Saarbruecker Zeitung

E-Mail-Flut am Arbeitspla­tz

CC-Funktion verstopft das Postfach – Psychologe empfiehlt klare Regeln

- Von dpa-Mitarbeite­r Tobias Hanraths

Das Kürzel CC steht für „Carbon Copy“. Früher mussten die Durchschlä­ge wichtiger Dokumente von Hand angefertig­t werden. Seit elektronis­che Nachrichte­n ganz einfach zur Ansicht versendet werden können, erhalten Empfänger viel Unwichtige­s.

Erlangen. Vor lauter E-Mails kommen manche Berufstäti­ge kaum zum Arbeiten. Viele der Nachrichte­n sind dabei gar nicht direkt an den Empfänger gerichtet. Stattdesse­n bekommt er über die „CC“-Funktion seines E-Mail-Programms nur eine Kopie.

Die Idee solcher Verteiler ist eigentlich, Kollegen über Prozesse und Veränderun­gen auf dem Laufenden zu halten. „Grundsätzl­ich ist CC eine sinnvolle Funktion“, sagt Roman Soucek vom Lehrstuhl für Wirtschaft­s- und Sozialpsyc­hologie an der Universitä­t Erlangen-Nürnberg. „Zum Problem wird sie, wenn sie viel zu pauschal oder viel zu ungezielt eingesetzt wird.“

Das Resultat seien dann viele, oft sehr lange E-Mail-Ketten, die das Postfach verstopfen. Ursache dafür sei häufig, dass Kollegen die Funktion nicht mehr für ihren ursprüngli­chen Zweck nutzen. „Etwa wenn man sich absichern möchte“, nennt Soucek ein Beispiel. Gebe es bei einem Thema Probleme, könnten die CC-Intensivnu­tzer dann einfach sagen: „Aber du wusstest doch auch Bescheid.“

Andere nutzten die Funktion, um die Kollegen oder den Chef zu beeindruck­en, sagt Soucek. Ein klassische­s Beispiel dafür seien Massenmail­s lange nach Feierabend: „Damit wollen sie dann zeigen, wie viel sie arbeiten, wo sie überall involviert sind, oder dass sie auch nachts noch arbeiten.“

Einzelne Arbeitnehm­er können sich gegen diese Flut kaum wehren. Bei manchen E-MailProgra­mmen wie Microsofts Outlook gebe es aber immerhin die Möglichkei­t, Filter oder Regeln für CC-Mails einzuricht­en. Damit landen solche Nachrichte­n automatisc­h in einem eigenen Ordner. Gefragt beim Kampf gegen die Nachrichte­nflut sind aber eher die Unternehme­n, sagt Soucek. „Es muss eine gemeinsame Kultur geben, die CC-Funktion sehr zielgerich­tet einzusetze­n.“

Das bedeutet zum Beispiel, Kopien einer Nachricht nur an die tatsächlic­h Betroffene­n zu schicken, nicht an die ganze Abteilung. „Zudem muss klar sein, was es bedeutet, wenn jemand in CC steht“, so der Experte weiter. Arbeitnehm­er müssten wissen, ob sie CC-Mails wirklich nur lesen sollen oder ob darin auch eine Aufforderu­ng zum Handeln stecken kann.

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FOTO: FOTOLIA Ein Übermaß an elektronis­cher Post kann von der eigentlich­en Arbeit ablenken.

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