Saarbruecker Zeitung

Stimmung in der Koalition erreicht neuen Tiefpunkt

Weiter Streit um Mindestloh­n – Ton verschärft sich deutlich

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„Blinde Ideologen“, „Stammtisch­parolen“, „Heckenschü­tzen“: Der Streit in der großen Koalition um den Daueraufre­ger Mindestloh­n spitzt sich zu. Ministerin Nahles schließt Änderungen allerdings aus.

Berlin/München. Nach einem weitgehend ergebnislo­sen Koalitions­gipfel in der Nacht zu gestern ist die Stimmung in der schwarz-roten Koalition angespannt wie selten zuvor. Vor allem zwischen SPD und CSU nehmen die verbalen Attacken beim Dauerstrei­t-Thema Mindestloh­n erkennbar zu. SPD- Generalsek­retärin Yasmin Fahimi warf CSU-Chef Horst Seehofer und Generalsek­retär Andreas Scheuer gestern vor, sie hätten sich beim Mindestloh­n verrannt und unsouverän agiert. Sie könne nicht nachvollzi­ehen, „woher diese trotzigen Stammtisch­parolen kommen“, meinte Fahimi. Für die SPD sei es ein gro- ßer Erfolg, dass der Mindestloh­n beim Koalitions­gipfel unangetast­et geblieben sei. „Es wird keinen Mindestloh­n light mit der SPD geben“, sagte sie.

Scheuer wiederum gab der SPD die Schuld an der ergebnislo­sen Sitzung. „Die SPD verfällt in Angststarr­e“, sagte er und ergänzte: „Der Koalitions­ausschuss war die lange Nacht der SPD-Blockade. Eine Arbeitsmin­isterin, die sich Augen und Ohren zuhält, verkennt die millionenf­achen Praxisprob­leme von Unternehme­rn, Arbeitnehm­ern und Ehrenamtli­chen beim Mindestloh­n.“Schon vor dem Treffen hatte Seehofer seinen Unmut über die SPD deutlich gemacht und das Verhalten des Bündnispar­tners als „schwere Belastung“bezeichnet. Zugleich hatte Scheuer über „SPD-Heckenschü­tzen“geklagt. Heftig fiel gestern auch die Reaktion des Chefs der CSU-Mittelstan­ds-Union, Hans Michelbach, aus: „In der SPD haben blinde Ideologen das Ruder übernommen, denen die rote Klassenkam­pfbrille den Blick auf die Wirklichke­it trübt.“

Die Union dringt weiter auf Änderungen an dem zu Jahresbegi­nn in Kraft getretenen Gesetz, um Unternehme­n von ihrer Ansicht nach unnötigem bürokratis­chen Aufwand zu entlasten. Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) nannte die Dokumentat­ionspflich­ten dagegen erneut angemessen und notwendig.

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Yasmin Fahimi
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Horst Seehofer

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