Saar-Minister Jost rügt „Billigmasche“im Lebensmittelhandel
Nach Ansicht des Umweltministers spielen Bio-Bauern in der „Champions League”
Saarbrücken. Der saarländische Minister für Umwelt und Verbraucherschutz, Reinhold Jost (SPD), fordert von Lebensmittelhändlern ein Ende der „Billigmasche und Preisdrückerei“. Nicht nur das nasse Wetter erschwere die Situation vieler Landwirte, sondern auch die Preise, die den Wert der Lebensmittel nicht wiedergäben, erklärte Jost gestern.
Minister Reinhold Jost ist stolz auf das Erreichte: Das Saarland sei bundesweit Tabellenführer bei den ökologisch bewirtschafteten Flächen. Staatszuschüsse für weitere Ökoanbau-Aspiranten gibt es allerdings nicht.
Saarbrücken. Gut gelaunt hat gestern Umwelt-, Justiz- und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) sein Sommergespräch mit Journalisten in der Saarbrücker Staatskanzlei eingeleitet. „Wir haben mit Erschrecken feststellen müssen, dass das Saarland bei den Grillmeisterschaften auf dem letzten Platz gelandet ist“, sagte Jost mit betont ernster Miene. Das erkläre sich daraus, dass die Mannschaft aus Luxemburgern und Pfälzern bestanden habe. Zudem hätten keine Lyoner und Rostwürste gegrillt werden dürfen. Angesichts der Tatsache, dass er den Lyoner gerettet habe, sei dies ein „übles Foul“. Es sei eine Ministerratsvorlage geplant, um künftig mit der besten Mannschaft bei Meisterschaften anzutreten: Unter dem Motto „Jost am Rost“und „Kulli-Bulli“würden sich er und sein Freund Klaus Bouillon (CDU) der „großen Herausforderung“stellen.
Danach folgte der bei Sommergesprächen in der Staatskanzlei übliche Vortrag über die Erfolge des Ministeriums, etwa was den Hochwasserschutz, die Ausweisung von Naturschutzgebieten, Genehmigungen von Windkraftanlagen, Gewässerbelastung mit polychlorierten Biphenylen (PCB) oder die Lebensmittelprüfungen anbetraf. Besonders stolz zeigte sich Jost darüber, dass das Saarland beim ökologischen Landbau in der „Champions League“spiele. „Die Anzahl der nach ökologischen Richtlinien wirtschaftenden Bauern hat sich seit 2000 verdreifacht, von 42 auf 138 Betriebe“, sagte Jost. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche habe sich im gleichen Zeitraum sogar verfünffacht, von 3,2 auf 16 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Saarlands, was 12 000 Hektar entspreche.
Seit vergangenem Herbst hat Jost allerdings einen Antragsstopp für Bauern, die ihre konventionelle Erzeugung mit staatlichen Fördermitteln auf ökologisch umstellen wollen, verfügt. Das sei „nicht einfach zu kommunizieren“, doch er sei froh, dass das Saarland bundesweit Platz eins bei der ökologisch bewirtschafteten Fläche (Bundesschnitt: 6,5 Prozent) belege. Für die staatliche Förderperiode für die Umstellung auf Ökolandbau stünden bis 2020 elf Millionen Euro zur Verfügung. Da habe er bereits zwei Millionen nachfinanziert, sagte Jost. Zudem habe es auch Umstellungsanträge etwa einer Pferdepension gegeben, die keine landwirtschaftlichen Produkte produziere, so Jost.
Zum Einsatz des unter Krebsverdacht stehenden Unkrautvertilgungsmittels Glyphosat auf öffentlichen Flächen sagte Jost, dass er dafür einen Ministervorbehalt erlassen haben. Er habe den Kommunen keine Genehmigungen mehr erteilt, das Pflanzengift etwa auf Friedhöfen oder in Parkanlagen einzusetzen. Der Landesbetrieb für Straßenbau setzte dieses Jahr an den Straßenrändern nur 60 Liter Glyphosat ein. „Es gilt das Prinzip: So wenig wie möglich, so viel wie nötig“, betonte Jost. Ein völliger Verzicht auf Glyphosat stehe in der Landwirtschaft des Landes wegen der vielen Hanglagen, die ein Unterpflügen des Unkrauts und der daraus entstehenden Erosion unmöglich machten, nicht zur Debatte.