PRESSESCHAU
Die „Berliner Morgenpost“wirbt nach dem Anschlag von Berlin für Geduld und Besonnenheit:
Unglück und Leid bringen das Beste und zugleich das Düsterste im Menschen hervor. Hier die unermüdlichen Einsatzkräfte (. . .), die ruhigen Bitten um Wachsamkeit und Besonnenheit. Dort die wenigen Schamlosen, die hetzen, bevor überhaupt klar ist, was genau geschah. Es braucht Kraft, ausgerechnet dann Geduld zu bewahren, wenn die Spekulationswut am heftigsten tobt. (. . .) „Friede auf Erden“, fordern die himmlischen Heerscharen, vor allem aber: „Fürchtet euch nicht.“So lautet die ewig richtige Botschaft (. . .).
Die „Aachener Zeitung“kritisiert vorschnelle Schuldzuweisungen nach dem Attentat:
„Es sind Merkels Tote“, hat Marcus Pretzell, AfD-Spitzenkandidat für die NRW-Landtagswahl, unmittelbar nach dem Vorfall am Montagabend geschrieben. Wenn gemordet und anschließend so argumentiert wird, (. . .), spielen sich der Attentäter beziehungsweise sein Auftraggeber auf der einen Seite und ein Heißsporn wie Pretzell auf der anderen Seite in die Hände. Beide wollen Angst und Hass schüren, sie wollen das zugrunde richten, was diese Republik stark und attraktiv gemacht hat: Offenheit, Liberalität, Rücksicht, Anstand.
Ähnlich argumentiert die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“:
Schuld am Terror ist nicht die deutsche Partei A oder B. Schuld am Terror sind allein jene, die anderen aus ideologischen oder religiösen Gründen das Lebensrecht absprechen. Gegenüber diesen Drahtziehern, Planern und Hasspredigern müssen wir neue Saiten aufziehen. Unsere Liberalität muss, so paradox es klingt, mit neuer Härte verteidigt werden. Die freie Gesellschaft muss das Jämmerliche, das Erbärmliche des Terrors bloßlegen.
Der Kommentar der „NordwestZeitung“(Oldenburg) hat einen anderen Zungenschlag:
Da kommt hier Verständnis auf, weil „Muslime ständig provoziert werden“. Dort ruft man nach dem Standgericht für die Kanzlerin. Doch die vermeintlich gemäßigte Mainstreamhaltung ist kaum weniger gefährlich. Da werden nämlich Denk- und Frageverbote aufgestellt. Begriffe wie „Populismus“, „Hetze“und „unerträglich“sind Universalwaffen, um für das politische Establishment und den linksliberalen Mainstream unangenehme Fragen aus dem gesellschaftlichen Diskurs auszumerzen, sie zu tabuisieren.