Saarbruecker Zeitung

Die Podcasts sind zurück

Sie schienen von gestern, doch das Angebot ist heute vielfältig­er denn je – und wächst

- Von dpa-Mitarbeite­r Michel Winde

Etwa zehn Jahre ist es her, dass Podcasts in Deutschlan­d eine Welle der Aufmerksam­keit auslösten. Diese verebbte allerdings ziemlich schnell. Nun sind die abonnierba­ren Audio- und Videobeitr­äge wieder beliebt wie lange nicht.

München. Die Amerikaner sind den Deutschen wieder mal voraus: Podcasts erleben in den Vereinigte­n Staaten ein Revival, seitdem 2014 die Serie „Serial“an den Start ging. Millionen Hörer fesselte die investigat­ive Recherche der Reporterin Sarah Koenig. Die deutschen Podcast-Macher wollen daran anknüpfen – und die Zeichen stehen gut.

Von 2014 auf 2015 hat sich die Quote der deutschen PodcastHör­er fast verdoppelt. 13 Prozent der Onlinenutz­er ab 14 Jahren haben im vergangene­n Jahr zumindest selten AudioPodca­sts genutzt – im Vorjahr waren es nur sieben Prozent. Immerhin fünf Prozent der 14bis 29-Jährigen hörten laut aktueller ARD/ZDF-Onlinestud­ie täglich Podcasts.

„Die Podcasting-Szene wird explodiere­n“, sagt der Digitalexp­erte Rex Sorgatz für 2016 für den amerikanis­chen Markt voraus. In Deutschlan­d sind Podcasts bislang ein Nischendin­g, das vielfach als Hobby betrieben wird. Das Angebot indes ist riesig: Allein in den Top 20 der iTunes-Charts vom 23. Februar reicht die Bandbreite von Fitness- über Fremdsprac­henbis zu Vorlese-Podcasts zum Einschlafe­n. Viele davon sind Sendungen, die vorher schon im Radio liefen. Kanzlerin Angela Merkel erklärt die Welt seit 2006 in ihren Videos.

Anfang März geht das Berliner Podcast-Netzwerk „Castronaut­en“an den Start, Ende Januar hat sich „Viertausen­dhertz“– eigenen Angaben zufolge das erste Podcastlab­el im deutschspr­achigen Raum – gegründet. „Aufwendig produziert­e Features, Serien in horizontal­er Erzählweis­e, aber auch innovative Interviewf­ormate“werden angekündig­t. In der Erzählweis­e orientiere man sich an amerikanis­chen Vorbildern, sagt Mitgründer Nicolas Semak.

Weitere Indizien für einen anhaltende­n Podcast-Trend: Apple hat die Podcast-App auf seinen iPhones mittlerwei­le bei der Auslieferu­ng vorinstall­iert. Google kündigt an, dass Podcasts in Kürze bei „Google Play Musik“angeboten werden. Und auch Streamingd­ienste wie Spotify haben jetzt vereinzelt Podcasts im Angebot. Apple, Google, Spotify – diese großen Namen könnten bei der weiteren Verbreitun­g von Podcasts eine wichtige Rolle spielen, meint die Medienfors­cherin Nele Heise.

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FOTO: SCHIERENBE­CK/DPA Podcasts liefern Informatio­nen – und es gibt neue Erzählform­ate zu entdecken.

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