Saarbruecker Zeitung

Die sprudelnde Quelle

Thermalwas­ser machte Spa in Belgien im 16. Jahrhunder­t bekannt – Heute gibt es viele Wellness-Angebote

- Von unserer Mitarbeite­rin Katharina Rolshausen

Sanus per aquam – Gesundheit durch Wasser: Die Anfangsbuc­hstaben der lateinisch­en Wörter bilden den Begriff Spa. Doch in der gleichnami­gen belgischen Kurstadt gibt es eine andere Erklärung für den Ursprung der Wellness-Bewegung.

Spa. Es fühlt sich an wie ein Bad in 35 Grad warmem Sprudel. 20 Minuten prickelt es angenehm am ganzen Körper, Ruhe macht sich breit. Ein Kohlensäur­ebad in den Thermen von Spa ist ein wohltuende­s Erlebnis. Es wirkt entspannen­d und der ganze Körper wird durch die unzähligen kleinen Bläschen massiert. Außerdem sollen die Blutgefäße erweitert und die Durchblutu­ng bis in die kleinsten Gefäße gefördert werden, was den Blutdruck senkt und sonstige Folgen von Stress und Anspannung lindern kann. Gebadet wird in einer Kupferwann­e, sanfte Musik und der Blick auf den Wald sorgen für Wohlgefühl.

Es ist das Thermalwas­ser, das den Ort Spa seit vielen Jahren populär macht. Clémentine, Reine und Marie-Henriette heißen die drei Quellen, aus denen das wertvolle Gut sprudelt. Ins- gesamt gibt es in der Umgebung von Spa rund 300 Quellen. Ihre wohltuende Wirkung ist seit Langem bekannt – und der Grund für den Aufstieg des kleinen Örtchens zum „Café de l’Europe“, zum „belgischen Monaco“. Die ersten Kurgäste kamen im 16. Jahrhunder­t – um Wasser zu trinken. Die Menge wurde auf kleinen Elfenbeint­äfelchen notiert.

Da einige der Thermalwäs­ser von Spa stark mineralisc­h schmecken, wurden Anis und Kardamom beigefügt – was auch der Verdauung erleichter­te. Im Lauf der Zeit reisten Adelige, Künstler und reiche Bürger zur Kur hierher. Unter ihnen war auch Marie-Henriette, die zweite belgische Königin, die bis zu ihrem Tod mehrere Jahre in Spa lebte. Die goldenen Zeiten erlebte der Ort in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunder­ts, in der Belle Époque. Damals entstanden viele prächtige Herrenhäus­er und Villen, die noch heute vom Reichtum ihrer damaligen Bewohner und der „guten, alten Zeit“erzählen. Auch Casaonova, Zar Peter der Große, Albert Einstein, Alexander Dumas und Jacques Offenbach zählten zu den Gästen. Ihre Namen sind auf einem Gedenkstei­n unweit der alten Therme zu finden.

Das prächtige, aber in die Jahre gekommene Gebäude steht inmitten des Ortes, unweit von Theater und Casino, das als ältestes der Welt gilt. Das Ensemble ist prunkvoll und erzählt von mondänen Zeiten. Doch die Thermen, die 1868 eröffnet wurden, sind längst geschlosse­n. Was aus dem geschichts­trächtigen Gebäude einmal werden soll, ist noch nicht entschiede­n: ein Veranstalt­ungsort, eine Kongressha­lle, ein Hotel? Seit 2003 gibt es die neuen, modernen Thermen in Spa. Oberhalb des Stadtzentr­ums, auf dem Hügel „Colline d’Annette et Lubin“, thront das Wellnesspa­radies in waldiger Umgebung. Zwar gibt es Parkplätze bei der Anlage, doch viele nutzen die kleine, gläserne Bergbahn, um in wenigen Minuten nach oben zu gelangen. Der Gebäudekom­plex der Thermen besticht durch offene Architektu­r mit klaren Linien, sanften Bögen und großzügige­n Fensterwän­den. Zum Angebot zählen eine große Badelandsc­haft mit vielfältig­en Erlebnisel­ementen, zwei Saunawelte­n, Bäderthera­pie, Massagen, Fitnessstu­dio mit Personal Training sowie Beauty- und Wellnessan­gebote.

Woher der Begriff Spa stammt, wird in der Therme beantworte­t. Er kommt vom Lateinisch­en „spagere“, also „besprengen“oder „hervorspru­deln“, oder von „Sparsa fontana“– die sprudelnde Quelle. Dass der Begriff Spa, der heute als Synonym für Wellness- und Wohlfühlwe­lten dient, aus den Anfangsbuc­hstaben von „Sanus per aquam“(Gesundheit durch Wasser) besteht, gilt in Spa als falsch. Die Bewohner sind stolz, dass der Name ihrer Stadt von den berühmten Gästen in die Welt getragen wurde.

Die Formel 1 zu Gast

Doch nicht jeder verbindet Spa mit Wellness und Erholung. Der Ort rückt einmal im Jahr mit einer Großverans­taltung in den Fokus von Motorsport­fans auf der ganzen Welt. Dann macht die Formel 1 Halt in Spa-Francorcha­mps. Die Rennstreck­e liegt rund 13 Kilometer außerhalb des Ortszentru­ms. Neben dem Großen Preis vom Belgien, der in diesem Jahr am 23. August stattfinde­t, werden dort ganzjährig Rennen veranstalt­et. Echte Fans genießen dann die Aussicht auf die Rennbolide­n, den Motorenlär­m und vielleicht sogar den Geruch von Benzin. Gesünder und für die meisten auch entspannen­der ist es, in die Kupferwann­e einzutauch­en, die Luftbläsch­en auf der Haut zu spüren und sich ganz dem Wohlgefühl hinzugeben.

thermesdes­pa. com

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FOTOS: THERMES DE SPA 1868 haben die Thermen in Spa (unten) eröffnet. Das alte Gebäude steht noch immer dort, ist aber mittlerwei­le verlassen. Die neuen Wellness-Landschaft­en (oben) der belgischen Kurstadt liegen auf einem Hügel oberhalb des Zentrums.
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Die Wellness-Möglichkei­ten in Spa sind vielfältig. Neben den Bäderthera­pien gibt es Fitnesssow­ie Massage-Angebote.

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