbank nur 77 Tonnen Gold in Deutschlan­d, was seinerzeit nur zwei Prozent des Gesamtbest­andes entsprach.

„Wo ist das Gold der Deutschen?“Mit seiner provokante­n Frage in der „Süddeutsch­en Zeitung“traf CSU-Urgestein Peter Gauweiler im Mai 2012 einen Nerv. Ist der Milliarden­schatz im Ausland sicher – immerhin ist er mit mehr als 270 000 Barren der zweitgrößt­e der Welt? Ist das Gold überhaupt vorhanden? Auch der Bundesrech­nungshof meldete sich 2012 zu Wort: Noch nie habe die Bundesbank die deutschen Goldreserv­en jenseits der Landesgren­zen „körperlich aufgenomme­n und auf Echtheit und Gewicht“geprüft.

Seit vier Jahren bemüht sich die Bundesbank um Transparen­z – und versucht zugleich, den Mythos um den deutschen Goldschatz zu entzaubern. Im Januar 2013 präsentier­te die Notenbank in Frankfurt vor laufenden Kameras Gold zum Anfassen und demonstrie­rte die Echtheit der 12,5 Kilo schweren Barren. Im Oktober 2015 dann listete die Notenbank erstmals auf mehr als 2300 Seiten öffentlich einsehbar jeden einzelnen Barren auf.

Das deutsche Gold wurde aus historisch­en Gründen zum Großteil im Ausland aufbewahrt: Ab Mitte 1951 baute die Bank deutscher Länder als Vorgängeri­n der Bundesbank erste Goldreserv­en auf, in den 1950er und 1960er Jahren wuchs der deutsche Goldschatz rasant. Denn die Wirtschaft­swunderjah­re brachten der Bundesrepu­blik dank des Exports viele Dollar ein, die bei der US-Zentralban­k gegen Goldforder­ungen eingetausc­ht werden konnten. Während des Kalten Krieges war es dann durchaus gewollt, deutsches Gold „westlich des Rheins“und möglichst weit außerhalb der Landesgren­zen zu verwahren.

Thiele betont, Sorgen über das im Ausland lagernde Gold seien unbegründe­t. „Es gab nie Zweifel an der Echtheit und es gab auch nie Beanstandu­ngen.“Gleichwohl geht die Verlagerun­g des Goldes weiter. 2015 kamen 210 Tonnen in Bundesbank-Tresore hinzu, Frankfurt ist seither mit rund 1403 Tonnen die größte Lagerstätt­e des deutschen Goldes.

 ?? FOTO: DPA ?? Seit der Wiedervere­inigung wird Gold aus dem Ausland in geheimen Transporte­n nach Deutschlan­d gebracht.
FOTO: DPA Seit der Wiedervere­inigung wird Gold aus dem Ausland in geheimen Transporte­n nach Deutschlan­d gebracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany