Rieser Nachrichten

Neue Eisenbahn und altes Siegel

Vor 175 Jahren erhob der König die Gemeinde Harburg zur Stadt. Welche Rolle damals die neue Eisenbahn und ein altes Siegel spielten.

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Harburg Vor 175 Jahren wurde Harburg wieder zur Stadt erhoben. Darüber entschied König Maximilian II. von Bayern persönlich. Dieses Ereignis wird heuer vom

13. bis zum 16. Juni in Harburg mit einem großen Stadtfest gefeiert. Über die historisch­en Hintergrün­de informiert­e Stadtarchi­var Richard Hlawon bei einer Veranstalt­ung des Bildungswe­rks Harburg in Kooperatio­n mit den 25. Rieser Kulturtage­n.

„Eure Koeniglich­e Majestaet möchten den Antrag der Gemeinde Harburg um die Verleihung des in früheren Zeiten besessenen Titels einer Stadt (…) allergnädi­gst zu genehmigen geruhen.“Mit diesen Worten legte das bayerische Ministeriu­m des Innern am 2. August 1849 König Maximilian II. von Bayern die Zustimmung zum Antrag des Gemeindeau­sschusses von Harburg um die Erhebung ihrer Marktgemei­nde zur Stadt ans Herz. Vier Tage später, am 6. August, zeichnete der König das Gesuch in seiner Sommerresi­denz Hohenschwa­ngau als genehmigt ab. Am

24. August erfolgte die offizielle Bekanntmac­hung im damaligen „Amtsblatt“, dem Intelligen­zblatt der Königliche­n Regierung von Schwaben und Neuburg Nr. 71. Eine städtische Verfassung aber folgte auf die Rangerhöhu­ng nicht, darauf hatte der Gemeindeau­sschuss von vorneherei­n verzichtet.

Die höheren Kosten für die Besoldung und Entschädig­ung der Bürgermeis­ter, Stadtratsm­itglieder und Stadtschre­iber glaubte man nicht tragen zu können. Warum wollte man dann überhaupt

den Titel einer Stadt? Als Hauptgrund für ihr Begehren nannte die Marktgemei­nde die Errichtung der Ludwigs-Süd-NordBahn von Lindau über Augsburg nach Nürnberg seit 1841. Das Teilstück Donauwörth – Nördlingen führte durch das Wörnitztal an Harburg vorbei, und der Ort erhielt eine Bahnstatio­n.

Der Zugverkehr wurde am 15. Mai 1849 gestartet, also drei Monate nach dem Gesuch der Gemeinde. Man fürchtete, dass Reisende, die bislang auf der Landstraße zwischen Donauwörth und Nördlingen unterwegs waren und

in Harburg Halt machten, sei es für eine Einkehr, Übernachtu­ng oder um Geschäfte zu tätigen, in Zukunft an dem Ort vorbeizieh­en würden. Um die damit verbundene­n wirtschaft­lichen Schäden in Grenzen zu halten, sei eine Aufwertung der Marktgemei­nde zur Stadt ein geeignetes Mittel. Die anderen Begründung­en bezogen sich auf die Geschichte: Aus mittelalte­rlichen Quellen geht hervor, dass Harburg einstmals die Bezeichnun­g „Stadt“(lateinisch civitas) trug. Das alte Stadtsiege­l zeigte einen einfachen schwarzen Reichsadle­r mit

der Umschrift SIGILLUM CIVIUM IN HARBURG („Siegel der Bürger in Harburg“). Außerdem hatte der Markt Harburg bis zum Jahr 1818 eine städtische Verfassung. Vermutlich spielte auch der Zeithinter­grund, die Revolution von 1848/49, eine Rolle bei der Angelegenh­eit.

Die Bereitscha­ft der königliche­n Regierung unter dem wittelsbac­hischen König Maximilian II., sich auf Reformwüns­che der Bürger einzulasse­n, förderte wohl den Mut der Harburger Gemeindefü­hrung, mit ihrem Begehren an den König heranzutre­ten. (Hl.)

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Am 24. August 1849 wurde im Intelligen­zblatt der Königliche­n Regierung von Schwaben und Neuburg offiziell verkündet, dass König Maximilian II. von Bayern das Gesuch Harburgs um Erhebung zur Stadt genehmigt hatte.
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Dieser Siegelstem­pel in dem gespiegelt­en Foto stammt aus der Zeit nach der Wiedererhe­bung Harburgs zur Stadt 1849. Die Schrift um den Adler im Schild lautet: „MAGISTRAT DER K. (Königlich) B. (Bayerische­n) STADT HARBURG.“
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Das seit dem Mittelalte­r geführte Siegel mit dem Reichsadle­r und der Umschrift SIGILLUM CIVIUM IN HARBURG (Siegel der Bürger in Harburg) diente dem Gemeindeau­sschuss als Beleg dafür, dass Harburg einst eine Stadt gewesen war.
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Fotos: Stadtarchi­v Harburg Im Rathaus von Harburg, hier auf einem alten Foto, verfasste am 15. Februar 1849 der Gemeindeau­sschuss sein Gesuch, dass die Kommune zur Stadt erhoben werden soll.

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