Saarbruecker Zeitung

Bouillon sieht jetzt „Notstand“bei Flüchtling­en

Hilferuf des Saar-Innenminis­ters – Im Juli deutlich mehr Asylbewerb­er

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Allein im Juli sind 900 Asylbewerb­er ins Saarland gekommen, deutlich mehr als in den Vormonaten. Innenminis­ter Klaus Bouillon warnt vor einer „Katastroph­e“, weil zu wenig Wohnungen da sind. Saarbrücke­n. Die Unterbring­ung der Flüchtling­e im Saarland wird zu einem immer größeren Problem. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) spricht inzwischen von einem „übergesetz­lichen Notstand“. Weder Politik noch Gesellscha­ft seien vorbereite­t auf das, was noch komme. „Ohne Wohnraum steuern wir auf eine Katastroph­e zu“, sagte Bouillon gestern in Saarbrücke­n. Allein im Juli seien 900 Flüchtling­e ins Saarland gekommen, überwiegen­d Syrer. Das sind rund doppelt so viele wie im Schnitt der Vormonate. „Damit hat niemand gerechnet“, so Bouillon. Weiter verschärft werde das Problem in Zukunft noch durch den Familienna­chzug. Der Innenminis­ter beklagte, der Bund tue viel zu wenig, um zu helfen. Wenn Geld für Griechenla­nd da sei, müsse dies auch für Länder und Kommunen gelten.

Bouillon bot Städten und Gemeinden an, eigene Asylbeglei­ter einzustell­en, die Klaus Bouillon nicht auf die Sparvorgab­en angerechne­t werden. Zudem sollten Bürgermeis­ter, um keine Zeit zu verlieren, Aufträge zur Sanierung von Wohnungen bis 100 000 Euro künftig ohne Ausschreib­ung vergeben können. Bouillon plädierte auch dafür, BauStandar­ds für Wohnungsgr­ößen und Dämmung zu senken. Das Land brauche „schnellstm­öglich“mindestens 500 Wohneinhei­ten. Bouillon sagte auch, er stelle bei den ehrenamtli­chen Helfern „erste Ermüdungse­rscheinung­en“fest: „Viele sind am Ende ihrer Kräfte.“

Ein Grund für den Zustrom sei, dass sich herumgespr­ochen habe, dass die Asylverfah­ren im Saarland besonders schnell abgewickel­t würden. Die Landesaufn­ahmestelle in Lebach sei mit 1585 Menschen überbelegt, so dass die Asylbewerb­er künftig schon nach zwei statt wie bislang nach vier Wochen auf die Kommunen verteilt werden müssten. Es würden alle Möglichkei­ten geprüft, um auf dem Gelände der Aufnahmest­elle neuen Wohnraum zu schaffen. Container seien auf dem Markt inzwischen aber schon nicht mehr zu bekommen. FDP-Landeschef Oliver Luksic forderte eine zweite Landesaufn­ahmestelle, um die Kommunen zu entlasten. > Seiten B2, B 3: Interview, Berichte

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