Das Trauerspiel geht weiter
Bahnhof in Friedrichsthal findet einen neuen Käufer mit unbekannten Absichten
Der Verfall des Friedrichsthaler Bahnhofs schreitet unaufhaltsam voran. Gleichwohl ist die Immobilie nun wieder verkauft worden. Was aus dem Gebäude werden soll, ist auch der Stadtverwaltung nicht bekannt.
Friedrichsthal. Der Bahnhof in Friedrichsthal schreibt Geschichte. Eine regionale zwar, aber auch eine offenbar unendliche. Wie in der jüngsten Sitzung des Werksausschusses des Stadtrates im nicht öffentlichen Teil zu erfahren war, hat das unter Denkmalschutz stehende und mittlerweile völlig verwahrloste Gebäude schon wieder einen Käufer gefunden. Erst vor vier Jahren ging die zweistöckige Immobilie für rund 2000 Euro von der Deutschen Bahn an einen privaten Käufer. Nun hat dieser, der sich angeblich in Spanien niedergelassen hat, das Haus veräußert – für mehr als 20 000 Euro. Und zwar angeblich an zwei Männer, die zu den nötigen Terminen mit Dolmetscher erschienen, weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig seien.
Die Bahn muss den weiteren
Der Friedrichsthaler Bahnhof in seiner ganzen ,,Pracht".
Fortgang der Geschehnisse nicht interessieren, wohl aber die Stadtverwaltung, die keine Handhabe hat gegen Käufer, von denen man nicht weiß, was sie mit dem Haus noch vorha- ben. Tatsache ist: Wer hier investieren und Neues schaffen will, braucht viel Geld, mehrere Millionen muss er investieren, um die Immobilie auf Vordermann zu bringen. Denn hier ist so ziemlich alles kaputt, was kaputt gehen kann. Und hoffnungslos veraltet, man kann es auf den ersten Blick unschwer erkennen. Und, wie gesagt, das Gebäude steht unter Denkmal- schutz, was Sanierung unter behördlicher Aufsicht bedeutet.
Das Haus war eine Zeit lang auf einer Immobilien-Internetseite angepriesen worden, für 39 000 Euro plus Nebenkosten. Für zehn Zimmer, allein 400 Quadratmeter Wohnfläche, auf einem ungefähr 6500 Quadratmeter großen Grundstück. Die kreative Beschreibung im weltweiten Netz lautete: ,,Abschreibungsobjekt, Bahnhofsgebäude für vielfältige Nutzung“mit dem Hinweis, es sei ,,für Gewerbe- und Wohnzwecke geeignet“. Und nun rätseln Bürger und Verwaltung, was mit dem mehr als 100 Jahre alten, einst hochherrschaftlichen Prunkbau mit Gleisanschluss geschieht, der sich heute als halbe Ruine darstellt. Die Untere Bauaufsicht des Regionalverbandes hatte den vorangegangenen Eigentümer mit Auflagen und Fristen hinsichtlich seiner Verkehrssicherungspflicht bedacht, doch geschehen ist nichts. Auf mehreren Metern war infolge eines beschädigten Zauns der Zutritt zu den eingestürzten Dachbauten frei. Deshalb sah sich die Stadt veranlasst, den zu den Bahngleisen zugewandten Bereich wegen akuter Unfallgefahr abzusichern.