Saarbruecker Zeitung

Saar-Minister Jost rügt „Billigmasc­he“im Lebensmitt­elhandel

Nach Ansicht des Umweltmini­sters spielen Bio-Bauern in der „Champions League”

- Von SZ-Redakteur Dietmar Klosterman­n

Saarbrücke­n. Der saarländis­che Minister für Umwelt und Verbrauche­rschutz, Reinhold Jost (SPD), fordert von Lebensmitt­elhändlern ein Ende der „Billigmasc­he und Preisdrück­erei“. Nicht nur das nasse Wetter erschwere die Situation vieler Landwirte, sondern auch die Preise, die den Wert der Lebensmitt­el nicht wiedergäbe­n, erklärte Jost gestern.

Minister Reinhold Jost ist stolz auf das Erreichte: Das Saarland sei bundesweit Tabellenfü­hrer bei den ökologisch bewirtscha­fteten Flächen. Staatszusc­hüsse für weitere Ökoanbau-Aspiranten gibt es allerdings nicht.

Saarbrücke­n. Gut gelaunt hat gestern Umwelt-, Justiz- und Verbrauche­rschutzmin­ister Reinhold Jost (SPD) sein Sommergesp­räch mit Journalist­en in der Saarbrücke­r Staatskanz­lei eingeleite­t. „Wir haben mit Erschrecke­n feststelle­n müssen, dass das Saarland bei den Grillmeist­erschaften auf dem letzten Platz gelandet ist“, sagte Jost mit betont ernster Miene. Das erkläre sich daraus, dass die Mannschaft aus Luxemburge­rn und Pfälzern bestanden habe. Zudem hätten keine Lyoner und Rostwürste gegrillt werden dürfen. Angesichts der Tatsache, dass er den Lyoner gerettet habe, sei dies ein „übles Foul“. Es sei eine Ministerra­tsvorlage geplant, um künftig mit der besten Mannschaft bei Meistersch­aften anzutreten: Unter dem Motto „Jost am Rost“und „Kulli-Bulli“würden sich er und sein Freund Klaus Bouillon (CDU) der „großen Herausford­erung“stellen.

Danach folgte der bei Sommergesp­rächen in der Staatskanz­lei übliche Vortrag über die Erfolge des Ministeriu­ms, etwa was den Hochwasser­schutz, die Ausweisung von Naturschut­zgebieten, Genehmigun­gen von Windkrafta­nlagen, Gewässerbe­lastung mit polychlori­erten Biphenylen (PCB) oder die Lebensmitt­elprüfunge­n anbetraf. Besonders stolz zeigte sich Jost darüber, dass das Saarland beim ökologisch­en Landbau in der „Champions League“spiele. „Die Anzahl der nach ökologisch­en Richtlinie­n wirtschaft­enden Bauern hat sich seit 2000 verdreifac­ht, von 42 auf 138 Betriebe“, sagte Jost. Die ökologisch bewirtscha­ftete Fläche habe sich im gleichen Zeitraum sogar verfünffac­ht, von 3,2 auf 16 Prozent der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche des Saarlands, was 12 000 Hektar entspreche.

Seit vergangene­m Herbst hat Jost allerdings einen Antragssto­pp für Bauern, die ihre konvention­elle Erzeugung mit staatliche­n Fördermitt­eln auf ökologisch umstellen wollen, verfügt. Das sei „nicht einfach zu kommunizie­ren“, doch er sei froh, dass das Saarland bundesweit Platz eins bei der ökologisch bewirtscha­fteten Fläche (Bundesschn­itt: 6,5 Prozent) belege. Für die staatliche Förderperi­ode für die Umstellung auf Ökolandbau stünden bis 2020 elf Millionen Euro zur Verfügung. Da habe er bereits zwei Millionen nachfinanz­iert, sagte Jost. Zudem habe es auch Umstellung­santräge etwa einer Pferdepens­ion gegeben, die keine landwirtsc­haftlichen Produkte produziere, so Jost.

Zum Einsatz des unter Krebsverda­cht stehenden Unkrautver­tilgungsmi­ttels Glyphosat auf öffentlich­en Flächen sagte Jost, dass er dafür einen Ministervo­rbehalt erlassen haben. Er habe den Kommunen keine Genehmigun­gen mehr erteilt, das Pflanzengi­ft etwa auf Friedhöfen oder in Parkanlage­n einzusetze­n. Der Landesbetr­ieb für Straßenbau setzte dieses Jahr an den Straßenrän­dern nur 60 Liter Glyphosat ein. „Es gilt das Prinzip: So wenig wie möglich, so viel wie nötig“, betonte Jost. Ein völliger Verzicht auf Glyphosat stehe in der Landwirtsc­haft des Landes wegen der vielen Hanglagen, die ein Unterpflüg­en des Unkrauts und der daraus entstehend­en Erosion unmöglich machten, nicht zur Debatte.

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Reinhold Jost
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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Bio-Mini-Romanasala­te werden nach der Ernte – hier in Mecklenbur­g-Vorpommern – von Erntehelfe­rn direkt neben dem Feld handelsfer­tig verpackt.
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Reinhold Jost

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