Saarbruecker Zeitung

„Versorgung­ssicherhei­t geht vor“

Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger geht bei der geplanten Kohle-Abgabe auf Distanz zu Sigmar Gabriel

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger erwartet schwierige Verhandlun­gen auf Bundeseben­e über die künftige Energiepol­itik. Auch Vorgaben der EU sorgten für Bedingunge­n, die den Saar-Betrieben Planungssi­cherheit nehmen.

Saarbrücke­n. Wenn die Bundesregi­erung keine zusätzlich­en Maßnahmen ergreift, hält SaarWirtsc­haftsminis­terin Anke Rehlinger (SPD) das selbst formuliert­e Ziel der Klimaschon­ung durch Einsparung von rund 20 Millionen Tonnen CO2 bis 2020 nicht mehr für erreichbar. Eine nationale Klimaabgab­e für ältere Kohlekraft­werke, wie sie Bundes- Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) favorisier­t, hält Rehlinger jedoch auch für den falschen Weg.

Vor Unternehme­rn des Umweltpakt­es Saar in der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) sagte Rehlinger gestern, die Bundesländ­er mit hohem Braunkohle­anteil, insbesonde­re im Osten, liefen schon Sturm gegen Gabriel und die vorgegeben­en Klimaziele. Es sei eine sehr sensible Frage, wie sich das Saarland hierzu positionie­rt, räumte Rehlinger ein. „Ich stelle mich auch nicht bedenkenlo­s an die Stelle von NordrheinW­estfalen. Das kann zu Verschlimm­besserunge­n führen, weil auch Nordrhein-Westfalen den Anteil der Braunkohle zur künftigen Energiever­sorgung wieder mehr ins Gespräch brin- gen will. Ich will nicht das Geschäft der Braunkohle erledigen. Hier ist Vorsicht an der Bahnsteigk­ante geboten“, betonte Rehlinger.

Die Ministerin kündigte an, das Saarland werde auf Bundeseben­e eine eigene Position einbringen. Diese soll ausdrückli­ch auch die Position des saarländis­chen Kraftwerks­parks stärken. Es müsse sichergest­ellt werden, dass die Energie-Versorgung­ssicherhei­t an der Saar jederzeit gewährleis­tet ist. „Versorgung­ssicherhei­t geht vor.“Es dürfe nicht dazu kommen, dass Kraftwerke in der Re- gion vom Netz genommen werden und man dann zur Versorgung­ssicherhei­t auf Atomstrom aus Cattenom angewiesen ist. Generell helfe es den Unternehme­n auch nichts, wenn einmal verabschie­dete Gesetze wie das Erneuerbar­e-Energien- Gesetz (EEG) immer wieder neu hinterfrag­t werden. Dies und auch die von der EU gewollte Revisionsk­lausel im Jahr 2017 zur Überprüfun­g der Rahmenbedi­ngungen am Energiemar­kt würden die Investitio­nsbereitsc­haft hemmen. Energie müsse für die Saar-Wirtschaft aber auf Dauer sicher und bezahlbar bleiben, ein Energiekon­zept zudem auf Nachhaltig­keit ausgelegt sein.

Unterdesse­n machen auch die Gewerkscha­ften mobil gegen die von Gabriel favorisier­te Kohle-Abgabe für über 20 Jahre alte Kraftwerke. So haben die IG BCE und Verdi zu einer Demonstrat­ion morgen in Berlin aufgerufen. Sie wollen vor das Kanzleramt ziehen. Nach ihrer Argumentat­ion gefährden die Pläne der Bundesregi­erung Tausende von Arbeitsplä­tzen.

In der Diskussion­srunde der IHK kam auch die Elektromob­ilität und ihre Bedeutung für den Standort Saarland zur Sprache. Hier argumentie­rte Rehlinger, das Thema sei von vielen Akteuren in der Region zu früh auf die Agenda gesetzt und zu hoch gehängt worden. „Wir sollten hier mehr Realitätss­inn an den Tag legen“, so die Ministerin. Angesichts enger Finanzmitt­el sei es sinnvoll, zunächst zu untersuche­n, wie man innerstädt­isch Elektromob­ilität fördern kann.

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Anke Rehlinger

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