Die sprudelnde Quelle
Thermalwasser machte Spa in Belgien im 16. Jahrhundert bekannt – Heute gibt es viele Wellness-Angebote
Sanus per aquam – Gesundheit durch Wasser: Die Anfangsbuchstaben der lateinischen Wörter bilden den Begriff Spa. Doch in der gleichnamigen belgischen Kurstadt gibt es eine andere Erklärung für den Ursprung der Wellness-Bewegung.
Spa. Es fühlt sich an wie ein Bad in 35 Grad warmem Sprudel. 20 Minuten prickelt es angenehm am ganzen Körper, Ruhe macht sich breit. Ein Kohlensäurebad in den Thermen von Spa ist ein wohltuendes Erlebnis. Es wirkt entspannend und der ganze Körper wird durch die unzähligen kleinen Bläschen massiert. Außerdem sollen die Blutgefäße erweitert und die Durchblutung bis in die kleinsten Gefäße gefördert werden, was den Blutdruck senkt und sonstige Folgen von Stress und Anspannung lindern kann. Gebadet wird in einer Kupferwanne, sanfte Musik und der Blick auf den Wald sorgen für Wohlgefühl.
Es ist das Thermalwasser, das den Ort Spa seit vielen Jahren populär macht. Clémentine, Reine und Marie-Henriette heißen die drei Quellen, aus denen das wertvolle Gut sprudelt. Ins- gesamt gibt es in der Umgebung von Spa rund 300 Quellen. Ihre wohltuende Wirkung ist seit Langem bekannt – und der Grund für den Aufstieg des kleinen Örtchens zum „Café de l’Europe“, zum „belgischen Monaco“. Die ersten Kurgäste kamen im 16. Jahrhundert – um Wasser zu trinken. Die Menge wurde auf kleinen Elfenbeintäfelchen notiert.
Da einige der Thermalwässer von Spa stark mineralisch schmecken, wurden Anis und Kardamom beigefügt – was auch der Verdauung erleichterte. Im Lauf der Zeit reisten Adelige, Künstler und reiche Bürger zur Kur hierher. Unter ihnen war auch Marie-Henriette, die zweite belgische Königin, die bis zu ihrem Tod mehrere Jahre in Spa lebte. Die goldenen Zeiten erlebte der Ort in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, in der Belle Époque. Damals entstanden viele prächtige Herrenhäuser und Villen, die noch heute vom Reichtum ihrer damaligen Bewohner und der „guten, alten Zeit“erzählen. Auch Casaonova, Zar Peter der Große, Albert Einstein, Alexander Dumas und Jacques Offenbach zählten zu den Gästen. Ihre Namen sind auf einem Gedenkstein unweit der alten Therme zu finden.
Das prächtige, aber in die Jahre gekommene Gebäude steht inmitten des Ortes, unweit von Theater und Casino, das als ältestes der Welt gilt. Das Ensemble ist prunkvoll und erzählt von mondänen Zeiten. Doch die Thermen, die 1868 eröffnet wurden, sind längst geschlossen. Was aus dem geschichtsträchtigen Gebäude einmal werden soll, ist noch nicht entschieden: ein Veranstaltungsort, eine Kongresshalle, ein Hotel? Seit 2003 gibt es die neuen, modernen Thermen in Spa. Oberhalb des Stadtzentrums, auf dem Hügel „Colline d’Annette et Lubin“, thront das Wellnessparadies in waldiger Umgebung. Zwar gibt es Parkplätze bei der Anlage, doch viele nutzen die kleine, gläserne Bergbahn, um in wenigen Minuten nach oben zu gelangen. Der Gebäudekomplex der Thermen besticht durch offene Architektur mit klaren Linien, sanften Bögen und großzügigen Fensterwänden. Zum Angebot zählen eine große Badelandschaft mit vielfältigen Erlebniselementen, zwei Saunawelten, Bädertherapie, Massagen, Fitnessstudio mit Personal Training sowie Beauty- und Wellnessangebote.
Woher der Begriff Spa stammt, wird in der Therme beantwortet. Er kommt vom Lateinischen „spagere“, also „besprengen“oder „hervorsprudeln“, oder von „Sparsa fontana“– die sprudelnde Quelle. Dass der Begriff Spa, der heute als Synonym für Wellness- und Wohlfühlwelten dient, aus den Anfangsbuchstaben von „Sanus per aquam“(Gesundheit durch Wasser) besteht, gilt in Spa als falsch. Die Bewohner sind stolz, dass der Name ihrer Stadt von den berühmten Gästen in die Welt getragen wurde.
Die Formel 1 zu Gast
Doch nicht jeder verbindet Spa mit Wellness und Erholung. Der Ort rückt einmal im Jahr mit einer Großveranstaltung in den Fokus von Motorsportfans auf der ganzen Welt. Dann macht die Formel 1 Halt in Spa-Francorchamps. Die Rennstrecke liegt rund 13 Kilometer außerhalb des Ortszentrums. Neben dem Großen Preis vom Belgien, der in diesem Jahr am 23. August stattfindet, werden dort ganzjährig Rennen veranstaltet. Echte Fans genießen dann die Aussicht auf die Rennboliden, den Motorenlärm und vielleicht sogar den Geruch von Benzin. Gesünder und für die meisten auch entspannender ist es, in die Kupferwanne einzutauchen, die Luftbläschen auf der Haut zu spüren und sich ganz dem Wohlgefühl hinzugeben.
thermesdespa. com