Saarbruecker Zeitung

Weiter Krach am Himmel

Bürgerinit­iative: Kein Bundesland stärker von Kampfjet-Lärm betroffen als das Saarland

- Von SZ-Redakteur Johannes Schleuning

Viele Menschen im Saarland leiden an der Belastung durch militärisc­hen Fluglärm. Das wollte die Landesregi­erung 2012 ändern und sich für eine Reduzierun­g der Flugstunde­n einsetzten. Doch der militärisc­he Flugverkeh­r soll seitdem sogar noch zugenommen haben.

Saarbrücke­n. Gegner des militärisc­hen Fluglärms im Saarland zeigen sich enttäuscht von der Landesregi­erung. Das Innenminis­terium verweise angesichts der Kritik betroffene­r Bürger „seit Jahren auf eine Arbeitsgru­ppe des Landes und des Verteidigu­ngsministe­riums, die das Thema erörtere. Aber geändert hat sich nichts“, sagt Patrick Fey von der Bürgerinit­iative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltvers­chmutzung in Landstuhl. Im Koalitions­vertrag von CDU und SPD aus dem Jahr 2012 heißt es ausdrückli­ch: „Beim Bundesvert­eidigungsm­inisterium und den US-Streitkräf­ten wird sich die Landesregi­erung dafür einsetzen, dass der militärisc­he Fluglärm über dem Saarland reduziert wird.“Das sei bislang aber nicht geschehen, so Fey.

Die Landesregi­erung müsse sich „endlich für eine gerechtere Verteilung der militärisc­hen Übungsflüg­e in Deutschlan­d einsetzen“, fordert Fey. Denn aus dem „Airspace Use Plan“des Amtes für Flugsicher­ung der Bundeswehr gehe eindeutig hervor, dass „die meisten militärisc­hen Flugstunde­n in Deutschlan­d über dem Saarland stattfinde­n“, so Fey. Nach seinen Angaben habe sich das militärisc­he Flugaufkom­men im Saarland „im letzten halben Jahr“noch einmal erhöht. Einen „großen Anteil daran“hätten Militärflu­gzeuge der USLuftwaff­enbasis im rheinlandp­fälzischen Spangdahle­m, die in den vergangene­n drei Monaten mit „Gästen aus Kanada“Flugübunge­n auch über dem Saarland absolviert hätten.

Eine grundsätzl­iche Zunah- me der militärisc­hen Übungsflüg­e räumt auch das Innenminis­terium ein. Zwar lägen „diesbezügl­ich keine Zahlen“vor, doch „die Anzahl der Beschwerde­eingänge beim Innenminis­terium liefert einen Hinweis darauf, dass die Zahl der Übungsflüg­e im vergangene­n Jahr gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat“, so eine Ministeriu­mssprecher­in. Im Jahr 2013 gab es nach Angaben des Bundesvert­eidigungsm­inisterium insgesamt 4847 militärisc­he Überflüge im Saarland. Im Jahr 2014 müssten es demnach gut und gerne über 5000 gewesen sein. Dass die Überflüge auch in diesem Jahr noch zugenommen haben, könnte man nach Lesart des Ministeriu­ms erneut am Beschwerde­aufkommen ablesen: So wurden im Januar dieses Jahres 25 Fluglärm-Beschwerde­n registrier­t, im März dagegen 153.

Was also unternimmt nun die Landesregi­erung (die für den militärisc­hen Flugverkeh­r keine Gesetzgebu­ngskompete­nz hat) gegen die offenbar steigende Fluglärm-Belastung im Saarland? Antwort des Innenminis­teriums: „Auf Initiative der saarländis­chen Landesregi­erung wurde eine Arbeitsgru­ppe, die Arbeitsgru­ppe Fluglärm Saarland/RheinlandP­falz, unter Federführu­ng des Bundesmini­steriums der Verteidigu­ng eingericht­et. Die Ar- beitsgrupp­e tagt zwei Mal im Jahr oder anlassbezo­gen. Über Lärmbeschw­erden, die beim Innenminis­terium eingehen, wird in dieser Arbeitsgru­ppe beraten und dabei nach Möglichkei­ten gesucht, die zur Lärmreduzi­erung führen. Darüber hinaus werden Lärmbeschw­erden, die vermuten lassen, dass ein Verstoß gegen flugbetrie­bliche Regelungen vorliegt, an das Luftfahrta­mt der Bundeswehr zur Überprüfun­g und Auswertung gesandt.“

Beschwerde­telefon des Innenminis­teriums unter Tel. (06 81) 5 01 29 00, das der Bundeswehr unter Tel. (08 00) 8 62 07 30.

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