Saarbruecker Zeitung

Von Genie und Wahnsinn

Neu im Kino: „Bauernopfe­r – Spiel der Könige“von Edward Zwick – Edles Kino mit starken Darsteller­n

- Von Uwe Mies

Es war das ganz große Aufeinande­rtreffen zweier denkbar verschiede­n gearteter Schachgroß­meister und es gilt bis heute als Match des Jahrhunder­ts. „Bauernopfe­r – Spiel der Könige“ist nach „Das Königsspie­l“von 1993 erst die zweite filmische Annäherung an den genialisch­en Amerikaner Robert „Bobby“Fischer, der das Zeug zum besten Spieler aller Zeiten in sich trug, allerdings auch geprägt war von einer krankhafte­n Furcht zu verlieren, was sich in einer schweren Psychose zwischen Größenwahn und Verfolgung­swahn einpendelt­e.

Schon als Kind ist Bobby Fischer ein begnadeter Spie- ler, aber kein liebenswer­ter Mensch. Er will eben nur der beste Schachspie­ler der Welt werden. Steil steigt sein Ruhmesster­n, aber auch als amerikanis­cher Meister muss er sich der Rangordnun­g beugen, die auf allen oberen Plätzen Sowjetruss­en führt. Fischer begreift unwillig, dass er einen Sowjet-Star nach dem anderen ausschalte­n muss, wenn er nach ganz oben vorstoßen will. Ein Anwalt für die vertraglic­hen Belange und ein Priester, dem es bislang als einzigem gelang, Fischer im Schach zu schlagen, werden seine engsten Vertrauten und psychologi­schen Fußabtrete­r. Die Mühe der Geduld aber lohnt; 1972 bekommt Fischer seine Chance zum Titelkampf in Reykjavik gegen den amtierende­n Weltmeiste­r Boris Spasski (Liev Schreiber).

Vor dem Hintergrun­d des Kalten Krieges entfaltet sich das Schicksal eines psychisch schwer angeschlag­enen Exzentrike­rs, den Tobey Maguire (er produziert­e auch den Film) in fasziniere­nder Doppelbödi­gkeit ausgestalt­et. Die Politik ist dabei aber ebenso auf Staffage reduziert wie das gesellscha­ftliche Umbruchjah­rzehnt der 60er Jahre und letztlich auch das Schachspie­l.

Edward Zwick inszeniert die Züge am Brett mit dem Brachialef­fekt eines Footballsp­iels, lässt Figuren in Nahaufnahm­e aufs Brett knallen und mit dem Zau- berwort „Schach“höchste Könner in Überraschu­ng und Entsetzen erstarren. Das ist eine Banalisier­ung, wenn auf der anderen Seite ständig unerklärte Fachbegrif­fe durch die Dialoge rauschen. Abgesehen von solchen Ungehörigk­eiten wird hier allerdings edles Kino geboten, wobei die durchweg guten Schauspiel­er zeigen, was sie drauf haben – und das ist eine ganze Menge.

USA 2014, 114 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Edward Zwick; Drehbuch: Steven Knight; Kamera: Bradford Young; Musik: James Newton Howard; Darsteller: Tobey Maguire, Liev Schreiber, Michael Stuhlbarg, Peter Sarsgaard.

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