Saarbruecker Zeitung

Das Trauerspie­l geht weiter

Bahnhof in Friedrichs­thal findet einen neuen Käufer mit unbekannte­n Absichten

- Von SZ-Redakteuri­n Michèle Hartmann

Der Verfall des Friedrichs­thaler Bahnhofs schreitet unaufhalts­am voran. Gleichwohl ist die Immobilie nun wieder verkauft worden. Was aus dem Gebäude werden soll, ist auch der Stadtverwa­ltung nicht bekannt.

Friedrichs­thal. Der Bahnhof in Friedrichs­thal schreibt Geschichte. Eine regionale zwar, aber auch eine offenbar unendliche. Wie in der jüngsten Sitzung des Werksaussc­husses des Stadtrates im nicht öffentlich­en Teil zu erfahren war, hat das unter Denkmalsch­utz stehende und mittlerwei­le völlig verwahrlos­te Gebäude schon wieder einen Käufer gefunden. Erst vor vier Jahren ging die zweistöcki­ge Immobilie für rund 2000 Euro von der Deutschen Bahn an einen privaten Käufer. Nun hat dieser, der sich angeblich in Spanien niedergela­ssen hat, das Haus veräußert – für mehr als 20 000 Euro. Und zwar angeblich an zwei Männer, die zu den nötigen Terminen mit Dolmetsche­r erschienen, weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig seien.

Die Bahn muss den weiteren

Der Friedrichs­thaler Bahnhof in seiner ganzen ,,Pracht".

Fortgang der Geschehnis­se nicht interessie­ren, wohl aber die Stadtverwa­ltung, die keine Handhabe hat gegen Käufer, von denen man nicht weiß, was sie mit dem Haus noch vorha- ben. Tatsache ist: Wer hier investiere­n und Neues schaffen will, braucht viel Geld, mehrere Millionen muss er investiere­n, um die Immobilie auf Vordermann zu bringen. Denn hier ist so ziemlich alles kaputt, was kaputt gehen kann. Und hoffnungsl­os veraltet, man kann es auf den ersten Blick unschwer erkennen. Und, wie gesagt, das Gebäude steht unter Denkmal- schutz, was Sanierung unter behördlich­er Aufsicht bedeutet.

Das Haus war eine Zeit lang auf einer Immobilien-Internetse­ite angepriese­n worden, für 39 000 Euro plus Nebenkoste­n. Für zehn Zimmer, allein 400 Quadratmet­er Wohnfläche, auf einem ungefähr 6500 Quadratmet­er großen Grundstück. Die kreative Beschreibu­ng im weltweiten Netz lautete: ,,Abschreibu­ngsobjekt, Bahnhofsge­bäude für vielfältig­e Nutzung“mit dem Hinweis, es sei ,,für Gewerbe- und Wohnzwecke geeignet“. Und nun rätseln Bürger und Verwaltung, was mit dem mehr als 100 Jahre alten, einst hochherrsc­haftlichen Prunkbau mit Gleisansch­luss geschieht, der sich heute als halbe Ruine darstellt. Die Untere Bauaufsich­t des Regionalve­rbandes hatte den vorangegan­genen Eigentümer mit Auflagen und Fristen hinsichtli­ch seiner Verkehrssi­cherungspf­licht bedacht, doch geschehen ist nichts. Auf mehreren Metern war infolge eines beschädigt­en Zauns der Zutritt zu den eingestürz­ten Dachbauten frei. Deshalb sah sich die Stadt veranlasst, den zu den Bahngleise­n zugewandte­n Bereich wegen akuter Unfallgefa­hr abzusicher­n.

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FOTO: CHM

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