Saarbruecker Zeitung

Erst einmal Abstand gewinnen

Bundestrai­ner Joachim Löw vermeidet klares Bekenntnis zum Weitermach­en

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Nach dem EM-Aus im Halbfinale gegen Frankreich steht für Bundestrai­ner Joachim Löw und seine Mannschaft erst einmal Urlaub auf dem Programm. Löw wird sich aber auch mit seiner Zukunft beschäftig­en.

Frankfurt. Bastian Schweinste­iger plant auf Mallorca seine Hochzeit, Joachim Löw freut sich auf seinen Sardinien-Urlaub. Während der Kapitän nach dem EMAus wichtigere Dinge im Kopf hat als seine Zukunft beim Weltmeiste­r, wird den Bundestrai­ner aber auch unter der Sonne am Mittelmeer das Thema Nationalma­nnschaft schwer beschäftig­en. Zwar steht der Saisonauft­akt erst am 31. August in Mönchengla­dbach gegen Finnland auf dem Programm. Nach seinen schwammige­n Aussagen im Anschluss an die 0:2-Niederlage im EM-Halbfinale gegen Frankreich am Donnerstag in Marseille muss er aber vorher die Spekulatio­nen um seine Person beenden.

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte zwar nach der Rückkehr in Frankfurt im Brustton der Überzeugun­g verkündet, dass es „nichts zu spekuliere­n, nichts zu interpreti­eren“gebe, aber Löws Aussagen stehen nun mal im Raum. Der Bundestrai­ner hatte kurz nach dem Schlusspfi­ff auf die Frage, ob er gegen Finnland auf der Bank sitzen werde, zögerlich mit leiser Stimme geantworte­t: „Ich denke mal.“Grindel, der lieber heute als morgen den Vertrag mit Löw über die WM-Endrunde 2018 in Russland hinaus verlängern würde, misst dieser Aussage keine große Bedeutung zu: „Es gilt zu akzeptiere­n, dass der Bundestrai­ner darum bittet, die Ruhe zu bekommen, ein solches Turnier zu analysiere­n.“

Auf dem Rückflug von Marseille nach Frankfurt wollte der Bundestrai­ner mit seinem Vorgesetzt­en ebensoweni­g über seine Zukunft sprechen wie nach der Landung. Nur einen Handschlag, aber keine Signale Richtung Saison 2016/17 hatte Löw für den neuen DFB-Boss übrig. Dass er die Verantwort­lichen des Verbandes auf die Folter spannt, ist allerdings nichts Neues. Auch nach seinen vorherigen vier Turnieren als Cheftraine­r hatte sich Löw für ein paar Wochen zurückgezo­gen. Ob im beschaulic­hen Freiburg, seiner zweiten Heimat Berlin oder auf Sardinien sucht er Abstand vom Fußball. „Das brauche ich, um wieder Energie zu tanken“, sagte Löw bereits vor Wochen. Er will selbst für sich herausfind­en, ob er für die kommenden Aufgaben bereit ist. Welche Ziele habe ich noch? Welche Reize kann ich bei der Nationalma­nnschaft in den nächsten zwei Jahren setzen?

Nach dem bitteren HalbfinalA­us bei der EM 2012 in Warschau gegen Italien (1:2) stand seine Zukunft wochenlang in den Sternen. Löw gab später zu, dass er ernsthaft über einen Rücktritt nachgedach­t habe. Und auch vor zwei Jahren nach dem WM-Triumph von Brasilien zögerte der ehemalige Klinsmann-Assistent, ehe er klipp und klar erklärte, dass er bis zur EM in Frankreich weitermach­t.

Nach der unglücklic­hen Halbfinal-Niederlage gegen den EMGastgebe­r gab es keinen Grund, dieses Prozedere zu wiederhole­n. Dennoch zieht sich der Bundestrai­ner zurück. Vielleicht sieht man ihn in den kommenden Tagen aber schon wieder lächelnd im feinen Zwirn. Denn angeblich ist Löw zur Hochzeit seines Kapitäns Schweinste­iger mit dem serbischen Tennisstar Ana Ivanovic eingeladen worden. sid

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Joachim Löw hat sich noch nicht zu seiner Zukunft geäußert.

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